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Septimus Heap 02 - Flyte

Titel: Septimus Heap 02 - Flyte
Autoren: Angie Sage
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die Zauberbücher und
    Pergamentrollen, die Marcia Overstrand, die Außergewöhnliche Zauberin, wie gewohnt durcheinander gebracht hatte, wieder an ihren richtigen Platz. Die meisten elfeinhalbjährigen Jungen hätten an diesem strahlenden Sommermorgen lieber draußen gespielt, aber Septimus war dort, wo er sein wollte. In den ersten zehn Jahren seines Lebens hatte er als Junge 412, Soldat der Jungarmee, mehr als genug Sommermorgen – und übrigens auch Wintermorgen – im Freien verbracht.
    Als Lehrling der Außergewöhnlichen Zauberin musste Septimus jeden Morgen die Bibliothek aufräumen. Und jeden Morgen fand er dabei etwas Neues und Aufregendes. Oft war es etwas, das Marcia eigens für ihn hatte liegen lassen. Zum Beispiel ein Zauberspruch, auf den sie spät in der Nacht gestoßen war und von dem sie dachte, dass er ihn interessieren könnte, oder ein altes Zauberbuch voller Eselsohren, das sie einem der verborgenen Regale entnommen hatte. Heute jedoch glaubte Septimus, ohne ihr Zutun etwas gefunden zu haben: Es steckte unter einem schweren Messingleuchter und sah leicht eklig aus, wie etwas, an dem sich Marcia Overstrand nicht gern die Hände schmutzig machte. Ganz vorsichtig zog er das klebrige Ding unter dem Leuchter hervor, nahm es in die Hand und betrachtete es genauer. Es war dick, braun und quadratisch. Septimus war begeistert. Bestimmt handelte es sich um einen Geschmacks-Charm. Es sah aus wie eine alte Tafel Schokolade, roch wie eine alte Tafel Schokolade, und er war sich ziemlich sicher, dass es auch wie eine alte Tafel Schokolade schmecken würde, aber das wollte er lieber nicht überprüfen. Möglicherweise war es ein Gift-Charm, der aus der großen Dose mit der Aufschrift GIFTE UND GIFTESSENZEN, die wacklig im Regal darüber stand, gefallen war.
    Septimus zog eine kleine Lupe aus seinem Lehrlingsgürtel und entzifferte den dünnen weißen Schriftzug auf der braunen Tafel. Dort stand:

    Nimm mich, schüttel mich,
und ich mach für dich:
Quetzalcoatls Schokoladl.
    Septimus grinste. Er hatte also Recht gehabt, aber das hatte er meistens, wenn es um Zauberei ging. Es war tatsächlich ein Geschmacks-Charm, und noch besser, ein Schokoladengeschmacks-Charm. Und er wusste auch schon, wem er ihn schenken wollte. Lächelnd steckte er den Charm in die Tasche.
    Seine Arbeit in der Bibliothek war beinahe getan. Er kletterte die Leiter hinauf, um das letzte Regal aufzuräumen, als er sich plötzlich Auge in Auge der größten und haarigsten Spinne gegenübersah, die ihm je untergekommen war. Er schluckte. Liebend gern hätte er sie in Ruhe gelassen, aber Marcia bestand darauf, dass er jede Spinne, die er in der Bibliothek fand, entfernte. Die acht glänzenden Knopfaugen der Spinne starrten ihn an, und er hatte das deutliche Gefühl, dass sie ihn zwingen wollte, wegzusehen und von ihr abzulassen. Auch ihre langen behaarten Beine missfielen ihm. Tatsächlich machten alle acht den Eindruck, als wollten sie seinen Ärmel hinaufkrabbeln, wenn er nicht sofort zupackte.
    Blitzschnell hatte er die Spinne in der hohlen Hand. Sie kratzte
    zornig an seinen schmutzigen Fingern und versuchte, sie mit ihren erstaunlich kräftigen Beinen aufzustemmen, aber Septimus hielt die Hand fest geschlossen. Er huschte die Leiter hinunter, vorbei an der schmalen Luke, die auf das goldene Dach der Pyramide hinausführte, und hüpfte gerade von der letzten Sprosse, als ihn die Spinne in den Daumen biss.
    »Autsch!«, jaulte Septimus.
    Er ergriff das Spinnenglas, öffnete den Deckel und warf das Tier hinein, ganz zum Entsetzen der sechs anderen Spinnen, die sich bereits darin befanden. Dann schraubte er mit pochendem Daumen den Deckel wieder so fest wie möglich zu. Sorgsam darauf achtend, dass ihm das Glas nicht entglitt, in dem jetzt eine große haarige Spinne sechs kleine Spinnen im Kreis herum jagte, eilte er die schmale steinerne Wendeltreppe hinunter, die von der Bibliothek in die Gemächer der Außergewöhnlichen Zauberin, Madam Marcia Overstrand, führte.
    Er lief an ihrem Schlafzimmer, dessen lila und goldene Tür geschlossen war, und seinem eigenen Zimmer vorbei und weitere Stufen hinunter in die kleine Tränkekammer neben Marcias Studierzimmer. Er setzte das Glas mit den Spinnen ab und untersuchte seinen Daumen. Er bot keinen schönen Anblick. Er war dunkelrot angelaufen, und die übrige Hand sprenkelten eigentümliche blaue Flecken. Außerdem tat es weh! Mit der unversehrten Hand klappte Septimus die Medizintruhe auf, fischte
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