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Sehnsucht FC Bayern

Sehnsucht FC Bayern

Titel: Sehnsucht FC Bayern
Autoren: Armin Radtke
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Begegnung gegen den 1. FC Köln. Diese Paarung habe ich angesichts ihrer 60.000 Zuschauer im Müngersdorfer Stadion fast wie in Trance erlebt. Ich war hin und weg, litt mit dem wechselnden Kräfteverhältnissen beider Mannschaften auf dem Platz und wusste nun auch endlich die Siegtreffer zum 4:2-Erfolg spontan richtig einzuordnen. Mein Vater berichtete mir anschließend, dass ich vor lauter Faszination mehrfach nicht ansprechbar gewesen sei. Ein Umstand, der uns beide, jeweils auf unsere eigene Weise, irritierte. Was war da mit mir geschehen?
    Der FC Bayern beendete die Saison nach sechs eher mageren Jahren als Meister. Die damalige Euphorie der Bayern-Fans schlägt die nüchterne Zufriedenheit bei heutigen Titelgewinnen um Längen. Das beweist einerseits, dass Begeisterungsfähigkeit bei Bayern-Fans genauso ausgeprägt ist wie bei allen anderen Vereinen. Es zeigt aber auch, dass der Grad der Begeisterung mit zunehmendem Erfolg kontinuierlich abnimmt. Auch das dürfte nicht nur für die Bayern gelten. Nur sind die Fans anderer Vereine noch nicht in die Verlegenheit gekommen, das am eigenen Leib erfahren zu können.
    Meine eigene Anteilnahme am Titelgewinn 1980 beschränkte sich in 600 Kilometern Distanz auf das zufriedene Betrachten der ARD-Sportschau. Zumindest fing das Ganze ja schon mal gut an …
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

1980/81
    F AN -E NTWICKLUNG IN DER P ROVINZ
    Mittlerweile wohnten wir im Oberbergischen Kreis, in Engelskirchen, 40 Kilometer östlich von Köln. Ein Landkreis, der wohl am ehesten noch durch seine Handball-Hochburg Gummersbach bekannt ist. Der Besuch der Auswärtsspiele der Bayern in Leverkusen und Köln, zusammen mit meinem Vater, zählten nun bereits zu den terminlichen Fixpunkten im Spielplan. Dies galt ab jener Saison genauso für das Erscheinen des kicker- Sonderheftes. Der Kauf des dicken Magazins im roten Einband gehört für mich seitdem wie ein Ritual zu jeder Saison. Die fünf Mark, die es seinerzeit kostete, empfand ich als gut angelegtes Geld, denn das Heft begleitete mich die ganze Saison hindurch und gab mir mit seinen Statistiken, Rückblenden und Mannschaftsfotos ein Gespür und einen geordneten Gesamtüberblick für das gesamte Bundesliga-Geschehen. Heutzutage, wo ich den Bundesliga-Spielplan kurz nach Veröffentlichung durch die DFL komplett auf meinen BlackBerry mobil aufgespielt bekomme, erinnere ich mich schmunzelnd daran, dass dieses Sonderheft für mich lange Zeit und entsprechend spät die erste Informationsquelle der neuen Saison bedeutete. An das Internet war noch nicht zu denken.
    Auch die abonnierte Tageszeitung meiner Eltern, der Kölner Stadt-Anzeiger, widmete sich im Fußball nur dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen etwas ausführlicher. Es war mir schon eine große Freude, wenn unter der Woche überhaupt mal eine fünfzeilige Kurznotiz über den FC Bayern zu lesen war. Die Strahlkraft des Vereins reichte seinerzeit ebenso wenig für eine bundesweite Presseresonanz, wie auch das Thema Bundesliga überhaupt nicht diesen Widerhall in den Medien hatte wie heute. Wer im Zeitalter des Privatfernsehens, Videotextes und Internets aufgewachsen ist, kann sich wahrscheinlich nur sehr schwer vorstellen, welch kostbares Gut Informationen über einen Lieblingsverein darstellen, der 600 Kilometer entfernt ist.
    Trotz BlackBerry: Das kicker- Sonderheft kaufe ich mir auch heute noch. Das sind so Momente, da bin ich ganz Kind. Wer hat das hässlichste Trikot? Welcher Verein den merkwürdigsten Hintergrund beim Mannschaftsbild? Welche Veränderungen gab es in der »Ewigen Tabelle«? Wie verteilt sich die kicker-Landkarte? Herrlich!
    Meine Kenntnisse über den FC Bayern waren mit »dürftig« nur unzureichend beschrieben. Eigentlich wusste ich gar nichts. Lediglich ein Wimpel zierte meine Pinnwand aus Kork. Eine Errungenschaft, die ich als Trostpreis beim Losverkäufer auf der Kirmes erhielt. Den Wimpel, nicht die Pinnwand! Dass er für mich keinen Trostpreis darstellte, verstand sich von selbst. Und was thronte über dem Bayern-Logo? »Magirus-Deutz – DIE BULLEN«. Das sah nicht nur merkwürdig aus, sondern brachte mich ob des tieferen Sinns heftig ins Grübeln.
    Überhaupt waren Fanartikel seinerzeit regelrecht Mangelware. Einen Versandhandel gab es noch lange nicht, aber dennoch einen Ausweg! Die seltenen Aufenthalte in Köln nutzte ich regelmäßig, um mit »Fahnen Meindl« ein Stickereigeschäft in der Innenstadt
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