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Sehen Sie, so stirbt man also

Sehen Sie, so stirbt man also

Titel: Sehen Sie, so stirbt man also
Autoren: Cornelius Hartz
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erhaltet! Verflucht! Verflucht! Ihr alle sollt verflucht sein bis ins dreizehnte Glied!“
    |26| Jaques de Molays wirkliche letzte Worte hat Bischof Godefroy de Paris aufgeschrieben. Sie lauten: „Gott weiß, wer Unrecht und wer gesündigt hat, und bald wird Unglück über diejenigen hereinbrechen, die uns zu Unrecht verurteilen. Gott wird unseren Tod rächen. Herr, wisse, dass in Wahrheit alle, die gegen uns sind, von uns zu leiden haben werden.“ Eine nicht ganz so dramatische Anklage wie der berühmte Fluch, doch auch noch kraftvoll und bestimmt, eine vielleicht sogar Angst machende Drohung von einem offensichtlich zu Unrecht zum Tode Verurteilten.

|27| Leonardo da Vinci
„Ich habe Gott und die Menschheit beleidigt, denn meine Werke haben nicht die Qualität erreicht, die sie hätten haben sollen.“
    Wahrheitsgehalt: 40 %
    Voller Name: Lionardo di ser Piero
    Tätigkeit: Genie
    Gestorben: 2. Mai 1519 in Amboise
    Im Alter von: 67 Jahren
    Todesursache: Altersschwäche
    Letzte Worte im Original: „Ho offeso Dio e l’umanità intera, dato che le mie opere non hanno raggiunto la qualità che avrebbero dovuto.“ Quelle: unklar
    Zitiert nach: Giorgio Vasari: Le vite dei più eccellenti architetti, pittori et scultori italiani, Florenz 1568, Bd. 3, S. 11
     
    Koketterie oder Understatement? Als Leonardo da Vinci, das große Universalgenie, starb, hinterließ er zeitlose Meisterwerke: anatomische Studien, Erfindungen, die ihrer Zeit Jahrhunderte voraus waren, die „Mona Lisa“ und „Das letzte Abendmahl“ … Und doch zweifelte er an sich: Hätte er mehr erreichen können?
    Wie starb er?
    Leonardo starb im relativ hohen Alter, mit 67 Jahren. Ob es neben Altersschwäche eine konkrete Todesursache gab, ist zweifelhaft. Immerhin ist vom Sekretär des Kardinals Louis d’Aragon ein Bericht aus dem Jahr vor Leonardos Tod erhalten, in dem es heißt, dieser leide unter einer Beeinträchtigung der Beweglichkeit seiner rechten Hand. Dies könnte auf Verschiedenes hindeuten – von Radialislähmung bis Bleivergiftung. Zu dieser Zeit lebte er bereits auf Schloss Clos Lucé in Amboise bei Tours, einer Art Alterssitz, den ihm der neue französische König François I. überlassen hatte. Er hatte sich mit ihm angefreundet und unterstützte Leonardo auch in finanzieller Hinsicht sehr großzügig, seit dessen ehemaliger Mäzen Giuliano de Medici gestorben war.
    |28| Als es schließlich mit Leonardo zu Ende ging, fand er noch Zeit, ein Testament aufzusetzen und zu bestimmen, wie und wo er begraben werden wollte. Seine Manuskripte und sein Atelier samt Ausstattung erbte sein Schüler Francesco Melzi; auch seinen Diener und sein Hausmädchen hatte er testamentarisch bedacht sowie die Mittellosen im örtlichen Krankenhaus. Er starb am 2. Mai 1519 in seinem Bett. Gemäß seinem letzten Willen wurden Leonardos sterbliche Überreste am 12. August zum Kloster St. Florentin verbracht.
    Die letzten Worte
    Leonardo da Vincis überlieferte letzte Worte sind: „Ich habe Gott und die Menschheit beleidigt, denn meine Werke haben nicht die Qualität erreicht, die sie hätten haben sollen.“ Gerade bei da Vinci, den wir heute als einen der produktivsten und einflussreichsten Künstler der Renaissance kennen, als Pionier der Ingenieurskunst und vieler anderer Bereiche, erstaunt dieser Ausruf natürlich. Aber zeichnet es nicht den echten Künstler aus, dass er mit sich und seinem Werk nie zufrieden ist? Die Formulierung mag etwas drastisch sein, aber dennoch – abwegig scheint es nicht, dass er dies gesagt hat. Dennoch entbehrt es, objektiv gesehen, natürlich jeglicher Grundlage. Auch heute noch schaut die Forschung geradezu ehrfürchtig auf diesen Mann, der in seinem Leben als Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Ingenieur und Erfinder leistete, wozu es (zumal zur damaligen Zeit) sechs anderer Menschenleben bedurft hätte. Selbst Wochen vor seinem Tod arbeitete er noch an Plänen für einen Kanal zwischen Saône und Loire.
    Man darf seine Ausdrucksweise aber auch nicht überinterpretieren. Leonardos erster Biograf, Giorgio Vasari, der auch die letzten Worte wiedergibt, schreibt 50 Jahre später, jener habe auf dem Totenbett zu Gott gefunden und alle seine Sünden bereut. Dies war sicherlich zur damaligen Zeit eine populäre Sichtweise, verdächtigte die Kirche den Naturforscher doch zu Lebzeiten, schwarze Magie zu betreiben. Er selbst hatte sich nie sonderlich viel aus Religion gemacht. Die Wissenschaft war ihm immer näher gewesen als der
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