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Sei schlau, stell dich dumm: Biographie

Sei schlau, stell dich dumm: Biographie

Titel: Sei schlau, stell dich dumm: Biographie
Autoren: Bastei Lübbe
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Make-up, den gemachten Haaren, das kommt ja nicht von ungefähr. Und wenn Mama heute an meinem Look rummäkelt, sage ich nur: »Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen!« Dann ist Ruhe im Karton, wenn auch garantiert nicht allzu lange.
    Obwohl sie also eigentlich drei Jobs hatte, nahm sich Mama so oft wie möglich Zeit für uns. Wie gesagt, so oft wie möglich – und es war nicht allzu oft möglich. Aber der Wille zählt. Dann ging es meistens ins Kino. Und danach einen Burger essen. Das war bei uns so Tradition. Und davon hatten wir nicht gerade viel. Ich weiß gar nicht, was ich toller fand – die leckeren Burger oder die tolle Spielecke, die es dort gab. Da konnten mein Bruder und ich uns ewig aufhalten. Heute wundert mich das immer, wenn ich da mal vorbeischaue, denn so toll war das Angebot an Entertainment ja nun auch nicht. Ein paar Bälle, ’ne Rutsche, das war’s. Aber damals brauchte es nicht viel, um mich glücklich zu machen.
    Auf jeden Fall werde ich nie meinen ersten Cheeseburger vergessen. Nicht, weil er so superlecker war, sondern weil ich nach dem ersten Biss geblutet habe wie ein Schwein. Hallo Twilight, ich komme … Ich dachte erst, das ist Ketchup, der mir da aus dem Mundwinkel rausläuft, aber ich hatte gar keinen draufgemacht. Dann hab ich erst gemerkt, dass es Blut war – ich hatte meinen ersten Zahn verloren. Mama nahm das eher gelangweilt zur Kenntnis. »So läuft das Leben«, kommentierte sie ganz pragmatisch, wie sie nun mal ist.
    Es soll ja Mütter geben, die aus den ersten Milchzähnchen ihrer geliebten Kinder Ketten- oder Armband-Anhänger basteln. Oder sie zumindest in kleinen Silberdöschen sammeln. So was gab’s bei den Katzenbergers nicht. Muckefuck. Nicht mal die Zahnfee kam auf einen Besuch vorbei. Die hatte anscheinend unsere Wohnadresse verlegt – blöde Fee.
    Etliche Milchzähne weiter war ich also um keinen Euro reicher. Dumm gelaufen. Und dann war es auch noch schief und krumm, was das Nachwachsen der richtigen Zähne anging.
    Später habe ich zwar eine Spange bekommen, aber die wurde von mir in null Komma nix entsorgt. Ist mir in einen Gully gefallen. Schwups! Ging ganz schnell. In dem Moment hatte Mama mich verständlicherweise nicht ganz so lieb. Aber wenn schon nicht gerade, dann zumindest strahlend weiße Beißerchen. Da bin ich echt manisch. Zwei Mal am Tag putze ich mein Esszimmer mit ordentlich scharfer Zahncreme. Irgendeine Frau hat mir mal erzählt, dass das gar nicht gut sein soll, von wegen Zahnschmelz und so. Keine Ahnung. Ich mache das jetzt seit zehn Jahren so, und noch ist mir rein gar nichts weggeschmolzen. Im Gegenteil!
    Mein erstes Mal (als ich betrogen wurde)
    Von meiner Einschulung gibt es kein einziges Foto. Das kann doch nicht sein!, sollte man denken. Da stehen doch immer die Fotografen, die die ganze erste Klasse mit ihren großen Schultüten komplett durchproduzieren. Erst alle zusammen, dann jeder einzeln, einmal sitzend, einmal stehend und wenn man mag, noch mal mit den Eltern – was bei mir alleinerziehende Mutter bedeutet.
    So weit, so gut – in all diesen Posen bin ich auch durchgeknipst worden. Meine Mama hat auch artig zweihundert Mark bezahlt. Das war für uns mehr als ein kleines Vermögen, aber ’ne Einschulung gehört ja nun mal zu den Dingen, die absolut einmalig sind und deshalb für die interessierte Nachwelt festgehalten werden sollte. Also zückte Mama das Portemonnaie … und das war’s.
    Von dem Fotografen haben wir nie wieder was gehört. Wir haben keinen einzigen Abzug zu Gesicht bekommen. Pech gehabt, schön auf einen Betrüger reingefallen. Obwohl ich bis heute nicht weiß, ob es meinen Klassenkameraden auch so ging oder wir die Einzigen waren (was mich nicht so richtig wundern würde), die zu blöd waren, was zu merken. Also ich bin da ausnahmsweise mal außen vor, weil ich mit fünf Jahren definitiv zu jung und noch gar nicht geschäftstüchtig war. Also KleinDani mit Schultüte – fällt aus wegen ist nicht!
    Familienplanung
    Am liebsten hätte ich ja übrigens eine Tochter. Klar ist das eigentlich egal, Hauptsache gesund, aber wenn ich mir was wünschen dürfte … Und ich denke, wenn der Wunsch so groß ist, dann klappt’s auch. Ich habe auch schon den richtigen Namen: Cheyenne Geraldine würde die Kleine heißen.
    Früher wollte ich ja unbedingt eine kleine Scarlett. So wie die aus Vom Winde verweht (eines der wenigen dicken Bücher, das ich wirklich bis zum Ende gelesen habe). Nachdem meine Mutter
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