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Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Titel: Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)
Autoren: Gianluigi Nuzzi
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In der Regel nimmt er das Essen in ihrer Gesellschaft
ein. Loredana und Carmela, beide aus Apulien stammend, wechseln sich am Herd ab
und verstehen es offensichtlich, dem einfachen Geschmack des Hausherrn Genüge
zu tun: mit stark gewürzten Speisen, denen es nie an Pfeffer und scharfem
Paprika mangelt. Der erste Gang wird häufig mit Fisch zubereitet, etwa Pasta
mit Lachs, eines der Leibgerichte des Heiligen Vaters. Beim zweiten Gang
bevorzugt er Fleischgerichte, die täglich außer freitags auf den Tisch kommen.
An diesem Tag gibt es nur einen Gang, meist Fischfilet mit Gemüse. Was gänzlich
fehlt, sind Krustentiere oder raffiniertere Speisen. Zum Abendessen werden
Eintöpfe, Suppen oder eine Tasse Milch serviert. Am Karfreitag nimmt die
Schlichtheit des Essens geradezu frugale Züge an. Dann gibt es nicht mehr als
einen Teller gekochter Kartoffeln und dazu Käse. Einen Sonderfall bilden die
Süßspeisen: Sein bevorzugtes Dessert nennt der Papst scherzhaft »beschwipste
Jungfrauen«; es handelt sich um eine Art weichen Muffin, der mit einigen
Tropfen Alkohol getränkt ist – eine große Ausnahme. Denn sonst lebt der Papst
nahezu abstinent, und niemals trinkt er Wein bei Tisch.
    Die Memores wohnen auf derselben Etage des Apostolischen Palastes
wie der Papst, ihre Zimmer liegen jedoch auf der Rückseite. Hier schlafen und
beten sie, hier bewahren sie ihre persönlichen Gegenstände auf. Darunter
befindet sich bei Einzelnen auch die Todesanzeige von Manuela Camagni, die auf
Wunsch Benedikts XVI. im Osservatore
Romano erschienen ist. Es war das erste Mal, dass ein Papst in einer
solchen Anzeige namentlich zeichnete.
    Die mit der päpstlichen Familie verbrachte Zeit lässt nur wenig Raum
für Mahlzeiten mit Freunden oder engen Verwandten – wie etwa dem Bruder Georg –
oder für Arbeitsessen im Anschluss an Auslandsreisen. Letztere finden meist im
engsten Kreis statt. Zu ihm gehören Pater Federico Lombardi, der Pressesprecher
des Heiligen Stuhls, Professor Giovanni Maria Vian, der Chefredakteur des Osservatore Romano , der Zeremonienmeister des Papstes Guido
Marini sowie Peter Brian Wells, Assessor der Sektion für die allgemeinen
Angelegenheiten im Staatssekretariat. [4]
    Die Mittags- und Abendmahlzeiten bezeugen das absolute »low profile«
des Heiligen Vaters. Als Gäste werden auch einfache Menschen hinzugebeten, die
ihm in der Vergangenheit zur Seite gestanden haben. So wurde beispielsweise dem
ehemaligen Chauffeur seines Vertrauens einmal die Ehre zuteil, an der
päpstlichen Tafel zu speisen. Ebenso unerwartet erhielt im Jahr 2006
Camillo Cibin, der scheidende Chef der Gendarmerie, eine Einladung. Er hatte
bereits Paul VI. und Johannes Paul II. wie ein Schatten begleitet. Kurz vor dem
Eintritt in den Ruhestand dankte man ihm auf diese Weise, dass er als Offizier
gleich drei Päpsten hingebungsvoll gedient hatte. Die Fotos von Cibin waren um
die Welt gegangen, als es ihm am 13. Mai 1981 gelungen war, den Attentäter Ali Ağca unmittelbar
nach den Schüssen auf Wojtyła zu überwältigen. Auch Cibins Familie wurde von
Ratzinger eingeladen.
    Unter den Kardinälen gehört zweifellos Joachim Meisner, einst
Bischof von Berlin und inzwischen Erzbischof von Köln, zu den ältesten Freunden
des Papstes. Mit ihm pflegt Ratzinger einen vertrauten Umgang, was sich unter
anderem darin zeigt, dass sie Momente der Zerstreuung teilen.
    Es gibt im Übrigen noch andere Frauen, die den Papst umsorgen. Da
ist zunächst eine weitere Angehörige von Comunione e Liberazione. Sie ist für
die nachmittägliche Physiotherapie zuständig, zu der sich der Papst ins
Ambulatorio begibt. Dabei handelt es sich um eine technisch vollständig
ausgestattete Praxis, die zusammen mit einem zahnärztlichen Behandlungsraum an
die Stelle des alten Operationssaals im Bereich für die medizinische Versorgung
des Papstes getreten ist. Des Weiteren ist die Musikprofessorin Ingrid Stampa
zu nennen sowie Birgit Wansing, Ratzingers langjährige Sekretärin und einer der
wenigen Menschen, die seine Handschrift noch immer fehlerfrei entziffern
können. Sie war es, der Benedikt XVI.
in den ersten Januartagen 2012 im Kloster an der Via Aurelia Antica einen
persönlichen Besuch abstattete. Sowohl Ingrid Stampa als auch Birgit Wansing
gehören der Schönstattbewegung an, die Josef Kentenich Anfang des 20. Jahrhunderts
gegründet hat. Birgit Wansing, eine hervorragende Sekretärin, ist nach wie vor
im Staatssekretariat beschäftigt, Ingrid Stampa hingegen
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