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Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller
Autoren: Loewe
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was in dem Zeitungsbericht gestanden hat. »Von der Straße abgedrängt« oder so was Ähnliches. Von einer Betonmauer hört sie gerade zum ersten Mal.
    »Ja. Soweit ich weiß, schon.«
    »Woher weißt du das? In der Zeitung stand nur, dass er abgedrängt wurde.«
    »Hab ich irgendwo gehört.«
    »Von wem denn? Ich habe von niemandem eine Auskunft bekommen.«
    »Was weiß ich?«, grunzt Bessy genervt vom Rücksitz. »Vielleicht von der Krankenschwester.«
    »Du hast ihn besucht? Welche Schwester hat dir das denn gesagt? Die Dicke? Die hab ich nämlich auch gefragt, aber mir wollte sie nichts sagen. Dabei war ich mir sicher, dass sie mehr wusste, die blöde Kuh.«
    »Kann sein, kann aber –«
    »Kannst du mit diesem Affentheater mal aufhören?«, fällt Laureen Bessy ins Wort. »Sag ihr einfach, woher du es weißt.«
    »Die Wahrheit?« Bessy kramt in ihrer Tasche und kurz darauf riecht Sina, dass sie sich großzügig mit einem Deo einsprüht. Ein intensiver Geruch nach Lavendel verteilt sich in Sekundenschnelle im Innenraum des Autos.
    »Natürlich die Wahrheit.« Laureen rollt die Augen, als könne sie nicht fassen, dass Bessy das eben gefragt hat.
    »Hier im Auto?«
    »Ist das vielleicht ein Spaßausflug?«
    Sina dreht sich zum Rücksitz und ihre Augen wandern zwischen Bessy und Laureen hin und her, während ihre Gedanken sich überschlagen. Was geht hier vor? Plötzlich muss sie an Tabeas Anruf denken. An ihre panische Stimme. An ihre Warnung, sich von Laureen und Bessy fernzuhalten. Stecken in Wahrheit die beiden hinter Cruella und BabyG? Bist du in eine Falle getappt?
    Der Lavendelduft im Auto scheint plötzlich dünner zu werden. Ihr Puls beschleunigt sich, ihre Hand tastet nach dem Türgriff. Aus den Augenwinkeln bemerkt sie, dass sie an einer niedrigen Betonmauer vorbeifahren, die eine besonders abschüssige Kurve begrenzt. Hier ist es also passiert. Hier hat er gelegen. Sie schnappt nach Luft wie ein gestrandeter Fisch. Jemand muss den Sauerstoff aus dem Auto gesaugt haben.
    »Na gut. Wenn du darauf bestehst«, sagt Bessy beleidigt. »Ich hätte noch gewartet.«
    »Was soll das? Wovon redet ihr?«
    »Offenbar sind Bessy und ich uns ausnahmsweise nicht einig«, sagt Laureen und ihre Stimme leiert wie ein kaputtes Tonband, viel zu langsam, viel zu dunkel. »Dass du aber auch immer so dumme Fragen stellen musst.«
    »Du willst wissen, woher ich das mit der Mauer weiß?« Auch Bessys Stimme leiert. Sie beugt sich zu ihr vor. Ihr Mund ist fast an ihrem Ohr, der Lavendelduft unerträglich. Sina will ihren Kopf wegdrehen, doch er gehorcht ihr nicht.
    »Ich war dabei«, dröhnt eine fremde Stimme aus Bessys Mund. »Sein Rad hat sich in dem Strick verheddert, den wir für ihn gespannt haben. Rik ist wie ein Dummie durch die Luft gesegelt, auf den Boden geknallt und gegen die Mauer geprallt.«
    Sina ringt nach Atem. Fühlt etwas Weiches in ihrem Gesicht. Geruch nach Krankenhaus statt Lavendeldeo. Druck. Auf die Nase. Ihr Kopf wird von Bessys Armen nach hinten gepresst, als ob Bessy sie durch die Kopfstütze auf die Rückbank zerren will. Sie tritt mit dem Fuß gegen die Beifahrerarmatur. Dann wird alles schwarz.
    68
    »Und jetzt?« Max schaut mich an, als verheimliche ich ihm die Heil bringende Lösung.
    Ich wähle Laureens Nummer. Ihre Mailbox springt an. Natürlich. Laureen wird nicht das Risiko eingehen, angerufen zu werden, solange Sina im Hintergrund zu hören ist.
    »Wir müssen der Polizei Bescheid sagen!«, ruft Ben und rüttelt Max an der Hand, als wolle er ihn aus einer Trance wecken. »So wie Sina gestern.«
    »Das wird nicht funktionieren«, sagt Max, ohne seinen Blick von mir abzuwenden. »Sina ist siebzehn und –«
    »Und wenn wir sagen, wir befürchten, dass die Tochter des Bürgermeisters sie gekidnappt hat, werden wir höchstens einen Tritt in den Hintern kassieren«, vollende ich seinen Satz. »Nee, da müssen wir uns schon was anderes ausdenken.«
    »Ja. Leider.« Nach einer gefühlten Ewigkeit löst Max seinen Großinquisitorenblick von mir. Fürsorglich legt er seinen Arm um Bens Schulter und drückt ihn, als wäre er sein großer Bruder. »Wir finden sie. Es wird alles gut, keine Angst.«
    »Versprochen?«, flüstert Ben und ich sehe Tränen in seinen Augen glitzern.
    »Versprochen.«
    »Ich könnte mir vorstellen, wo sie hin sind.« Rasch wähle ich Bessys Nummer. Die Mailbox. Ich habe nichts anderes erwartet. »Oben im Kremelwald gibt es eine Lichtung. Dort haben wir uns oft getroffen. Ich
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