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SGK232 - Feuerhexen über New York

SGK232 - Feuerhexen über New York

Titel: SGK232 - Feuerhexen über New York
Autoren: Larry Brent
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Sherman erlebte beim ersten Besuch schon so etwas wie
eine wirkliche Erfüllung. Im stillen mußte sie sich eingestehen, daß jener
erste Besuch sie bereits innerlich gewandelt hatte.
    Dies hing damit zusammen, daß die Führerin der Gruppe, deren Namen
niemand kannte und die jeder respektvoll nur >Sie< nannte, es
vortrefflich verstand auf die Sorgen des einzelnen Mitgliedes einzugehen. Im
Gespräch mit ihr hatte man das Gefühl, es mit einer großen, verständigen
Freundin zu tun zu haben.
    >Sie< war nicht viel älter als die meisten Angehörigen der
Sekte und scharte nur gleichgesinnte junge Frauen um sich, mit denen sie eine
geistige Erneuerung versuchte.
    Die Sekte nannte sich >Flamme der Erlösung<. Schon von ihrem
ersten Abend in der Versammlung nahm Janet Sherman Eindrücke mit, von denen sie
wüßte, daß sie sie ihr Leben lang nicht vergessen würde.
    Was dort unter der Leitung der jugendlichen Priesterin vor sich
ging, sprengte ihr Weltbild. Der Geist war zu mehr fähig, als allgemein
angenommen wurde.
    Und gerade das wollte >Sie< für alle spür- und erlebbar
machen.
    Die Sekretärin stand am zugezogenen Fenster und blickte über
Manhattans düstere Häuserschluchten. Eine Lichtschlange bewegte sich auf den
breiten Straßen. Auto reihte sich an Auto. Nach der Arbeit des Tages waren die
New Yorker wieder unterwegs, um sich irgendwo in einem Kino, einem Theater oder
einer Snack-Bar zu vergnügen.
    Janet Sherman atmete tief durch.
    Eine Zeitlang hatte sie all diese Menschen beneidet, die wußten,
was sie mit ihrer freien Zeit anfingen, die Bekannte und Freunde hatten. Wie
oft hatte sie sich einsam und verlassen gefühlt und war verzweifelt gewesen
über ihr Leben, das ihr nicht das brachte, was sie sich erhofft hatte.
    Doch nun vermißte sie eigenartigerweise nichts mehr. Der erste
Besuch in der >Flamme der Erlösung< schien sie bereits innerlich
gewandelt zu haben.
    >Sie< hatte mit ihnen allen Großes vor.
    Janet war nur Besucherin gewesen, eine, die nicht wirklich in die
Gemeinschaft gehörte und die sich erst mal den ganzen >Betrieb< anschauen
wollte, ehe sie sich für einen eventuellen Beitritt entschied.
    »Du bist übervorsichtig«, hatte Ethel Merchart lachend auf eine
diesbezügliche Bemerkung erwidert. »Zugegeben anfangs hegte ich natürlich auch
ein gewisses Mißtrauen. Aber es war nicht so arg wie das deine, Janet. Ich
spürte sofort hier sind Leute, die es gut mit dir meinen .«
    »Aber eins versteh ich nicht«, hatte die Sekretärin entgegnet.
»Warum sind nur Mädchen und Frauen in der Gemeinschaft ?«
    »Weil es die Frauen sind, die die Welt verändern können, Janet!
Das hat >Sie< voll erkannt. Ich würde mein Leben für sie geben, wenn sie
dies verlangen sollte. Wir haben uns alle Treue bis in den Tod geschworen.
Jeder ist für den anderen da. Und in einer solchen Gemeinschaft, wo eine
geistige und seelische Harmonie herrscht, erwachen Kräfte, die in jedem von uns
schlummern und die durch >Sie< nur noch verstärkt werden .«
    Es war neun Uhr abends. Ein Mittwoch. Und mittwochs trafen sie
sich immer in dem Haus zwei Straßenzüge weiter.
    Janet Sherman ließ ihren Blick über die Dächer gleiten. Sie konnte
das Haus hinter den Wolkenkratzern auf der anderen Straßenseite nur
andeutungsweise wahrnehmen.
    Die Versammlung würde in einer halben Stunde beginnen.
    Die junge, alleinstehende Frau drückte ihre Zigarette aus und
dachte an die schönen, gehaltvollen Stunden im Kreis jener Gemeinschaft. Die
Wohnung, in der sie sich befand, kam ihr mit einem Mal so leer und trostlos
vor, daß sie sich danach sehnte, wieder bei den anderen zu sein, um gemeinsam
mit der Priesterin diesen Abend zu feiern.
    Janet Sherman setzte sich in den bequemen Sessel neben den
Telefontisch, griff nach dem Hörer und wählte Ethels Nummer.
    Ob sie noch zu Hause war oder sich bereits auf den Weg nach New
York befand?
    Ethel Merchart lebte rund zwanzig Meilen außerhalb der Stadt.
    Es klingelte am anderen Ende der Strippe dreimal, bis abgehoben
wurde.
    »Ja ?« fragte die vertraute, samtweiche
Stimme Ethel Mercharts. »Hallo?«
    »Ich bin's. Hallo, Ethel! Ich freue mich, deine Stimme zu hören.
Auf der anderen Seite wundere ich mich, daß du noch zu Haus bist. Um ehrlich zu
sein ich hatte nicht damit gerechnet. Heute ist doch Mittwoch .«
    »Und trotzdem bin ich zu Hause. Erstaunlich, nicht wahr?«
    Zwischen Janet Shermans Augen entstand eine steile Falte. In der
Stimme ihrer Bekannten gab es einen Unterton, der sie
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