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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel
Autoren: Manfred Megerle
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interessieren.«
    * * *
    Nervös trommelte Karin Winter mit den Fingern auf ihr Lenkrad. »Nun geh schon dran«, stöhnte sie und presste das Handy dichter ans Ohr. Endlich kam die Verbindung zustande. »Chefredaktion ›Seekurier‹, mein Name ist Monika Bächle, guten Tag, was kann ich für Sie …«
    Â»Spar dir die Luft, Moni, du wirst sie noch brauchen. Hol mir Jörg ans Telefon, und zwar schnell.«
    Â»Geht nicht. Redaktionskonferenz.«
    Â»Herrgott noch mal, ich weiß selbst, dass jetzt Redaktionskonferenz ist. Ich brauch ihn trotzdem, es ist dringend.«
    Â»Ich hab aber ausdrückliche Anweisung …«
    Â»Moni, sei einmal mutig in deinem Leben. Wenn ich sage, es brennt, dann brennt es wirklich. Oder willst du, dass Jörg dir später deinen süßen Hintern versohlt?«
    Â»Na gut, ich versuch’s«, kam es zögernd zurück. Karin Winters Stellenwert beim »Seekurier« war der Belegschaft hinreichend bekannt. Kein Wunder, hatte sie doch allein in den letzten sechs Monaten zweimal maßgeblich an der Aufklärung spektakulärer Verbrechen in der Seeregion mitgewirkt. Kein Wunder auch, dass Jörg Matuschek, der Chefredakteur, sie für sein bestes Pferd im Stall hielt.
    Â»Ich hoffe, du hast gute Gründe, mich rauszuholen«, dröhnte unvermittelt Matuscheks Stimme in Karins Ohr.
    Â»Nur einen, aber der dürfte reichen! Du kennst den Fall der beiden Penner. Ich habe läuten hören, dass bei der Sache nicht alles mit rechten Dingen zuging. Wenn sich das bestätigt, brauch ich in der morgigen Ausgabe eine halbe Seite. Aufmacher: ›Mord im Pennermilieu? Obdachlose tot aufgefunden‹ Geht das in Ordnung?«
    Â»Lässt sich die Story bis Redaktionsschluss verifizieren?«
    Â»Denke schon. Ich habe die Aussage eines ›Kollegen‹ der beiden. Zwar fehlen mir noch hieb- und stichfeste Beweise, doch was der Mann sagt, klingt sehr plausibel. Außerdem weiß ich inzwischen, wo die beiden toten Stadtstreicher gelebt haben. Da fahr ich jetzt hin, danach kann ich mehr sagen.«
    Matuschek überlegte kurz. »Okay, wenn deine Geschichte hält, was sie verspricht, hast du die halbe Seite.«
    * * *
    Wolf machte sich gar nicht erst die Mühe, sein Büro aufzusuchen. Im Stechschritt marschierte er zu Vögelein, wo er sich rittlings auf einen Stuhl fallen ließ. »Schieß los«, forderte er kurz angebunden, Vögeleins Schniefen und Husten ignorierend.
    Â»Wie alle eingehenden Gespräche wurde auch unser anonymer Anruf in der Zentrale aufgezeichnet. Hier haben wir eine Kopie. Wenn Sie selbst hören wollen, Chef?« Vögelein wies auf das Tonbandgerät, das auf seinem Schreibtisch stand. »Der Anruf ging exakt um zwölf Uhr dreizehn ein.«
    Â»Lass laufen«, knurrte Wolf.
    Vögelein drückte auf einen Knopf. Zunächst ertönte ein längeres Räuspern, dann die ungewöhnlich hohe, brüchige Stimme eines älteren Mannes, der in schneller Folge mehrere Sätze hervorstieß, immer wieder von einem Räuspern unterbrochen: »Es geht um die beiden Toten, Sie wissen schon, die heute früh in dem Boot gefunden wurden … Also, die Männer sind ganz bestimmt keines natürlichen Todes gestorben … Nicht jetzt, wo es denen endlich mal richtig gut gegangen wäre, das wäre ja absurd wäre das … Ich sag Ihnen, da hat jemand nachgeholfen, aber das kriegen Sie ganz schnell raus. Legen Sie die Sache auf keinen Fall zu den Akten, hören Sie …« Hier brach das Gespräch unvermittelt ab.
    Vögelein stoppte das Band, dann spulte er es zum Anfang zurück. Inzwischen war auch Jo zu ihnen gestoßen.
    Â»Noch einmal?«, fragte Vögelein.
    Wolf nickte und wandte sich an Jo: »Der anonyme Anruf«, erklärte er lapidar.
    Erneut das Räuspern, dann die Sätze, im Stakkato gesprochen und immer wieder von Kratz- und Räuspergeräuschen unterbrochen. Nach der dritten Wiederholung fummelte Wolf eine Gitanes hervor und steckte sie an. Vögelein wollte lauthals protestieren, als ein warnender Blick Jos ihn innehalten ließ.
    Â»Was haltet ihr davon? Wer könnte der Anrufer sein?«, fragte Wolf und stieß eine blaue Wolke aus. Selbst eine heftige Hustenattacke Vögeleins, von theatralischem Händewedeln begleitet, konnte ihn nicht aus der Ruhe bringen.
    Jo reagierte zuerst. »Spontan
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