Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Caro Ramsay
Vom Netzwerk:
benehmen würde. Quinn hatte gehofft, ihm würde der Kragen platzen und er würde einfach sagen, was er zu sagen hatte, damit die Sache ein für alle Mal erledigt wäre, doch bislang hatte sie darauf vergeblich gewartet. Anderson genoss im ganzen Dezernat großen Respekt. Er nahm einfach die Karten, die er auf die Hand bekam, und spielte los. Costello hingegen trug ihren Groll gegen Quinn wie ein Abzeichen am Revers. Quinn hatte keine Chance, sich zwischen die beiden zu drängen.
    Mulholland, der hübsche Überflieger, würde sich für eine Beförderung vor jedem zum Sklaven machen. Er war noch nicht lange genug in Partickhill, um sich mit den anderen beiden zu verbünden. Aus der Divisionszentrale hatte sie nur das Beste über ihn gehört. Vielleicht war es eine Möglichkeit, einen Keil zwischen die Kollegen zu treiben: indem sie sich mit der Entscheidung Zeit ließ, wer als Nächster befördert werden sollte.
    Quinn lächelte – jetzt waren sie nicht mehr McAlpines handverlesenes Team.
    Sie gehörten ihr.
    Verärgert sah sie das Bild des alten DCI, der sie ein wenig vorwurfsvoll anstarrte. Irgendwie war er wieder nach oben auf den Stapel gelangt, ganz wie im wirklichen Leben. Scheißkerl , murmelte sie, nahm die Traueranzeige und fragte sich, wohin damit. Der Mülleimer erschien ihr zu respektlos, und möglicherweise würde jemand die Karte dort entdecken.
    In den letzten zwanzig Jahren war sie bei Weitem nicht die Einzige gewesen, die seinem Charme erlegen war. Sie drehte sich mit dem Stuhl und wandte sich so von seinem bohrenden Blick ab, strich sich einmal mit dem Bild über die Wange und schob es dann langsam in den Schredder.
    Einen Moment lang schaute sie ihm hinterher. Dann stand sie auf.
    Fünf vor zwölf. Eingangskorb leer, Schreibtisch aufgeräumt, Lippenstift aufgelegt – sie war bereit.

2
     
    Die Münder der in Schottenkaros gekleideten Zuschauer verzogen sich zu rosa Ooohs, als sich Squidgy McMidge durch die Dudelsackpfeifer drängte, Callum den Baumstamm anhob und sich bereit machte, ihn in bester schottischer Tradition zu werfen, wobei er mit den Füßen seiner beiden Vorderbeine scharrte wie ein angriffslustiger Stier mit den Hufen.
    Squidgy wankte und schwankte, seine Augen traten walnussgroß hervor, und dann nahm er Anlauf. Während die sechs Beine der Mücke an Geschwindigkeit zunahmen, drehten sie durch wie die Räder eines Formel-eins-Wagens, zuerst in der Luft, ohne voranzukommen; aber dann, als sie den Boden berührten, schoss Squidgy vor und stieß den Baumstamm hoch in die Luft.
    Callum überschlug sich einmal, und das Gleiche galt für Squidgy.
    Squidgy McMidge hing vor dem endlosen blauen Himmel vollständig in der Luft. Das fette kleine Insekt mit dem frechen Grinsen und den sechs in die Seite gestemmten Beinen und Flügeln, die so nutzlos waren wie ein ordentlich zusammengefalteter Fallschirm, trieb davon, bis ihm die Seiten ausgingen.
    Eve Calloway schob sich in ihrem Rollstuhl nach hinten und lächelte. Sie war zufrieden. Es funktionierte – Squidgy funktionierte. Auf jeder Seite einer Reihe kleiner Notizblöcke aus dem Supermarkt um die Ecke befand sich eine kleine Zeichnung, die nahezu identisch war mit der auf der Seite davor und der folgenden, doch wenn sie die Seiten eine nach der anderen über den Daumen rutschen ließ, erwachte Squidgy McMidge mit seinen bösartigen Knopfaugen und dem gefährlichen Grinsen zum Leben. Squidgy McMidge, das neue Gesicht der Aktion »Spenden für Andy«, die Geld für die Erdbebenopfer in Pakistan sammelte. Aber die Mücke brauchte ein wenig mehr Farbe. Vielleicht einen Kilt in Purpur … Sie ließ die Seitenränder erneut über den Daumen gleiten, und als Squidgy wieder Anlauf nahm und Callum den Baumstamm hoch in die Luft schleuderte, wichen die Gesichter in der Menge als eilige Linien von der Seite.
    Eve rieb sich die Augen und sah auf die Uhr. Mittag. Sie hatte über eine Stunde gezeichnet und darüber die Zeit vergessen, während sie dem Cartoon Leben einhauchte. Squidgy war ein schwieriges Kind. Sie hob die fellige purpurne Mücke auf, den Prototyp eines Stofftieres für Kinder, und sah Squidgy in die kleinen Knopfaugen. Er wirkte glücklich – nun ja, so glücklich wie eben immer.
    Sie drückte den Rücken durch; er schmerzte, und ihr Hintern war taub. Sie brauchte Zucker. Also streckte sie die Hand aus und startete einen Generalangriff auf die Familienpackung Maltesers. Sie stopfte sich den Mund voll Schokolade und streichelte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher