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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe
Autoren: P Mennen
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Krüppel zu leben«, meinte Fritz ernst.
    »Du hattest damals keine andere Möglichkeit«, widersprach seine Frau. »Außerdem ist der Armstumpf ordentlich verheilt. Ich habe zwar kein Röntgengerät, aber ich spüre, dass noch Knochensplitter in Raffaels Fleisch stecken. Sie werden ihm immer Schmerzen verursachen und unter Umständen sogar Entzündungen hervorrufen. Das kann sehr gefährlich werden. Er kann eine Sepsis bekommen und daran sterben.«
    »Lass ihn erst mal zur Ruhe kommen«, riet Fritz. »Er ist so glücklich über seine junge Familie. Er braucht Zeit, um sich über alles klar zu werden. In ein paar Wochen wird er dafür viel zugänglicher sein.«
    Jella schwieg nachdenklich und richtete den Blick auf die baumbestandene Savanne. Fritz zog sie zärtlich zu sich heran, sodass sie ihren Kopf auf seine Schulter legen konnte. Die Sonne war gerade dabei, den Horizont zu überschreiten, und ließ ein letztes Mal die Landschaft am Waterberg in warmen Orangetönen erstrahlen. Ein Toko lärmte in ihrer Nähe. Immer wieder riss er seinen großen, gelben Hornschnabel auf und schrie. In der Ferne war das Blöken der Schafe zu hören und der zufriedene Gesang eines Hirten.
    »Meinst du, wir machen alles richtig?«, fragte Jella unvermittelt. »Ich habe manchmal das Gefühl, dass mir die Dinge entgleiten. Nimm nur einmal Ricky. Sie ist so groß geworden. Ich habe immer gehofft, dass sie so wird wie ich oder du. In Wirklichkeit ist sie das genaue Gegenteil. Als wir Indien verließen, hoffte ich, dass sie die Musik und das Tanzen ebenfalls hinter sich lassen würde. Aber seit das Klavier im Haus ist, denkt sie an nichts anderes. Dieses unsinnige Geklimper führt doch zu nichts.« Sie seufzte. Fritz strich ihr beruhigend über den Rücken.
    »In wenigen Tagen beginnt die Schule in Windhuk. Sie wird
neue Freundinnen kennenlernen und sich ablenken. Du wirst sehen, alles wird sich fügen.«
    Die Sonne war wie ein großer, reifer Apfel hinter den Horizont gefallen und hinterließ die Schatten der hereinbrechenden Nacht. Der Himmel verfärbte sich erst türkis und danach violett, bevor die Schwärze der Nacht aufzog. Eng umschlungen wartete das Paar auf den magischen Moment, an dem die Sterne wie von Zauberhand am Himmel angeknipst wurden. Als es endlich so weit war und das Kreuz des Südens über ihnen erstrahlte, begleitet von unendlich vielen anderen Sternen, wurde es Jella wieder leichter ums Herz. Endlich hatte der langsame, bedächtige Puls, der den Takt in Afrika bestimmte, auch sie erfasst. Gleichmäßig und unbeirrbar bestimmte er den Lauf der Dinge in diesem geheimnisvollen Land, das ihre Heimat geworden war. Was kümmerte sie schon die Zukunft? Sollte sie kommen! Sie würde die Veränderungen willkommen heißen.

Danksagung
    Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie viel Rückhalt und Unterstützung ich während der doch langen Phase des Planens, Recherchierens und Schreibens meines Buches erfahren durfte. Wieder einmal boten mir die Erlebnisse, die ich während meiner Reisen nach Afrika und nun auch Indien machen durfte, eine große Fülle von neuen Geschichten. Es ist nicht die Menge an Gesehenem, was mich beeindruckt hat, sondern das unmittelbare Erleben des Alltäglichen in einer fremden Kultur. Besonderer Dank gilt meinem indischen Freund Mukesh Saharan, der immer und unermüdlich, erst vor Ort im nordindischen Rajasthan, später dann aus der Ferne auf all meine Fragen antwortete und dabei versuchte, mir seine Welt nahezubringen. Er ist mein Tor nach Indien. Über ihn gelang es sogar, Kontakte zu den Dienern des Maharanas von Udaipur zu knüpfen. Die Diener stehen seit Generationen im Dienste ihrer Fürsten und konnten mir wertvolle Auskünfte über das damalige Hofleben geben. Im Gegensatz zu der überwältigenden Pracht an den Fürstenhöfen steht das Leben des größten Teils der Bevölkerung. Elend, Armut, Hunger, Krankheit, Tod – das alles begegnete mir auf Schritt und Tritt bei meinen Gängen abseits der Touristenschauplätze in den oft riesigen indischen Städten und Slums. So sehr mich das als Westeuropäerin auch mitgenommen hat, so verwundert war ich über den stoischen Gleichmut und die gegenseitige Hilfsbereitschaft der Armen untereinander, mit denen sie ihr Schicksal zu ertragen scheinen. Auch diesen Teil Indiens durfte ich hautnah miterleben.

    Launig und anregend waren wie immer unsere »Fetten-Dichter«-Treffen!
    Ein großer Dank geht an meinen lieben Agenten Bastian Schlück, der mir
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