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Sei gut zu dir, wir brauchen dich

Titel: Sei gut zu dir, wir brauchen dich
Autoren: Horst Conen
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mich dazu anhalte, die kleinen Freuden
     des Tages zu genießen – da ist aber trotzdem diese Stimme in meinem Ohr, die mir keine Ruhe lässt. Ohne dass ich es hören
     will, zählt sie mir auf, was alles schiefgelaufen ist: Wie meine Ehe zu Bruch ging, weil ich zu viel gearbeitet habe. Dass
     man mir nach 30 Jahren einfach so gekündigt hat, weil das Unternehmen die Belegschaft verkleinerte. Was ich an der Börse alles
     verloren habe, obwohl ich immer dachte, der Aktienweltmeister zu sein. Die Vorwürfe an mich selbst, die Selbstzweifel, die
     Angst, die Wut, die Trauer – alles das ist nicht weg!«
    In diesem Fall rate ich, in einen intensiven Dialog mit sich selbst einzutreten: Überlegen Sie einmal, wie oft Sie mit sich
     selbst reden. Sie sitzen am Schreibtisch, sehen Ihre Projekte und fragen sich, wie Sie das alles hinkriegen sollen. Sie fahren
     mit dem Auto und sind in Gedanken bei einem Streit, der gestern plötzlich ausbrach. Sie bereiten einen Termin vor oder machen
     sich Sorgen um Ihre Teenager-Tochter, die mal wieder zu spät nach Hause kam. Sie stehen unter der Dusche und zerbrechen sich
     den Kopf, wie Sie an diesem Tag einen drohenden Konflikt mit Ihrem Chef oder einem schwierigen Kunden vermeiden, der sich
     angekündigt hat.
    Selbstgespräche dieser Art führt jeder. Und indem wir im Kopf diskutieren, verarbeiten wir unser Tun und das, was wir erleben.
     Werden die inneren Dialoge jedoch stark von jenem inneren Nörgler dominiert, der immer wieder die alten Geschichten aufwärmt,
     sollten wir eingreifen. Denn er will, dass wir an der Vergangenheit festhalten. Setzen wir ihm nichts entgegen, so wird es
     für uns sehr schwer, das Gestern endlich hinter uns zu lassen.
    Das Kardinalproblem ist: Diese Stimme in unserem Kopf kann sehr hartnäckig sein und uns in einem schwachen Moment kalt erwischen.
     Ein Beispiel: Ist unsere Vergangenheit davon geprägt, |31| dass wir in zerrütteten Familienverhältnissen aufwuchsen oder wir einen Vater hatten, der nie für uns da war, so reicht als
     Auslöser, dass wir einer Familie begegnen, die Geborgenheit und Liebe vermittelt, oder wir einen Spielfilm sehen, in dem sich
     Vater und Sohn beim Happy End in die Arme fallen. Und schon macht die Stimme sich über uns her und spricht: »Du bist ein armes
     Schwein. Diese heile Welt hat man dir vorenthalten. Du musstest dich allein durchkämpfen. Du bist im Nachteil. Du wirst immer
     ein seelisch Misshandelter bleiben ...« Wir zerfleischen uns wieder mit der Frage nach dem »Warum« und werden von Wut und
     Traurigkeit erfasst statt von der vollen Lust am Leben.
    Das Fatale daran: Diese negative Stimme hat einen direkten Draht zu unseren Gefühlen. Kaum haben wir uns vorgenommen, das
     Alte hinter uns zu lassen, flüstert sie uns entmutigende Sprüche ins Ohr, und wir fühlen uns wieder schlecht und lassen davon
     ab. Doch um unsere Stimmung vollends zu drücken, muss sich die negative Stimme zuerst überall im Kopf ausbreiten können. Und
     genau hier liegt unsere Chance: Indem wir jedes Mal direkt mit einer positiven Botschaft reagieren, hindern wir den Störenfried
     daran, ungute Gefühle in uns auszulösen. Die Angst, die Wut, die Trauer – all das wird abgefangen, gemildert und schneller
     überwunden.
    Üben Sie diese Kopfarbeit. Lassen Sie nicht zu, dass Sie sich selbst davon abhalten, für Ihre Vorhaben und Ziele richtig durchzustarten
     – denn dieser nörgelnde Quälgeist ist ein Teil von Ihnen. Lernen Sie mit diesem Teil Ihrer Persönlichkeit besser umzugehen,
     damit Sie den Tiger im Tank spüren statt zu viel Lastgepäck.
    Take-Care-Übung: »Halt mein Freund . . .!«
    Gehen Sie gleich bei der nächsten Attacke des inneren Nörglers wie folgt vor: |32|
     
    1. Sagen Sie »Hallo ...« Begrüßen Sie ihn, sobald Sie merken, dass es wieder losgeht. Sagen Sie sich in Gedanken: »Na, da bist du ja wieder, du Selbstzweifel,
     du Selbstvorwurf oder du Schuldgefühl! Und? Was hast du dir denn heute ausgedacht, um mich von meinem Vorhaben abzuhalten
     oder mich in schlechte Stimmung zu versetzen?«
     
    2. Geben Sie ihm ein Gesicht Geben Sie ihm einen Namen, wie etwa »das kleine Monster«, »meine kleine Nervensäge« oder »mein Freund«. Stellen Sie sich vor,
     wie er aussieht. Ist er eher frech? Stampft er trotzig mit dem Fuß auf, wenn er Sie dazu bewegen will, Ihr Dasein im düsteren
     Licht zu betrachten? Oder schaut er eher unsicher und unbeholfen aus und ist eigentlich zu bemitleiden?
     
    3.
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