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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe
Autoren: P Mennen
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du so weitsichtig gehandelt hast, und möchte dich dafür belohnen.«
    Mateus war immer noch sprachlos. Vor allem begriff er nicht, worauf der weiße Herr hinauswollte.
    »Ich habe aus wenigen Schafen viele gemacht«, sagte er unsicher. »Sie sind alle gesund.«
    »Deshalb möchte ich auch, dass du dich weiterhin um sie kümmerst. Treib sie hierher. Sie finden in der Nagelschlucht nicht genügend Futter. Wenn ich sehe, dass du gute Arbeit geleistet hast, werden wir eine Abmachung treffen. Du darfst einige der neugeborenen Tiere behalten und auf der Farm weiden lassen. Im Gegenzug kümmerst du dich auch um meine Tiere.«
    »Du … du gibst mir Lämmer?« Mateus traute seinen Ohren nicht.

    »Du hast sie dir verdient. Wenn wir zusammenarbeiten, werden deine und meine Herde wachsen!«
    Mateus schüttelte ungläubig den Kopf, aber dann begriff er und strahlte. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, ernst genommen zu werden. Sein Vater war nie mit ihm zufrieden gewesen, genauso wenig wie der weiße Herr Johannes, aber dieser weiße Herr war anders. Er würde in Zukunft gern für ihn arbeiten.
    »So soll es sein, Herr!«
    Fritz streckte ihm die Hand entgegen und Mateus schlug ein.
     
    Einige Tage später kamen Imelda und Rajiv überraschend zu Besuch. Rajiv lenkte einen großen Ochsenkarren, auf dem sich ein in Decken eingehülltes Ungetüm befand. Ricky ließ ihre Harke fallen und begrüßte die beiden herzlich. Sie liebte ihre gut gelaunte Großmutter und verehrte Rajiv, der sie so sehr an ihre Kindheit in Indien erinnerte.
    »Ihr müsst ganz lange bleiben«, bettelte sie wie ein kleines Kind. Unterdessen waren auch Jella und Fritz bei ihnen. Nur Sonja war mit dem Baby im Haus geblieben.
    »Wenn ihr da seid, ist wenigstens etwas los«, schwärmte Ricky.
    »Ich finde, hier ist immer etwas los«, meinte Jella etwas konsterniert. »Hast du etwa nicht genügend zu tun?«
    »Immer nur Farmarbeit, das ist langweilig«, stöhnte Ricky. »Ich bin froh über jede Abwechslung.«
    »Genau deshalb sind wir hier. Wir haben dir etwas mitgebracht«, meinte Rajiv geheimnisvoll. »Willst du es dir nicht einmal ansehen?«
    Er kletterte auf die Pritsche des Ochsenwagens und machte sich daran, die Seile, mit denen die Decken fixiert waren, zu lösen. Als er die Decken weggezogen hatte, kam ein schwarz glänzendes Klavier zum Vorschein.

    Ricky war sprachlos.
    »Dein Vater hat mir verraten, dass du sehr gut Klavier spielst«, meinte Rajiv schmunzelnd. »Ich finde, es wird Zeit, dass du mal wieder übst.«
    »Das ist wirklich für mich?« Ricky konnte es nicht glauben. Auch wenn sie sich mittlerweile einigermaßen mit ihrem neuen Zuhause arrangiert hatte und sogar durchaus gute Seiten an der so andersartigen Lebensart entdeckt hatte – die Musik und das Tanzen fehlten ihr mehr, als sie es sich eingestehen wollte. Aufgeregt kletterte sie zu Rajiv auf die Pritsche und schlug vorsichtig ein paar Töne an.
    »Es ist sogar gestimmt«, staunte sie. »Wo hast du das nur her, Großvater Rajiv?« Sie nannte ihn zum ersten Mal so.
    »Nun«, meinte der gerührt, »ich konnte einen englischen Händler überreden, es mir zu überlassen. Imelda und ich haben dafür keine Verwendung. Deshalb dachten wir an dich.«
    Imelda zwinkerte Fritz verschwörerisch zu. Selbst Jella, die wenig mit Musik anzufangen wusste, lachte zufrieden. Im Trubel um das Klavier, das Fritz und Rajiv gemeinsam mit einigem Aufwand von der Pritsche luden, bemerkte niemand die Kutsche, die sich ebenfalls Owitambe näherte. Erst als sie auf dem Hof einfuhr, drehte sich Jella um.
    Auf dem Kutschbock saßen ihr Vater und neben ihm seine Frau Sarah. Jella stieß einen lauten Überraschungsschrei aus und lief auf sie zu. Johannes hielt die Kutsche an und stieg etwas ungelenk vom Kutschbock, bevor er seiner Frau herabhalf.
    »Vater! – Sarah!« Jellas Augen blitzten erst ihren Vater und dann Sarah an.
    Johannes trat auf seine Tochter zu und umarmte sie gerührt. Um sie herum entstand allerlei Tumult. Alle redeten durcheinander und begrüßten die Heimkehrer.
    »Ich bin sehr froh, wieder zu Hause zu sein«, sagte Johannes
schließlich mit rauer Stimme. Er hob seinen Arm und deutete auf die Kutsche.
    »Wir sind nicht allein hier. Wir haben noch jemanden mitgebracht.«
    Niemand hatte auf die Rückbank der Kutsche geachtet, von der sich jetzt jemand mühsam aus dem Sitz schälte.
    »Raffael!« Jella war sprachlos vor Freude. Wieder sprachen alle durcheinander und umringten den so
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