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Sehen Sie, so stirbt man also

Sehen Sie, so stirbt man also

Titel: Sehen Sie, so stirbt man also
Autoren: Cornelius Hartz
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Szene 1 Caesar auf Lateinisch ausruft: „Et tu, Brute?“
    Gleichwohl ist wahrscheinlicher, dass Caesar als Letztes etwas anderes gesagt hat, das ebenfalls bei Sueton überliefert ist. Er schreibt: „Als er sich setzte, umstellten ihn die Verschwörer, als wollten sie ihm Respekt zollen, und Cimber Tillius, der die Rolle des Anführers eingenommen hatte, kam näher, als wolle er Caesar eine Frage stellen. Und als er ihn mit einer Geste wegschicken und auf später vertrösten wollte, ergriff ihn jener an beiden Seiten an der Toga. Dann rief Caesar: ‚Das ist ja Gewalt!‘, und einer aus der Familie Casca stach auf ihn ein, ein wenig unterhalb der Kehle.“
    Es erscheint wenig glaubhaft, dass Caesar noch „Auch du, mein Sohn!“ gesagt haben soll,
nachdem
man ihm in die Kehle gestochen hatte. Folgt man der inneren Logik des Geschehens, erscheint die zweite Variante immer noch am wahrscheinlichsten.

|18| Augustus
„Livia, lebe in Erinnerung unserer Ehe, und lebe wohl!“
    Wahrheitsgehalt: 5 %
    Voller Name: Gaius Octavius / Gaius Iulius Caesar Augustus
    Tätigkeit: Römischer Kaiser
    Gestorben: 19. August 14 n. Chr. in Nola
    Im Alter von: 76 Jahren
    Todesursache: Diarrhö
    Letzte Worte im Original: „Livia, nostri coniugii memor vive, ac vale!“
    Quelle: Sueton, Divus Augustus 99
    Alternativ: „Klatscht Beifall und schickt uns alle mit Freuden fort!“
     
    Augustus war der Neffe und Adoptivsohn Caesars. Er erbte nicht nur dessen Vermögen, sondern zeigte wie sein Onkel politisches Geschick, so dass er Caesars Anspruch als Alleinherrscher über das Römische Reich fortführte und schließlich das Kaisertum begründete. Dabei ging er über Leichen, erreichte aber selbst ein hohes Alter.
    Wie starb er?
    Im Laufe seiner Karriere gelang es Gaius Octavius, seine Trümpfe so geschickt auszuspielen, dass er sozusagen im Alleingang die römische Republik abschaffte und nach über 400 Jahren aus dem Imperium wieder eine Monarchie machte. Anders als sein Onkel Gaius Iulius Caesar (dessen Namen er angenommen hatte, als der 18-Jährige Caesars Testament gemäß von diesem sozusagen postum adoptiert wurde) gelang es Augustus jedoch, eine dauerhafte Alleinherrschaft einzurichten. Sie sollte nach ihm bis zum Untergang des Römischen Reiches bestehen und das Imperium zu ungekannter Größe ausdehnen.
    Der Kaiser war schon sehr alt, 75 Jahre, als er im Sommer des Jahres 14 n. Chr. eine Reise nach Kampanien unternahm. Auf der Insel Capri bekam er hartnäckigen Durchfall, und so veranlasste er, dass er in die kleine Stadt Nola in der Nähe von Neapel gebracht wurde, wo er eine Villa besaß. Hier starb er schließlich im Beisein seiner Frau Livia und mehrerer Repräsentanten |19| des Staates am 19. August – ausgerechnet am 50. Jahrestag seines Amtsantritts als römischer Konsul.
    Augustus’ sterbliche Überreste wurden nach Rom gebracht und seine Asche in einem großen Mausoleum bestattet, das der Kaiser schon zu Lebzeiten hatte errichten lassen. Zeit genug hatte er dafür gehabt, erreichte er doch ein überdurchschnittlich hohes Alter. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Mannes betrug zu jener Zeit unter 40 Jahre. Er selbst wurde nach seinem Tod zum Gott erhoben –
divus Augustus
, der „vergöttlichte Augustus“, erhielt einen eigenen Kult, eigene Priester und einen eigenen Tempel.
    Die letzten Worte
    „
Divus Augustus

, so lautet auch der Titel, unter dem die Augustus-Biografie des Historikers Sueton erhalten ist. Der Wahrheitsgehalt ist, wie immer bei den antiken Überlieferungen, nicht allzu hoch anzusetzen. Sueton beschreibt den Tod des ersten römischen Kaisers und sagt, auf dem Totenbett habe er zu den Anwesenden gesagt: „Klatscht Beifall und schickt uns alle mit Freuden fort!“ Danach, unmittelbar vor seinem Tod, habe er sich an seine Frau gewandt und mit erstickender Stimme geflüstert: „Livia, lebe in Erinnerung unserer Ehe, und lebe wohl!“
    Der erste Satz mutet auf den ersten Blick ein wenig befremdlich an. Diesen sprach Augustus auf Griechisch; es handelt sich um den berühmten Schlusssatz der griechischen Komödie, den die Schauspieler an die Zuschauer richteten. Das Schauspiel, die Komödie war vorbei. Dabei fällt es schwer, Augustus’ Leben auf objektive Weise als Komödie zu sehen: Auf seinem Weg nach oben und während seiner Regierungszeit ging er, was seine politischen Feinde betraf, über Leichen und machte auch vor der eigenen Familie nicht halt: Seine Tochter ließ er verbannen,
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