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Sehnsucht und Erfüllung

Sehnsucht und Erfüllung

Titel: Sehnsucht und Erfüllung
Autoren: Sheri Whitefeather
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ganzem Herzen gehasst.
    “Sie scheinen jetzt ein gutes Verhältnis zu Ihrem Vater zu haben. Er liebt Sie offenbar sehr.”
    “Tom kam mich besuchen, als ich achtzehn war, aber ich wollte nichts mit ihm zu tun haben.” Shane schämte sich, dass er seinen Vater so gehasst, dessen Seelenschmerz nicht erkannt hatte. “Seine Frau und sein Sohn waren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Er war am Boden zerstört.”
    Und Shanes warmherzige, großzügige Mutter hatte Tom ihre Freundschaft geboten und ihr Mitgefühl. “Ich wollte einfach nur, dass er ging. Ich wollte kein Ersatz sein für den Sohn, den er aufgezogen hatte – den hellhäutigen, hellhaarigen Danny –, den Jungen, den er wirklich geliebt hatte.”
    Kelly zuckte zurück, und Shane merkte, dass ihm der ganze Schmerz seiner Jugend anzuhören war. “Mein halbes Leben lang habe ich mich mit Danny verglichen. Darüber gegrübelt, warum Tom ihn mir vorzog. Ich war verbittert und rebellisch, aber ich schwöre Ihnen, Kelly, das ist vorbei. Ich gebe meinem Vater keine Schuld mehr.” Und er trauerte um Danny, den Bruder, den er nie kennengelernt hatte.
    “Ich glaube Ihnen. Ihm zu verzeihen, war sicher nicht leicht.”
    “Nein. Aber es war auch nicht leicht für Tom, seine Frau und seinen Sohn zu verlieren. Trotzdem mied ich meinen Vater in den folgenden sieben Jahren. Ich sah ihn erst mit fünfundzwanzig wieder.”
    “Also vor fünf Jahren.”
    “Genau.” Kurz nachdem er Evan zurückgelassen hatte, den Jungen, den er nicht behalten konnte, weil er nicht sein leibliches Kind war.
    “Was hat Sie veranlasst, sich Ihrem Vater gerade damals anzunähern?”
    “Ein paar Widrigkeiten in meinem eigenen Leben.” Ein Vaterschaftstest, den er nicht hatte machen wollen, eine Scheidung, die er hatte verhindern wollen. Die absolute Hölle. “Jetzt ist alles wieder im Lot.”
    Das war es, bis Kelly Baxter vor seiner Tür aufgetaucht war. Die schwangere, verlorene kleine Kelly. Shane sah sie an. Der Wind hatte ihr Haar malerisch zerzaust, und die durch die Bäume scheinende Sonne betonte die hübschen Sommersprossen auf ihrer Nase. “Möchten Sie den Rundgang fortsetzen?”
    “Ja.”
    Für Shane war klar, dass sie sich ihm trotz der Geschichte, die er von sich erzählt hatte, nicht anvertrauen würde. Aber er hatte ihr auch nur die Hälfte enthüllt. In der anderen Hälfte ging es um seine Frau und das Kind, die er beide so gern behalten hätte.
    Obwohl sie aufbrechen wollten, blieben Shane und Kelly gedankenverloren sitzen. Kelly dachte an Jason. Die Geschichte von Shanes Eltern bewegte sie. Im Gegensatz zu Shanes Mutter hegte sie selbst immer noch Gefühle für den Vater ihres Kindes. Seit der Abschlussklasse auf der Highschool fühlte sie sich zu ihm hingezogen.
    Und sie hoffte immer noch, dass er die Verantwortung für sein Kind übernehmen würde – nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Liebe. Sie wollte, dass ihr Baby seinen Vater kannte. Falls sie keine Vaterschaftsklage anstrengte, würde Jason sich dann weniger bedroht fühlen? Würde er dann von seiner sogenannten verlängerten Geschäftsreise zurückkehren, um mit ihr zu besprechen, wie es weitergehen sollte?
    “Sind Sie startbereit?”
    “Ja, natürlich.” An diesem schönen Nachmittag wollte sie nicht trüben Gedanken nachhängen. Shane zeigte ihr Verständnis wie ein guter Freund, etwas, was sie lange nicht mehr erlebt hatte. Zu Hause wurde nur noch über sie und Jason geklatscht. Würde sie ihn gerichtlich zur Verantwortung ziehen? War sie auf sein Geld aus? Hatte sie es auf eine Schwangerschaft angelegt gehabt? Schließlich war er der einzige Erbe reicher Eltern, und sie kam nur aus der Mittelschicht.
    Doch jetzt hatte sie erst einmal zwei Wochen Ruhe.
    Kelly und Shane gingen weiter. Eine Viertelstunde später standen sie vor einem Gehege, in dem es einen kleinen Teich gab, verschiedene Bäume und Sträucher und Felsen – eine fast natürliche Umgebung, wie Shane erklärte.
    Hier lebte ein gelbbrauner Puma. Sie hatten sich schon mehrere Pumas angesehen, doch diesen fand Kelly irgendwie anders.
    “Ich wünschte, ich könnte näher an ihn heran.”
    Shane löste die Absperrleine. “Bei Bono können Sie es.”
    Während sie sich dem Drahtzaun näherte, fühlte sich Kelly auf seltsame Weise zu der Raubkatze hingezogen. Vielleicht lag es an deren Art, sich zu bewegen oder an ihrem Interesse an Menschen. Der Puma kam an den Zaun, ganz so, als suche er die Nähe des Menschen. Wie alle
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