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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe
Autoren: P Mennen
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fiel verletzt zu Boden. Nachtmahr sah auf sein Gewehr und drehte sich abrupt um. Keine zehn Meter von ihm entfernt stand seine Frau und zielte auf seinen Kopf.
    »Der erste Schuss war eine Warnung«, meinte sie entschlossen. »Beim zweiten Schuss mache ich Ernst.« Zur Bekräftigung, wie ernst es ihr war, lud sie nach.
    »Bist du völlig übergeschnappt?«, rief Nachtmahr fassungslos. »Du hättest mich töten können! Gib mir sofort das Gewehr!«
    »O nein, das werde ich ganz bestimmt nicht tun«, sagte Isabella kalt. »Ich habe viel zu lange immer das getan, was du von mir verlangt hast. Jetzt ist Schluss damit.«
    Fritz nutzte die Gunst der Stunde und entriss dem völlig überraschten Nachtmahr das Gewehr.
    »Du bist wahnsinnig«, brüllte dieser aufgebracht. »Ich werde dir zeigen, was ich von deinem lächerlichen Tun halte.« Er trat einen Schritt auf Isabella zu, als der zweite Schuss ertönte. Die Kugel prallte direkt vor seinen Stiefeln auf.
    Nachtmahr schrie auf, blieb aber unverzüglich stehen.
    »Dieses eine Mal in deinem Leben wirst du mir zuhören«, sagte Isabella. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie beim nächsten Mal ihrem Mann in die Brust schießen würde. Sie war nun keine zwei Meter mehr von ihm entfernt. Erst jetzt begriff Nachtmahr wie entschlossen sie war. Feine Schweißperlen sammelten sich auf seiner Stirn.
    »Ich habe deine Tyrannei satt«, sagte sie mit einer beinahe unheimlich ruhigen Stimme. »Du wirst niemandem meiner Familie mehr Schaden zufügen.«
    »Willst du mich etwa erschießen? Das ist doch lächerlich!«
    »Warum nicht«, entgegnete sie kalt. »Du hättest es verdient.«
    Nachtmahr fuchtelte in Richtung der Veranda. Für einen
Augenblick wirkte er verunsichert. »Das wagst du nicht. Du bist meine Frau. Gib das Gewehr her!«
    »O nein! Ich habe lange genug getan, was du von mir verlangt hast. Du hast mein Leben und das unserer Kinder ruiniert. Nun ist Schluss damit!«
    »Willst du etwa mit diesen Mördern gemeinsame Sache machen? Der eine hat unseren Sohn getötet, und der andere hat versucht, mich umzubringen. Du warst selber Zeugin.«
    »Verschwinde von hier und lass dich nie wieder blicken«, forderte Isabella. Sie führte den Finger zum Abzug. »Wenn du Sonja oder mich noch einmal belästigst, werde ich dich erschießen.«
    Nachtmahr schäumte vor Wut, musste aber einsehen, dass er in der schlechteren Position war. Zähneknirschend ging er zu seinem Automobil. Als er den Motor gestartet hatte, erhob er drohend seine Faust.
    »Ich werde das nicht ungesühnt lassen«, drohte er. »Die Polizei wird dem Neger Sonthofen noch den Prozess machen. Dafür sorge ich – und wenn es das Letzte ist, was ich tue!«
    Ein dritter Schuss ertönte. Er durchschlug den vorderen Kotflügel des Automobils, woraufhin der Motor seltsame Geräusche von sich gab. Nachtmahr schrie hysterisch auf und gab eilig Gas. Wenige Sekunden später war er hinter einer dichten, puffenden Staubwolke verschwunden.

Epilog
    Am Ende eines arbeitsreichen Tages führte Fritz seine Frau zu ihrem Lieblingsplatz auf dem Hügel unter der großen Schirmakazie. Er wollte die kurze Zeit vor dem gemeinsamen Abendessen nutzen, um ihr die neuen Pläne zu zeigen. In Owitambe ging es seit der glücklichen Rückkehr wie in einem Bienenschwarm zu. Nachdem die erste Wiedersehensfreude abgeebbt war, begannen die Männer, sich zu überlegen, wie man mehr Platz auf der Farm schaffen konnte. Fritz und Johannes hatten Pläne für den Bau zweier neuer Häuser geschmiedet. Außerdem sollte ein kleines Lazarett entstehen, in dem Jella auch operieren konnte. Die beiden Männer waren mit Feuereifer und voller Elan darangegangen. In eines der Häuser wollte Fritz mit seiner Familie ziehen, das andere war für Raffael bestimmt. Als Fritz die Pläne ausbreiten wollte, winkte Jella ab.
    »Lass uns das später machen. Ich habe Raffael heute untersucht«, begann sie. Ihr Bruder war immer noch schwer von dem Elefantenunfall gezeichnet. Sein linkes Bein war nicht ordentlich verheilt und verursachte ihm höllische Schmerzen. »Er muss dringend operiert werden. Ich fürchte nur, die Ärzte hier in Südwest sind nicht ausreichend ausgebildet. Das Beste wäre, wenn er sich in der Charité in Berlin behandeln ließe oder einem anderen großen Krankenhaus. Die Medizin ist heutzutage weit fortgeschritten.«
    »Und was sagt dein Bruder dazu?«
    Jella zuckte bekümmert mit den Schultern. »Er will nichts davon wissen.«

    »Auch ich habe gelernt, als
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