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Sensation in der Manege

Sensation in der Manege

Titel: Sensation in der Manege
Autoren: Tina Caspari
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schlecht ein!“
    „Gibt’s bei euch auch Bier, Mädchen? Ich hab Durst!“
    „Ich will auch was, hierher, hier!“
    Alle paar Minuten verlas der flotte Heino seinen salbungsvollen Text, in dem viel von Qualität zu kleinen Preisen und dem familiengerechten Einkaufsparadies des traditionsreichen Hauses Klönke die Rede war, was immer man darunter verstehen wollte.
    Fast eine halbe Stunde fuhren sie jetzt durch die Innenstadt. Billes Arme begannen lahm zu werden. Zum Glück wurde es in der nächsten Straße so eng, daß der Zug für kurze Zeit zum Stehen kam. Sofort waren die Ponys von Kindern umringt, Kekse und Schokolade wurden mit spitzen Fingern in die Nähe der Pferdemäuler gehalten, von allen Seiten streichelten und zwickten heiße, klebrige Hände und versuchten wenigstens ein Stückchen Pony zu berühren. Der kleine Imbiß lenkte die vier minutenlang von ihrem Ärger ab, und Bille schüttelte Arme und Schultern, um die verkrampften Muskeln zu lockern.
    Plötzlich gab es einen Ruck; der Verkehrsstau vor ihnen hatte sich aufgelöst, hinter ihnen hupte jemand ungeduldig, die Fahrt ging weiter. Durch das Hupen nervös geworden, vergaß Florian für einen Augenblick den Wagen der Mädchen und ließ Happy und Whisky antraben. Rumpelstilzchen und Lucky, noch mit der Kekspackung eines kleinen Mädchens beschäftigt, verpaßten den Aufbruch, spürten das Kitzeln der Peitsche auf dem Rücken und setzten erschrocken hinter dem vorderen Wagen her. Die Kekspackung schaukelte zwischen Rumpelstilzchens Zähnen. Der Wagen ruckte an, schoß nach vorn, und Nico, die gerade einen Becher mit Rotwein füllte, plumpste rückwärts in den Karton mit den leeren Bechern. Der Rotwein verteilte sich wie feiner Sprühregen über ihr Gesicht und schminkte ihr die Masern an. Der Rest rann ihr in den Ausschnitt.
    „He, spinnst du?“
    „Sag das Flori ! Ich kann auch nichts dafür. Ruhig, Lucky, Zottel, Bongo, kommt..., ganz ruhig, so ist’s brav!“
    Die nächsten zwei Straßen passierten sie ohne Schwierigkeiten ; die beiden Wagen waren so in den Samstagvormittagsverkehr eingekeilt, daß ihnen gar nichts anderes übrigblieb, als sich dem trägen Fluß der Autoschlange anzupassen. Rundum von Autos umgeben, war an ein Ausschenken des Weins allerdings auch nicht mehr zu denken. Bettina und Nico beschränkten sich darauf, Weintrauben in ausgestreckte Hände zu werfen, wenn sie auch nicht immer dort landeten.
    Endlich hatten sie den Rathausplatz erreicht, dessen eine Seite ganz von der Schaufensterreihe des Kaufhauses Klönke eingenommen wurde. Fahnen und Girlanden schmückten das Portal und die Vorderfront. Eine Allee aus künstlichen Lorbeerbäumchen führte zum Festzelt hinüber, das in der Mitte des Platzes aufgebaut war und neben dessen Eingang ein Podium auf die Festredner wartete. Bürgermeister, Stadträte und Ehrengäste standen vor dem Eingang und wurden von den Gastgebern unterhalten, bis das Vorfahren der Weinkönigin den offiziellen Teil der Feier einleitete.
    Für das große Ereignis hatte man den Platz für jeglichen Autoverkehr gesperrt. Mit Girlanden und flatternden Fähnchen, künstlichen Blumen und Bäumchen machte der Platz den Eindruck eines reichgeschmückten Ballsaales. Florian reckte sich zu voller Höhe auf und ließ die Peitsche knallen, als er in den Platz einbog. Herr Klönke winkte ihnen fröhlich entgegen und klatschte in die Hände.
    In diesem Augenblick fiel dem flotten Heino eine Unterlassungssünde ein. Er hatte zwar unermüdlich seinen Text verlesen, aber darüber vergessen, das Tonband mit der Marschmusik abzuspielen. Wenn das der Chef merkte! Erschrocken drückte er auf den Knopf. Aus den nach allen vier Seiten ausgerichteten Lautsprechern knallte ein Tusch wie ein Kanonenschuß.
    Lucky, Rumpelstilzchen, Bongo und Zottel stiegen wie auf Kommando steil in die Höhe. Lucky und Rumpelstilzchen wichen dabei zurück, so daß Zottel und Bongo mit ihren Hufen auf ihren Hinterteilen landeten. So — scheinbar von hinten angegriffen — preschten die beiden los, Bongo und Zottel hinterher. Der Wagen schoß an der vorderen Kutsche vorbei, Bettina landete krachend an dem leeren Faß, Nico in dem Korb mit Weintrauben. Bille hängte sich mit ihrem ganzen Gewicht in die Zügel und schickte ein Stoßgebet gen Himmel, Deichsel, Geschirre und Wagen möchten dieser plötzlichen Flucht standhalten.
    Happy und Whisky hatten auf die überlaut einsetzende Marschmusik so gleichgültig reagiert, als wären sie taub. Als
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