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Seerache

Seerache

Titel: Seerache
Autoren: Manfred Megerle
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kümmern.«
    »Gemeinsamer Bekannter? Wer soll das sein?« Hauschilds Augen verengten sich zu Schlitzen. »Sagen Sie mal … was läuft hier eigentlich?«
    »Psst, nicht hier«, beschied ihn der Glatzkopf. Mit einem Kopfnicken verwies er auf die neugierigen Blicke der Umstehenden und fügte halblaut hinzu: »Gehen Sie einfach zu Ihrem Wagen. Dort Sie finden Antwort.« Noch ehe Hauschild etwas erwidern konnte, machte er kehrt und stakste davon.
    Zum Teufel, dachte Hauschild, was geht hier eigentlich vor? In was bin ich da hineingeraten?
    Dieses merkwürdige Zusammentreffen konnte kein Zufall sein. Ganz im Gegenteil, alles sprach dafür, dass der Glatzkopf es bewusst herbeigeführt hatte. Nur weshalb? Sosehr er sich darüber auch den Kopf zerbrach, es fiel ihm keine passende Antwort ein. Wahrscheinlich war es das Beste, der Anweisung zu folgen und zurück zum Wagen zu gehen.
    Ohne lange zu überlegen, eilte er die Treppe hinab. Kurz vor dem letzten Absatz stoppte er und hielt sich am Geländer fest. Was, wenn das Ganze eine Falle war? Dann würde er geradeswegs in sein Verderben rennen. Bei den Lichtverhältnissen hier unten wäre ein tätlicher Angriff vergleichsweise leicht zu bewerkstelligen, und da die Mehrzahl der Wagenbesitzer sich noch immer auf dem Oberdeck aufhielt, konnte er schwerlich auf Hilfe hoffen. Mit anderen Worten: Der Glatzkopf hätte ein leichtes Spiel mit ihm.
    So nicht, dachte Hauschild grimmig. Zum Glück hatte er die Gefahr noch rechtzeitig erkannt. Er würde sich schon zu wehren wissen. Entschlossen öffnete er die Stahltür und betrat das Fahrzeugdeck.
    Langsam und sich nach allen Seiten absichernd schlich er an der rechten Bordwand entlang, bis er vorn, drei Wagen weiter, seinen   BMW X 5 entdeckte. Er beschloss, fürs Erste hinter einem dunklen Kastenwagen in Deckung zu gehen. Von dort aus konnte er den betreffenden Deckabschnitt in aller Ruhe beobachten.
    Doch sosehr er auch nach vorn stierte – da war nichts, absolut nichts, was ihm verdächtig erschien. Weder trieben sich dubiose Gestalten im Umfeld seines   SUV   herum, noch waren Anzeichen eines gewaltsam aufgebrochenen Fensters oder einer Tür zu erkennen. Da klemmte nicht mal ein Zettel hinter dem Scheibenwischer. Totale Fehlanzeige.
    War es möglich, dass der Glatzkopf nur seinen Spaß mit ihm hatte treiben wollen? Er verwarf diesen Gedanken wieder – zu eindeutig war der Kerl auf Konfrontation aus gewesen. Doch warum hatte er sein Anliegen nicht gleich im Restaurant vorgebracht? Warum sollte er zu seinem Wagen gehen, um, dort angekommen, festzustellen, dass der Glatzkopf durch Abwesenheit glänzte? Erwartete ihn die Nachricht etwa im Fahrzeuginneren? Unmöglich! Er hatte vor dem Weggehen die Zentralverriegelung betätigt.
    Es half alles nichts: Wenn er Gewissheit haben wollte, musste er näher ran.
    Die Nerven zum Zerreißen gespannt, näherte er sich vorsichtig seinem Auto. Kurz bevor er es erreichte, entriegelte er per Fernbedienung die Türen.
    Er hätte sich nicht gewundert, wenn die Karre in die Luft geflogen wäre. Aber alles blieb ruhig.
    Er atmete tief durch, ehe er zögernd die Fahrertür öffnete. Als auch das ohne Folgen blieb, setzte er sich rasch ans Steuer und zog die Tür hinter sich zu. »Puh«, seufzte er erleichtert und betätigte die Türsperre.
    »Wird auch höchste Zeit, mein Freund«, tönte es da in seinem Rücken.
    Hauschild glaubte einen Moment lang, einem akustischen Trugbild aufgesessen zu sein. Der Wagen war die ganze Zeit über verschlossen gewesen – wo, um Himmels willen, sollte da eine fremde Stimme herkommen? Böses ahnend fuhr er herum. Und tatsächlich: Auf der Rückbank saß eine dunkle, hünenhafte Gestalt, und obwohl die Lichtverhältnisse im Wagen sehr zu wünschen übrig ließen, war die Ähnlichkeit mit dem Kerl aus dem Restaurant unverkennbar: kahler Schädel, Boxerfigur, speckiger schwarzer Anzug – sogar der Akzent war identisch. Aber handelte es sich wirklich um denselben Mann? Irgendetwas an ihm kam Hauschild anders vor. Aber was?
    Kaum hatten sich seine Augen an das Zwielicht gewöhnt, sprang ihm der Unterschied auch schon ins Auge: Eine breite Narbe zog sich quer über die Stirn des Mannes, dessen Gesichtszüge sich bei näherem Hinsehen ebenfalls recht deutlich von denen des ersten Glatzkopfs unterschieden. Irgendjemand musste ihm gewaltig eins übergebraten haben. Recht so, befand Hauschild und bedauerte zutiefst, selbst keine Waffe in Reichweite zu haben.
    »Wenn Sie
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