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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind
Autoren: Robert A. Heinlein
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hatte. Mir wurde schnell klar, daß wir mit etwas Glück heute nacht auch eine Menge hochqualifizierter Arbeitskräfte würden retten können, die für einen militärischen Sieg genauso wichtig waren wie tapfere Soldaten.
    Hinter mir hörte ich, wie Gwen Hazel die Funkverbindungen testete: »Blood's a Rover, hier spricht Lady Godiva's Horse! Blood, bitte melden!«
    »Blood an Horse. Roger«, antwortete ich.
    Wir hatten für diesen Einsatz ein einzigartig komplexes Kommunikationsnetz aufgebaut. Ich versuchte nicht mal, es richtig zu verstehen (ich war schließlich Diplomhausfrau und hatte noch nie ein Elektron zu Gesicht bekommen); das Netz bildete eine Parallele zu einem noch erstaunlicheren Raumzeitnetz, das wir vorübergehend hergestellt hatten.
    Von außen betrachtet bestand die Westseite der Ambulanzstation nur aus Sandsäcken. An der Innenseite trennte dort ein Vorhang angeblich einen Lagerraum ab. Wenn man den Vorhang jedoch zur Seite zog, fand man dahinter zwei Raumzeit-Tore – eines führte vom Coventry des Jahres 1941 zum Universitätskrankenhaus der Technischen Hochschule Boondock, Tertius, gregorianisches Jahr 4376, das andere genau in die umgekehrte Richtung. Auf der Tertiusseite führte ein weiteres Doppeltor nach Beulahland und zurück, so daß wir die schlimmsten Fälle zur Behandlung auf eine andere Zeitachse schaffen konnten, ehe sie zurück nach Coventry gebracht wurden.
    Eine ähnliche, aber nicht ganz identische Doppeltoranlage stand für Gretchens Kommando zur Verfügung. Gretchen, ihre Mädchen und Vater Schultz warteten im elften Jahrhundert auf dem Klosterturm, und das Tor, das sie ins zwanzigste Jahrhundert führte, würde erst auf Gwen Hazels Kommando hin aktiviert werden.
    Mit Hilfe eines Kehlkopfmikrophons, mehrerer Zungenschalter und einer Körperantenne konnte Gwen Hazel sowohl mit dem elften, dem zwanzigsten als auch dem vierundvierzigsten Jahrhundert sprechen, entweder einzeln oder mit allen zusammen, egal, ob sie sich dabei auf Tellus Primus oder Tellus Tertius aufhielt.
    Darüber hinaus stand sie mit Zeb und Deety Carter an Bord von Gay Deceiver in Verbindung, die dreißigtausend Fuß über dem Ärmelkanal schwebte – zu hoch für Bomber, zu hoch für Messerschmidts oder Fokkers, zu hoch für das Luftabwehrfeuer dieses Zeitalters. Gay war mit ihrem Einsatz nur einverstanden gewesen, wenn sie sich die Flughöhe selbst aussuchen durfte. (Gay ist eine Pazifistin, die ihrer Meinung nach beklagenswert viel Kampferfahrung mit sich brachte.) In dieser Höhe war sie überzeugt, die Heinkels schon orten zu können, lange bevor der britische Küstenradar diese erfaßte.
    Nach den Proben im ›Potemkinschen Dorf‹ waren die Chirurgenteams neu organisiert worden und standen jetzt in Boondock an den Toren bereit. Wir hatten vor, die hoffnungslosen Fälle direkt nach Boondock zu schaffen, wo kein Fall hoffnungslos ist, solange das Gehirn noch lebt und nicht zu sehr beschädigt ist. Nach der Behandlung sollten diese Patienten sich einige Tage oder Wochen in Beulahland erholen, ehe sie noch vor dem Morgengrauen dieser Zeitlinie zurück nach Coventry geschickt wurden.
    (Sie würden einige Wunder zu erklären haben, aber wir waren dann längst wieder auf und davon.)
    Cas und Pol hatten sich freiwillig als Träger für die Verletzten gemeldet.
    Wir fanden, daß es Vater nur unnötig alarmieren würde, wenn zu viele Chirurgenteams und zu viele Geräte aus dem Nichts auftauchten, sobald die Sirenen heulten. Wenn jedoch die Verletzten erst einmal heranströmten, würde er zu beschäftigt sein, um es zu bemerken oder sich darum zu scheren.
    Jubal und Gillian standen als Reserve bereit. Dagmar war die erste Person, die Vater zu sehen kriegen würde, wenn er den Kopf hereinsteckte. Sobald der Alarm ertönte, würden Lazarus und ich als Team auftreten, er der Arzt, ich die Schwester. Zwar bin ich selbst eine brauchbare Chirurgin, habe aber als operierende Schwester viel mehr Erfahrung. Wir gingen davon aus, daß insgesamt drei von uns reichen würden, nach dem Ende des Angriffs das zu tun, was vielleicht nötig wurde – Vater zu packen und ihn durchs Tor zu zerren, ihn in Boondock irgendwo hinzusetzen und ihm alles zu erklären, einschließlich des Vorschlages, eine Verjüngung und eine Expertenausbildung in fortgeschrittenen Behandlungs-methoden zu erhalten und trotzdem in das Coventry des 8. Aprils 1941 zurückkehren zu können. Falls er darauf bestand. Falls er überhaupt den Wunsch dazu hatte.
    Ich
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