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Sensation in der Manege

Sensation in der Manege

Titel: Sensation in der Manege
Autoren: Tina Caspari
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Weinkönigin haben wollen.“ Am nächsten Tag fuhr Onkel Paul Bille nach Neukirchen und begleitete sie ins Büro des Kaufhausdirektors Klönke . Bille hatte sich einen fröhlichen alten Herrn mit Bäuchlein und Glatze vorgestellt. Fröhlich war Herr Klönke zwar, und von unermüdlicher Geschäftigkeit, was er durch ständiges Händereiben unterstrich, aber er war schlank und hochgewachsen und besaß eine üppig gelockte semmelblonde Mähne und einen gepflegten Schnauzbart. Einen halben Schritt hinter ihm wie ein zweites Ich — stand ein ebenso semmelblonder, kleiner dicker Herr, der sein Haar in die Stirn gekämmt trug und den Herr Klönke als seinen Teilhaber Imrogge vorstellte. Herr Imrogge schien vor allem die Aufgabe zu haben, zu allem, was Herr Klönke sagte, bestätigend zu nicken.
    „Also“, Herr Klönke rieb sich vergnügt die Hände, „die Sache läuft schon auf vollen Touren! Der Wagen ist organisiert und wird von unseren Dekorateuren geschmückt, die Kostüme sind bestellt. Wo ist unsere Weinkönigin? Ihr Onkel sagte uns, Sie brächten eine außergewöhnlich hübsche Freundin mit, Fräulein Abromeit, wie geschaffen für eine solche Rolle?“
    „Das ist richtig. Leider konnte Bettina Henrich heute nicht kommen. Aber sie wird das prima machen, Herr Klönke “, sagte Bille mit Nachdruck, „und eine Hübschere werden Sie so leicht nicht finden. Sie soll Wein ausschenken? Aus einem Faß?“
    „Keine Rede, das ist alles viel einfacher! Kleine Becher, wir nehmen kleine Becher mit Wein, das Faß ist nur Dekoration. Kleine Weinproben und für die Kinder ein paar Trauben. Vor Ihnen her fährt ein Lautsprecherwagen, der die Leute zur Wein-Werbe-Woche einlädt und sie auffordert, ins Festzelt zu kommen.“
    „Ein Lautsprecherwagen?“ Bille sah unbehaglich zu Onkel Paul hinüber. „Ich weiß nicht..., das wird unseren Ponys nicht sehr gefallen. Dauernd die Abgase in den Nasen... und der Lärm? Was halten Sie davon, wenn eine zweite Kutsche vorausfährt? Pferde haben wir doch genug, und ich bin sicher, Florian Henrich würde den Wagen kutschieren. Und den Lautsprecher könnten wir durch eine Plakatwand auf der ersten Kutsche ersetzen.“
    „Genial!“ Herr Klönke haute Bille anerkennend auf die Schulter. „Absolut genial! Eine zweite Kutsche ist viel stilechter! Nehmen wir zwei Kutschen, da schauen die Leute doch gleich ganz anders hin!“
    „Und dann sollte noch jemand mitfahren, um Bettina beim Ausschenken zu helfen“, schlug Bille weiter vor. „Allein schafft sie es nie, wenn erst richtig Betrieb ist. Vielleicht fährt Nico mit...“
    „Gut, ein zweites Mädchen zum Ausschenken. Und im vorderen Wagen sitzt einer unserer Leute neben dem Kutscher und bedient den Lautsprecher.“
    „Sie wollen auf den Lautsprecher nicht verzichten?“
    „Unmöglich, Mädchen! Sonst guckt doch nur die Hälfte hin! Bei dem Betrieb am Samstag, wo alles von Laden zu Laden hetzt.“
    „Na ja“, murmelte Bille und schielte zu Onkel Paul hinüber, „wird schon schiefgehn .“
    „Weißt du was?“ sagte Onkel Paul, als sie wieder im Auto saßen. „Vor die erste Kutsche spannen wir zwei der Veteranen, die der Indianer mitgebracht hat. Die sind Krach und Musik gewöhnt, die machen keine Zicken. Und wenn die in aller Ruhe vorausmarschieren, laufen die anderen brav hinterher, wetten!“
    „Onkel Paul, du bist wie immer der Größte! Das ist die Idee ! Nicht, daß ich mir direkt Sorgen machte — aber man will sich schließlich nicht blamieren“, sagte Bille erleichtert. „Auf Zottel und Bongo ist Verlaß, das weiß ich. Aber wie sich Rumpelstilzchen und Lucky als Vorderpferde benehmen, da bin ich mir nicht so sicher.“
    In den darauffolgenden Tagen spannten Bille und Bettina täglich die Ponys vor eine der alten Groß- Willmsdorfer Kutschen, und unterstützt vom alten Petersen, der diese Kunst noch vorzüglich beherrschte, übte Bille vierspännig zu kutschieren.
    „Brauchst dir keine Sorgen zu machen, Mädchen“, sagte er, „du machst das großartig. Hast ja schließlich einen Pferdeverstand. Du wirst sehen, das klappt schon. Und du brauchst ja sowieso nur im Schritt zu fahren“, setzte er beruhigend hinzu.
    Allmählich verlor sich Billes Sorge, sie könnte mit dem Vierergespann vielleicht doch nicht zurechtkommen; sie begann sich auf ihren großen Auftritt am Samstag zu freuen.
    Am Donnerstag schickte das Kaufhaus Klönke ein paar Kostüme zur Auswahl. Bille wählte einen weinroten Samtfrack mit Kniehosen, einem
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