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SEXY SECRETARIES: Schreibtischspiele

SEXY SECRETARIES: Schreibtischspiele

Titel: SEXY SECRETARIES: Schreibtischspiele
Autoren: Katalin Sturm
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sich so beherrschen müssen, nicht an ihrem Nacken zu schnüffeln, sie nicht zu berühren, dass es schon fast weh getan hatte. Wie konnte er fünf Jahre mit einer Frau zusammenarbeiten, ohne dass sich in ihm etwas geregt hatte, ja, ohne dass er sie überhaupt als weibliches Wesen wahrgenommen hatte, und nun, seit einigen Monaten, quälte ihn ihre Anwesenheit plötzlich unerträglich, und seine Gedanken waren nur auf ein Ziel gerichtet: sie auf den Boden zu werfen und derartig durchzubumsen, dass ihnen beiden Hören und Sehen vergehen würde. Was war passiert? Lucas konnte sich nicht an irgendeine Begebenheit erinnern, die dieses unerklärliche Begehren in ihm ausgelöst hätte. Karin Balnack war weder anders angezogen als in den ersten Jahren, noch war sie schöner geworden (das wäre ja auch das erste Mal, dass eine Frau mit den Jahren anziehender würde). Ihr Verhalten ihm gegenüber war absolut korrekt; er wusste nichts über sie und über ihr Leben, ob sie einen Freund hatte oder ob sie vielleicht sogar lesbisch war.
    Ihr Intellekt und ihre Kompetenz zogen ihn dabei fast genauso an wie ihr Körper und ihr Gesicht, dieses immer ein wenig verschlafene und verträumte Gesicht, dem der dahinterwohnende wache Geist nicht anzusehen war. Bestimmt wurde sie von vielen unterschätzt, vermutete Lucas Schönherr. Er dagegen hatte sie erkannt, spät zwar, aber, wie er hoffte, nicht zu spät. Sie sprach nie über ihr Privatleben, hielt Privates und Dienstliches streng getrennt und würde ihn sicher erstaunt ansehen, wenn er ihr eine persönliche Frage, wie etwa die nach ihrem Wochenende, stellen würde. Wie war diese Frau zu knacken? Diese Frage beschäftigte Lucas Schönherr schon seit Wochen.
    Als er sicher sein konnte, dass Karin Balnack nicht zurückkommen würde, weil sie vielleicht etwas vergessen hatte, ging er zu ihrem Schreibtisch und zog nacheinander alle Schubladen auf. Sie waren nicht verschlossen, warum auch, schließlich hatte sie keinen Grund, Geheimnisse vor ihm zu haben. Schreibtische konnten sehr viel aussagen über die Menschen, die dort arbeiteten. Lucas Schönherr führte dieses Ritual nicht das erste Mal durch. In der obersten, schmalen Schublade lagen die Büroklammern. Die verschiedenen Größen in unterschiedlichen Fächern. Karin Balnack schien ein ordnungsliebender Mensch zu sein. In anderen Fächern waren rote Gummis – wozu sie die wohl brauchte? Seine Sekretärin hatte zwar halblanges brünettes Haar, doch das trug sie nie offen – leider. Meist wurden die Haare von einer Spange am Hinterkopf zusammengehalten.
    Ein Radiergummi, ein Tipp-Ex-Roller, ein paar Kugelschreiber und ein wenig Münzgeld. Lucas Schönherr schob die oberste Schublade zu und öffnete die darunterliegende. Telefonbücher. Das Örtliche, Gelbe Seiten, Postleitzahlenbuch (brauchte das heutzutage noch wer?).
    In der Schublade darunter Register für die Mappen mit den Bauvorgängen und eine Liste mit Telefonnummern. Darunter Taschentücher, Slipeinlagen (!), ein Apfel, Tampons. Lucas Schönherrs Herz schlug schneller. Die Tampons waren letzte Woche noch nicht da gewesen. Hieß das, Karin hatte inzwischen ihre Periode bekommen? Er nahm die blau-weiße Packung o.b.s heraus und schaute hinein. Sie war noch etwa halbvoll. 
    Nachdenklich setzte er sich auf ihren Drehstuhl. Rollte damit zum Schreibtisch, nahm den Telefonhörer ab, roch daran, sah ihn genau an, suchte irgendwelche Spuren, die ihre Haut vielleicht hinterlassen hatte, Make-up (benutzte sie überhaupt welches? Er war sich nicht sicher); was auch immer, er fand nichts. Er legte den Hörer wieder auf den Apparat.
    Seine Hand berührte die Maus, die auf einem Mousepad lag, das eine Meerlandschaft zeigte. Wellen, die über einen Strand leckten, in der Ferne Boote mit weißen Segeln. Hatte sie das Motiv aus einem bestimmten Grund ausgewählt? Fuhr sie gern ans Meer? Wo hatte sie ihre letzten Urlaube verbracht? Hatte er sie überhaupt schon einmal danach gefragt? Was wusste er überhaupt von ihr? Von einem Menschen, mit dem er den Großteil des Tages verbrachte.
    Lucas Schönherr stützte den Kopf in die Hände und fuhr sich mit den Fingern immer wieder über sein stachliges Gesicht. Wo sie jetzt wohl war? Einkaufen, um für ihren Liebsten etwas Schönes zu kochen? In der Badewanne, um sich auf einen anregenden Abend vorzubereiten?
    Einen Moment lang erschien vor seinem geistigen Auge das Bild zweier engumschlungener Gestalten. Tanzend, sich aneinander festhaltend. Er und
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