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Sehen Sie, so stirbt man also

Sehen Sie, so stirbt man also

Titel: Sehen Sie, so stirbt man also
Autoren: Cornelius Hartz
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Aber immerhin war der Verfasser des „Berichtes über den Mord an Thomas Becket, von Edward Grim, der verwundet wurde, als er sich anschickte, ihn zu verteidigen“ von einem tatsächlichen Augenzeugen geschrieben. Grim besuchte zufällig die Kathedrale zum Zeitpunkt des Attentats, und später veröffentlichte er ein Buch („Vita S. Thomae“) über den Heiligen und dessen Ermordung, in dem jener Bericht enthalten ist. Aber vielleicht ist es ja bei einem so gläubigen Menschen wie Becket, der sogar das Exil in Kauf nahm, um dem König gegenüber seinen Standpunkt als Geistlicher zu vertreten, gar nicht so unwahrscheinlich, dass er etwas in dieser Art ausrief und nicht etwa um Gnade flehte. Wenn nicht genau dies, so wird er sicher etwas ganz Ähnliches gesagt haben.

|24| Jacques de Molay
„Herr, wisse, dass alle, die gegen uns sind, von uns zu leiden haben werden.“
    Wahrheitsgehalt: 80 %
    Tätigkeit: Tempelritter
    Gestorben: 18. März 1314 in Paris
    Im Alter von: ca. 68 Jahren
    Todesursache: Hinrichtung
    Letzte Worte im Original: „Seigneur sachez, que tous ceux qui nous sont contraires par nous auront à souffrir.“
    Quelle: Godefroy de Paris
    Zitiert nach: Alain Demurger: Les templiers. Une chevalerie chrétienne au Moyen Âge, Paris 2005, S. 482
    Alternativ: „Papst Clemens! Ritter Wilhelm von Nogaret! König Philipp! […] Ihr alle sollt verflucht sein bis ins dreizehnte Glied!“
     
    Er war der letzte Großmeister des Ordens der Tempelritter: Als Jacques de Molay hingerichtet wurde, so die Legende, verfluchte er den Papst und den König von Frankreich sowie dessen Kinder und Kindeskinder. Seine tatsächlichen letzten Worte waren weniger dramatisch – wenn auch immer noch eine Drohung.
    Wie starb er?
    1312 löste Papst Clemens V. offiziell den Templerorden auf. Die Privilegien des Ordens (Unabhängigkeit von weltlichen Herrschern, Steuer- und Zollfreiheit) waren der Obrigkeit schon lange ein Dorn im Auge gewesen, gezielt waren Gerüchte von ketzerischen Ritualen bei den Templern gestreut worden. Als ersten Schritt hatten Papst Clemens und der französische König Philipp IV. („Philipp der Schöne“) in der Nacht vom 11. auf den 12. Oktober 1307 zahlreiche französische Tempelritter festnehmen lassen, darunter auch den Großmeister Jacques de Molay. Neue historische Funde belegen, dass dem König die Hauptschuld an der Templerverfolgung zu geben ist – der Papst brachte immer wieder seine Zweifel am Generalverdacht zum Ausdruck. Der Orden hatte dem König von Frankreich große Mengen Geld |25| geliehen, die dieser verprasst hatte. Natürlich wurde das große Vermögen des Ordens nun beschlagnahmt. Unter grausamster Folter durch die Inquisition wurden viele falsche Geständnisse erpresst, so auch von de Molay.
    Im Jahre 1309 hatte de Molay zum ersten Mal offiziell vor Gericht gestanden, wo er alle Beschuldigungen seiner Person und des Ordens abgestritten und die Geständnisse widerrufen hatte. Langsam war die öffentliche Meinung zugunsten der Templer gekippt, vor allem, als in jenem und dem folgenden Jahr viele der Angeklagten ihre Geständnisse widerriefen und die Praktiken der Inquisition anprangerten. Der König reagierte mit Härte: 60 Tempelritter kamen auf den Scheiterhaufen. Der Prozess gegen de Molay dauerte vier Jahre, 1314 wurde der Urteilsspruch verkündet: Er sollte, wie viele andere Templer, öffentlich verbrannt werden. Das geschah am 11. März jenes Jahres; Großmeister de Molay gehörte zu den letzten hingerichteten Tempelrittern.
    Ein falscher Fluch wird wahr
    Die Legende von dem Fluch ist dadurch entstanden, dass de Molays letzte Worte über die Jahrhunderte immer weiter ausgeschmückt wurden – und sich gewissermaßen sogar bewahrheiteten. Zumindest lässt die folgende Liste staunen:
Papst Clemens V.: † April 1314 (Krebs)
Philipp IV.: † November 1314 (Jagdunfall)
Ludwig X. (Philipps ältester Sohn): † 1316 (Fieber, mit 26 Jahren)
Johann I. (Ludwigs einziger Sohn): † 1316 (mit 4 Tagen)
Philipp V. (Philipps zweiter Sohn): † 1322 (Ruhr, mit 28 Jahren)
Karl IV. (Philipps dritter Sohn): † 1328 (Krankheit, mit 32 Jahren)
    Mit Karl IV. als letztem männlichen Nachfahren ging das Haus der Kapetinger unter.
    Die letzten Worte
    Die Legende besagt, dass Jacques de Molay auf dem Scheiterhaufen folgenden Fluch ausgerufen hat: „Papst Clemens! Ritter Wilhelm von Nogaret! König Philipp! Innerhalb eines Jahres lade ich euch vor das Gericht Gottes, damit ihr eure gerechte Strafe
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