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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse
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Zerstörung. Schmerz, Niederlage und noch mal Schmerz. Es nahm kein Ende. Alebin hielt sich die Ohren zu in dem verzweifelten wie unsinnigen Versuch, diesem herzzerreißenden Todesschrei zu entkommen, der so überdeutlich in ihm nachhallte. Dem Elfen stiegen sogar Tränen in die Augen, was eine Jahrhundertausnahme war. Selbstverständlich weinte er nicht um Menschen oder Artgenossen – ihr Sterben hätte ihn noch weniger bekümmert als der Tod einer Fruchtfliege auf einem Marmeladenbrot.
    Nein, was Alebins kaltes Herz berührte, war das Schicksal seiner Gefährtin Cara. Garm, der vieräugige Höllenhund mit der blutigen Brust, hatte die schöne weiße Wolfshündin zerrissen, und niemand, auch Alebin nicht, konnte etwas dagegen tun.
    Die Kehle wurde dem rothaarigen Elfen eng, und ein überwältigendes Gefühl von Traurigkeit durchlief ihn. Cara war sein einziger Freund gewesen, seine letzte Verbündete in diesem Leben. Nun hatte er niemanden mehr und war ganz allein auf allen Wegen, in allen Welten. Alebin tat sich so leid! Zugegeben, das Schicksal des einsamen Außenseiters war selbst gewählt, denn schließlich wollte er an die Macht, und da stieß man schon mal auf Ablehnung. Aber musste ihm der blöde Höllenköter Cara nehmen? Diese wichtige Hilfe beim Aufspüren von Nadjas Sohn? Nein, musste er nicht! Schon gar nicht, nachdem bereits Saul Tanner ins Gras gebissen hatte, mit dessen Flugzeug und Geländewagen es sich so angenehm reisen ließ. Alebin war ganz auf sich allein gestellt – gezwungenermaßen –, was die Jagd nach Talamh unnötig erschwerte. Irgendwie schrie das nach Rache.
    Es gibt für alles eine Zeit!
, versprach er sich, während er mit den Tränen auch das Bild der Elfenhündin aus seinen Augen wischte.
Und wenn es so weit ist, werde ich niemanden vergessen. Garantiert nicht!
    Ächzend erhob er sich vom Boden, ging ein paar Schritte auf wackeligen Beinen. Sie gehorchten ihm kaum, und auch der restliche Körper protestierte gegen die erzwungene Bewegung. Kaum eine Stelle seiner verbrannten, zerschrammten und geschnittenen Haut, die ihm nicht wehtat. Ein paar kornische Fliegen interessierten sich für das verlockende, zum Teil noch feuchte Blut, und Alebin jaulte auf, als er nach ihnen schlug – vergessend, dass sein Arm gebrochen war.
    Ich brauche einen Unterschlupf!
, dachte der Elf.
Einen sicheren Ort, an dem ich mich erholen kann. Wenigstens für eine Weile, bis das Gröbste überstanden ist. In dieser Verfassung hat es wenig Zweck, meine Pläne weiterzuverfolgen
. Missmutig sah er an sich hinunter. So angeschlagen, wie er war, hätte ihn selbst ein Säugling wie Talamh mühelos weggeschnippt.
    Schritt für Schritt kämpfte sich Alebin durchs Heidekraut. Weiter vorn schimmerte ein Pfad aus dem Pflanzengewirr, da wollte er hin. Auf unbewachsenem Boden brauchte er seine Füße nicht so zu heben, konnte einfach schlurfen. Das schmerzte weniger. Außerdem schlängelten sich Menschenwege nie zu ihrem Vergnügen durch die Gegend. Sie hatten stets eine Bestimmung, führten immer irgendwohin. Alebin musste also nur diesem Pfad folgen, dann würde er früher oder später auf etwas stoßen. Ein Haus vielleicht oder eine Farm.
    Lieber früher als später!
Kurzfristig dachte der Elf daran, seine zerfetzten Hosenbeine abzutrennen, um sich daraus eine Schlinge für den gebrochenen Arm zu knoten. Doch er verwarf diesen Gedanken wieder. Alebin war in seiner Tarngestalt unterwegs, als Schotte Darby O’Gill, und dessen käseweiße, rot behaarte Waden hielt man besser versteckt. Es konnte ja sein, dass ein hübsches Mädchen vorbeikam.
    Alebin grinste in sich hinein. Oh, wie liebte er die Frauen! Natürlich nur junge, willige, mit weicher Haut und prallen Brüsten. Neben Whisky und einer guten Zigarre waren Weiber
der
Garant für angenehme Stunden! Bedeutungslos und schnell wieder vergessen, aber doch unverzichtbar für die kleine Entspannung zwischendurch.
    Wind kam auf im Bodmin Moor. Ein erster Abendhauch streichelte die Gräser am Wegesrand, kühlte Alebins schmerzende Haut – und nahm das Elfengrinsen mit, als er weiterzog. Alebin horchte auf. Etwas hatte seine Nackenhaare berührt.
    Jemand folgt mir!
Er drehte sich um, sah aber nichts Besonderes. Nur die stille Weite des Moors mit ihren Büschen und Bodenwellen, den verstreuten Felsen und dem Heidekraut.
    Stirnrunzelnd wandte er sich ab und humpelte weiter, blieb erneut stehen, schaute zurück.
Das bilde ich mir doch nicht ein, verdammt!
    Tat er auch
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