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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind
Autoren: Robert A. Heinlein
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hoffte und erwartete jedoch, Vater mit Tamaras Hilfe davon überzeugen zu können, wie sinnlos es wäre, in die Schlacht um England zurückzukehren – nachdem sie bereits vor mehr als zweitausend Jahren gewonnen worden war.
    Mit Tamaras Hilfe… Sie war meine Geheimwaffe. Durch eine wundersame Verkettung von Ereignissen hatte ich meinen Geliebten von den Sternen geheiratet – und damit zu meinem Erstaunen und großen Glück auch meinen Sohn. Führten vielleicht weitere Wunder dazu, daß ich den einzigen Mann heiraten konnte, den ich schon immer bedingungslos und ohne jeden Vorbehalt geliebt hatte? Vater würde sicherlich Tamara heiraten, sobald er eine Chance dazu erhielt – jeder Mann täte das –, und Tamara würde dafür sorgen, daß er auch mich heiratete. So hoffte ich zumindest.
    Falls nicht, war es mehr als genug, ihn wenigstens wieder am Leben zu wissen.
    Ich war kaum wieder durch das Tor nach Boondock gegangen, als ich Gwen Hazels Stimme hörte: »Godiva's Horse an alle Stationen! Deety meldet Feind in der Luft. Luftalarm in ungefähr acht Minuten erwartet. Bestätigen!»
    Sie stand zwar direkt neben mir vor den Krankenhaustoren, aber sie wollte nicht nur die Information weitergeben, sondern auch die Verbindungen checken. Meine eigene Ausrüstung war sparsam. Ich trug ein Kehlkopfmikro, nicht implantiert, sondern nur unter einem Verband, den ich sonst gar nicht gebraucht hätte. Dazu kamen eine »Hörhilfe«, die ihren Namen nicht verdiente, sowie eine unter der Kleidung versteckte Antenne. »Blood's a Rover an Godiva's Horse. Roger.«
    »British Yeoman an Horse. Roger«, hörte ich. »Achtzig Minuten. Eine Stunde und zwanzig Minuten.«
    »Blood an Horse«, sagte ich. »Ich habe Gretchens Okay gehört. War das in Ordnung?«
    Gwen Hazel schaltete ihr Gerät ab. »Nein, erst dann, wenn ihr beide im Coventry von 1941 seid. Mo, gehst du bitte für einen zweiten Kommunikationscheck wieder hinüber?«
    Ich gehorchte, und wir stellten fest, daß meine Verbindung mit Gwen Hazel funktionierte, also die zwischen dem zwanzigsten und vierundvierzigsten Jahrhundert, während ich Gretchen nicht hören konnte. Beides war auch richtig so. Anschließend kehrte ich nach Boondock zurück, da ich noch nicht richtig gekleidet war. Beim Übergang knackte es in meinen Ohren, was nur an Luftdruckschwankungen lag, wie ich wußte – trotzdem eine gespenstische Erfahrung.
    Deety meldete, daß inzwischen auch die Jägereskorte der Bomber in der Luft war. Die deutschen Messerschmidts waren den Spitfires mindestens ebenbürtig, aber sie operierten an der äußersten Grenze ihrer Reichweite – allein Hin- und Rückflug verschlangen fast ihren gesamten Treibstoff, so daß sie sich nur für wenige Minuten auf Luftkämpfe einlassen konnten und im Kanal landeten, wenn sich die Piloten verrechneten.
    »Dagmar, auf deine Station«, ordnete Gwen Hazel an.
    »Alles klar.« Dagmar durchschritt das Tor, bereits in Kleid, Maske und Mütze, aber noch ohne Handschuhe. Gott allein wußte, was uns Handschuhe unter den dort herrschenden Hygienebedingungen nützen sollten (vielleicht uns schützen, wenn schon nicht die Patienten).
    Ich band Woodrow die Maske um. Woodrow band mir die Maske um. Wir waren bereit.
    »Godiva's Horse an alle Stationen, wir haben Luftalarm«, meldete sich Gwen Hazel. »British Yeoman, Tor aktivieren und Zeitverschiebung vornehmen. Bestätigen.«
    »Yeoman an Horse. Roger. Wird erledigt!«
    »Horse an Yeoman, Ankunft melden! Gute Jagd!« Dann wandte sich Hazel an mich. »Mo, du kannst jetzt mit Lazarus durchs Tor. Viel Glück!«
    Ich folgte Lazarus und mußte auf der anderen Seite des Tores sofort an mich halten – Dagmar half Vater dabei, den Kittel anzulegen. Vater warf uns einen kurzen Blick zu, als wir hinter dem Vorhang hervorkamen, kümmerte sich aber nicht weiter um uns. Ich hörte ihn zu Dagmar sagen: »Ich habe Sie noch nie gesehen, Schwester. Wie heißen Sie?«
    »Dagmar Dobbs, Doktor. Sie können mich Dag nennen. Ich bin erst heute morgen mit dem Nachschub aus London gekommen.«
    »Das sehe ich. Das erste Mal seit Wochen, daß ich einen sauberen Kittel zu Gesicht bekomme. Und Masken – was für eine Angeberei! Sie klingen wie eine Yank, Dag.«
    »Das bin ich auch, Doktor – wie Sie.«
    »Schuldig im Sinne der Anklage. Ira Johnson aus Kansas City.«
    »Mensch, daher komme ich ja auch!«
    »Dachte ich mir doch gleich, den heimatlichen Akzent zu hören. Wenn die Heinies heute nacht wieder nach Hause fliegen,
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