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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd
Autoren: U Renk
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Henrike und senkte den Kopf. »Aber sie roch nicht mehr gut.«
    »Bitte?« Esther sah sie entsetzt an.
    »Sie roch faulig.«
    »Nichts, was man nicht mit einer Handvoll Kümmel hätte beheben können.« Esther schnaufte. »Wo hast du sie hingetan? In den Hof?«
    Henrike schluckte. »Ich habe sie weggeschüttet. Sie roch wirklich schlecht.«
    »Was?« Esther schüttelte den Kopf. »Und was sollen wir jetzt essen?«
    »Ich habe Speck ausgelassen und Buchweizen dazugetan. Die Grütze müsste gleich fertig sein«, sagte Henrike leise.
    »Du dummes Ding, der Speck war für morgen.« Esther verzog wütend das Gesicht, dann atmete sie tief ein und ging zum Herd. Aus dem Topf stieg Dampf, sie rührte um, sog den Duft ein. »Hast du Zwiebeln zugefügt?«
    »Nein, ein paar Wurzeln und den Rest vom Sellerie.«
    Catharina deckte schnell den Tisch und schnitt das Brot an. Obwohl es frisch gebacken war, duftete es nicht so köstlich wie das der von der Leyen. Die hatten das feinste weiße Mehl, und das Brot war wunderbar locker und luftig gewesen. Noch nie zuvor hatte sie so delikates Brot gegessen.
    Alle setzten sich um den Holztisch in der Küche, und die Mutter sprach ein Gebet, dann gab sie allen von der Grütze.
    Das Essen verlief schweigend, anschließend nahm sich Esther eine Öllampe und zog sich in die Stube zurück, um die restlichen Kostüme zu säumen. Catharina räumte die Küche auf, wusch das Geschirr ab und setzte den Sauerteig für den nächsten Tag an. Schließlich ging sie in die Stube.
    »Kann ich dir helfen oder noch etwas bringen, Maman?«
    Esther schaute auf, zwischen ihren Augenbrauen hatte sich eine tiefe Falte eingegraben. Sie schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht noch einen Becher Würzwein?«
    Die Mutter überlegte, nickte dann seufzend. »Ich werde noch eine Weile beschäftigt sein, fürchte ich, da kann ein Becher Würzwein nicht schaden.«
    Der Würzwein bei den von der Leyen war süß und köstlich gewesen, hatte nach edlen Gewürzen geschmeckt, anders als der, den ihre Mutter aufkochte.
    »Wie bekommen sie den Wein so süß?«, fragte Catharina Esther, als sie ihr den Becher reichte.
    »Die von der Leyen? Nun ja, sie haben Geld, viel Geld – sie können sich schweren und süßen Wein leisten, Kassonade und vermutlich auch Zucker aus dem Süden. Sie betreiben Handel und werden Kontakte zu Gewürzhändlern haben.« Sie nippte an dem Becher, verzog das Gesicht. Der Wein war sauer, sie hatten nur wenig Zimt und Anis, Kardamom war unerschwinglich für sie und Muskatnuss und Kassonade ebenfalls. Aber der Wein war heiß und stärkte sie. »Geh zu Bett, Kind.«
    »Soll ich dir nicht noch helfen?«, fragte Catharina zweifelnd.
    »Nein, ist schon gut.«
    Langsam stieg Catharina die steile Stiege in den oberen Stock hinauf. Sie teilte sich das Zimmer mit Henrike, während ihre Mutter und die beiden jüngeren Schwestern das andere Zimmer hatten. In der Wand zwischen den Räumen lag der Kaminzug und wärmte somit die Zimmer. Nur wenn der Wind von Norden pfiff, wurde es empfindlich kalt, da die Fenster nicht mehr dicht schlossen.
    Henrike lag schon im Bett, war aber noch wach. Auch von nebenan war noch das leise Gemurmel von Stimmen zu hören, hin und wieder auch ein unterdrücktes Kichern.
    »Gute Nacht!«, rief Catharina energisch. »Zeit zum Schlafen!«
    »Nun lass sie doch. Immerhin scheinen sie Spaß zu haben.« Henrike zog die Bettdecke bis zum Kinn hoch.
    »Ja, du hast ja recht. Aber Morgen kommen sie nicht aus den Federn, und du weißt doch, wie wütend das Mutter macht.«
    »Mutter macht alles wütend«, sagte Henrike leise. »Man kann es ihr nie recht machen.«
    »Sie hat es nicht leicht.« Catharina zog das Kleid aus, legte es ordentlich zusammen und zog das Nachthemd über und schlüpfte unter die Decke. Das Bett war groß genug für sie beide, und meist genossen sie die Gesellschaft und Wärme der anderen.
    »Nein, wir aber auch nicht. Es ist weder ihre noch unsere Schuld. Der Kohl war verdorben, dafür konnte ich nichts.«
    »Sie hätte ihn noch gegessen – Kümmel dazu und vielleicht Pfeffer.« Catharina verzog das Gesicht.
    »Uns allen hätte der Magen gegrummelt am nächsten Tag, wenn nicht sogar noch schlimmer.«
    »Du hast gut daran getan, Henrike, den Kohl wegzuschütten.« Catharina kuschelte sich tiefer in ihr Kissen und seufzte.
    »Wie war es bei den von der Leyen?« Henrike drehte sich zu ihrer Schwester um und schaute sie aus großen Augen an. »Das Haus ist so imposant.«
    »Du kannst
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