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Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)
Autoren: Nancy Krahlisch
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obwohl er oft nur wenig Anteil an ihrem Leben nehmen kann. »Dass ihr heute hier seid, bedeutet mir wirklich sehr viel«, sagt er leise. Als ich das höre, bin ich ganz gerührt. Und ich bin froh, dass alles so gekommen ist. Heribert ist glücklich, denke ich zufrieden. Und ich bin es auch.

    Zwei Wochen später, es ist Sonntagabend, lädt Heribert mich spontan zum Essen ein. Wir sind gerade nach Hause gekommen, haben unsere Reisetasche abgestellt, da fragt er mich, ob wir noch schnell etwas essen gehen wollen. Wir waren am Wochenende in Falkenberg. Gestern haben wir den Geburtstag meines Opas gefeiert. Die Feier ging bis in die Morgenstunden, wir haben viel getrunken und wenig geschlafen. Eigentlich bin ich müde. Ich habe keine Lust, noch einmal rauszugehen. Doch dann denke ich, dass Heribert mir vielleicht heute einen Heiratsantrag machen möchte, und stimme zu.
    Seit zwei Wochen schon warte ich jeden Tag darauf, dass er mich endlich fragt. Aber nichts passiert. Vielleicht ist es nun so weit, denke ich aufgeregt. Ich stelle mir vor, wie wir bei Kerzenschein im Restaurant sitzen, wie er nach meiner Hand greift und mich leise fragt, ob ich seine Frau werden möchte. Ich merke, wie die Nervosität in mir steigt. Eigentlich würde ich mich jetzt gern umziehen, mich etwas frisch machen. Aber Heribert hat es eilig.
    »Wohin gehen wir?«, frage ich beim Verlassen der Wohnung und versuche, meine Aufregung zu unterdrücken.
    »Ich hätte Lust auf Asiatisch«, antwortet Heribert und ist bereits nach links abgebogen.
    Als ich realisiere, dass unser Sonntagabend-Dinner ausgerechnet in dem kleinen Asia-Imbiss um die Ecke stattfinden soll und Heribert mir auf dem Weg dorthin auch noch eröffnet, dass er gar nicht genug Bargeld dabeihabe und deshalb ich bezahlen solle, verschwindet auch mein letztes Fünkchen Hoffnung. Wieder nichts, denke ich enttäuscht. Müde und lustlos gehe ich neben ihm her.

    Der Imbiss ist ungemütlich hell erleuchtet, eine Neonröhre hängt genau über unserem Tisch. Wir sitzen uns gegenüber auf einer Art Bierbank, neben uns sitzt eine Gruppe italienischer Touristen. Schlechtgelaunt stochere ich mit meinen Plastikstäbchen im Eierreis mit Gemüse. Heribert isst Ente kross mit gebratenen Nudeln. Dazu trinkt er eine Cola. Ich hasse es, wenn er dieses Zuckerwasser in sich hineinschüttet. Aber ich sage nichts. Durch einen Trinkhalm sauge ich meine Apfelschorle aus der Plastikflasche. Von der Kohlensäure muss ich aufstoßen. Wie stilvoll, denke ich noch. Aber das ist jetzt auch egal.
    Heribert spricht wenig, wenn er isst. Und noch weniger, wenn es ihm schmeckt. Heute scheint es ihm besonders gut zu schmecken. Er schweigt schon seit mehreren Minuten.
    Ich beobachte ihn, wie er sich Gabel für Gabel in den Mund schiebt und genüsslich kaut. Er scheint alles um sich herum vergessen zu haben. Auch bei mir drehen sich die Gedanken im Kreis.
    Vielleicht hat Heriberts Mutter etwas falsch verstanden, denke ich. Oder vielleicht hat er sich die Sache mit der Hochzeit inzwischen auch einfach anders überlegt. Es ärgert mich, dass ich ihn nicht fragen kann. Und noch viel mehr ärgert es mich, dass ich schon so vielen Leuten von der bevorstehenden Hochzeit erzählt habe. Meike wartet jeden Tag auf meinen Anruf mit der Nachricht vom Antrag. Auch Eileen will endlich wissen, was los ist. Schließlich müsste sie bald einen Flug nach Deutschland buchen. Meine Eltern habe ich auch eingeweiht. Ich wollte verhindern, dass sie ausgerechnet im August in den Urlaub fahren. Jetzt ärgere ich mich, dass ich meine Klappe wieder einmal nicht halten konnte.

    Wahrscheinlich werden wir nie heiraten, denke ich. Wir werden nie Kinder haben. Und Heribert wird auch nie freiwillig mit der Seefahrt aufhören. Ich werde immer älter und älter. Ich werde auf ihn warten, bis ich völlig frustriert und ergraut bin. Und dann wird er sich eine jüngere Frau suchen. Wahrscheinlich wird es eine Frau sein, die richtig gut kochen kann. Und er wird viele Kinder mit ihr haben. Ich dagegen werde einsam sterben.
    Vielleicht meint er es ja auch gar nicht ernst mit mir, denke ich. Vielleicht ist es für ihn einfach nur praktisch, jemand zu haben, der zu Hause auf ihn wartet. Jemand, der sich um seine Post und seine Bankgeschäfte kümmert. Jemand, auf den er sich verlassen kann, der den Kontakt zu seinen Freunden und seiner Familie hält und der den Kühlschrank füllt, sobald er nach Monaten der Seefahrt endlich nach Hause kommt.
    Heribert hat
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