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Septimus Heap 02 - Flyte

Titel: Septimus Heap 02 - Flyte
Autoren: Angie Sage
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Morgen aus einem Regal mit rund hundert lila Paaren ausgewählt hatte, die sie seit ihrer Rückkehr angehäuft hatte und die einander fast zum Verwechseln ähnlich sahen. Septimus trug wie gewöhnlich sein einziges Paar brauner Lederstiefel. Er liebte diese Stiefel, und obwohl Marcia ihm angeboten hatte, aus schöner smaragdgrüner Pythonhaut ein neues Paar für ihn anfertigen zu lassen, das zu seiner grünen Lehrlingstracht passte, hatte er stets abgelehnt. Marcia konnte das nicht verstehen.
    »Das ist ein Spinnenbiss«, sagte sie und nahm seinen Daumen zwischen die Finger.
    »Autsch!«, heulte Septimus.
    »Das gefällt mir aber gar nicht«, murmelte Marcia.
    Septimus selber auch nicht. Der Daumen war mittlerweile dunkelviolett. Seine Finger sahen aus wie fünf Würste, die aus einem Fußball ragten, und ein stechender Schmerz schoss durch seinen Arm in Richtung Herz. Septimus schwankte hin und her.
    »Setz dich hin«, drängte Marcia, fegte mit der Hand einen Papierstapel von einem Hocker und half ihm, Platz zu nehmen. Kurz entschlossen griff sie in die Medizintruhe und brachte eine kleine Phiole zum Vorschein, auf die das Wort Spinnengift gekritzelt war und die eine trübe grüne Flüssigkeit enthielt. Als Nächstes nahm sie einen langen, dünnen Tropfenzähler aus dem Deckel der Truhe, in dem furchterregend aussehende medizinische Instrumente nebeneinander festgeklemmt waren wie Essbesteck in einem Picknickkorb. Dann saugte sie die grüne Flüssigkeit mit äußerster Vorsicht, damit sie nichts in den Mund bekam, in den Tropfenzähler.
    Septimus entwand den Daumen ihrem Griff. »Da ist ja Gift!«, protestierte er.
    »In dem Biss steckt Schwarze Magie«, erwiderte Marcia, drückte ihren Daumen auf den mit Gift gefüllten Tropfenzähler und hielt ihn möglichst weit von ihrem Mantel weg. »Und der Spinnenbalsam macht es noch schlimmer. Manchmal muss man Gleiches mit Gleichem bekämpfen. Gift mit Gift. Vertrau mir.«
    Septimus vertraute Marcia. Ja, er vertraute ihr mehr als jedem anderen Menschen. Und so hielt er ihr wieder den Daumen hin und schloss die Augen, während sie Spinnengift auf die Wunde träufelte und dabei Worte murmelte, die nach einem Gegenfluch klangen. Sogleich ließ der stechende Schmerz in seinem Arm nach, die
    Benommenheit in seinem Kopf verflog, und er schöpfte Hoffnung, dass sein Daumen nun doch nicht explodieren würde.
    Marcia legte alles bedächtig in die Truhe zurück, dann drehte sie sich um und betrachtete ihren Lehrling forschend. Er sah blass aus. Aber das war ja auch kein Wunder, dachte sie. Sie hatte ihm zu viel abverlangt. Ein Tag draußen in der Sonne würde ihm gut tun. Außerdem wollte sie nicht, dass seine Mutter, Sarah Heap, wieder bei ihr hereinschneite.
    Sarahs letzter Besuch war ihr noch lebhaft in Erinnerung. Es war an einem Sonntagmorgen gewesen, kurz nachdem Septimus seine Lehre bei ihr angetreten hatte. Es hatte laut an die Tür gepocht, und als sie öffnete, stand Sarah Heap draußen, und um sie herum eine Traube von Zauberern aus dem Stockwerk darunter, die der Lärm angelockt hatte. Nie zuvor hatte es jemand gewagt, so gegen die Tür der Außergewöhnlichen Zauberin zu hämmern.
    Zur Verwunderung des neugierigen Publikums begann Sarah, Marcia gehörig die Meinung zu sagen.
    »Mein Septimus und ich waren die ersten zehn Jahre seines Lebens getrennt«, rief sie erregt, »und ich werde nicht zulassen, dass ich in den nächsten zehn Jahren ebenso wenig von ihm habe wie in den ersten zehn. Deshalb, Madam, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie den Jungen heute zum Geburtstag seines Vaters nach Hause kommen ließen.«
    Zu Marcias Ärger erntete sie dafür Beifall von den umstehenden Zauberern. Marcia und Septimus staunten beide über ihre flammende kleine Rede. Marcia, weil noch nie jemand so mit ihr gesprochen hatte. Und Septimus, weil er damals noch nicht begriffen hatte, dass ein solcher Auftritt typisch für eine Mutter war, was freilich nicht heißt, dass er ihm missfallen hätte. Im Gegenteil.
    Das Letzte, was Marcia jetzt wollte, war ein neuerlicher Besuch Sarahs. »Nimm dir heute frei«, sagte sie deshalb zu Septimus, als könnte jeden Augenblick Sarah auf der Bildfläche erscheinen und Auskunft darüber verlangen, warum ihr Sohn so blass sei. »Es wird Zeit, dass du einen Tag bei deiner Familie verbringst. Und wenn du schon dort bist, kannst du deiner Mutter von mir ausrichten, sie soll doch bitte dafür sorgen, dass Jenna sich morgen rechtzeitig auf den Weg zu
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