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Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)
Autoren: Nancy Krahlisch
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mag es nicht, wenn ich ihn fotografiere. Mir ist das egal. Ich möchte diesen Moment einfach festhalten.
    Nachdem ich den Auslöser gedrückt habe, stecke ich die Kamera schnell wieder zurück in meine Handtasche. Heribert schlängelt sich vorbei an den Absperrgittern und vorbei an den anderen Passagieren. Dann steht er vor mir. Seinen Rucksack hat er abgesetzt und auf den Boden gestellt. Sofort schlinge ich meine Arme um seinen Hals und drücke ihn so fest ich kann. Auch Heribert hat seine Arme um meinen Oberkörper gelegt. Meine rechte Gesichtshälfte presse ich an sein Gesicht. Die Augen habe ich geschlossen. Ich rieche an ihm. Ich atme tief ein. Alles ist unglaublich vertraut. Sein Hals ist warm und weich. Mir ist ganz schwindelig vor Glück. Noch immer drücke ich ihn fest an mich.
    »Du erwürgst mich«, sagt Heribert leise, fast krächzend.
    »Ist mir egal«, antworte ich lachend, lasse den Druck aber etwas nach. »Ich kann gar nicht glauben, dass du endlich da bist«, nuschle ich leise in seinen Hals. Ich merke, wie meine Stimme zittert.
    »Ich kann es auch noch nicht glauben«, antwortet er. Dann löse ich die Umarmung noch ein bisschen mehr, sehe ihm ins Gesicht und gebe ihm einen Kuss. Ich spüre seine warmen, weichen Lippen. Es ist kein leidenschaftlicher Kuss, er hat eher etwas Hektisches. Gleich darauf drücke ich Heribert noch einmal fest an mich. Mein Herz klopft jetzt so laut, dass auch Heribert es hören müsste. Mein Gesicht ist an seinem Hals. Ein paar Tränen laufen mir über die Wangen und tropfen auf seine Lederjacke. »Komm, lass uns nach Hause fahren«, sagt Heribert. Ich ignoriere diesen Satz und umarme ihn einfach weiter. Ich möchte nicht, dass dieser Moment endet. Am liebsten würde ich die Zeit anhalten und für immer hier stehen bleiben.
    Irgendwann löst Heribert sich aus meiner Umklammerung, er gibt mir einen Kuss, greift nach meiner Hand, und langsam laufen wir los.
    »Weißt du, in welcher Richtung die Gepäckstelle ist?«, fragt er mich.
    »Wir müssen auf jeden Fall in Richtung Ausgang«, antworte ich. In meiner Jackentasche habe ich das Handy gegriffen und rufe bei Peter an. Nach ein paar Sekunden lege ich auf.
    Als wir um die Ecke kommen, sehe ich Heriberts Freunde mit ihren Kapitänsmützen an der Seite stehen. Sie sehen uns an, aber Heribert nimmt sie gar nicht wahr. Er läuft einfach an ihnen vorbei. Nach ein paar Metern bleibe ich stehen und drehe mich zu ihnen um. Jetzt bleibt auch Heribert stehen. Er sieht mich fragend an.
    »Willkommen zu Hause, Herr Kollege«, ruft Peter ihm laut zu. Heribert sieht zu ihm hinüber und kann es nicht glauben. Wie angewurzelt bleibt er stehen. Mit großen Augen blickt er von einem zum anderen, grinst über das ganze Gesicht, und alles, was er sagen kann, ist »Nein«. Immer wieder sagt er »Nein«. Dann umarmt er einen nach dem anderen. Seine Schwester Maria hält er besonders lange fest. Die Szene ist herzzerreißend schön. Ich mache viele Fotos.
    Nach einer ausgiebigen Begrüßung gehen wir alle gemeinsam zur Gepäckstelle. Heriberts Seesack liegt noch in Atlanta.

    Als wir zu Hause ankommen, warten bereits weitere Freunde von Heribert vor der Tür. Jockel, Mac, Silvia und Michi sind mit dem Auto aus Niederbayern gekommen. Auch sie begrüßen ihn herzlich. Und wieder mache ich Fotos von Heriberts überraschtem Gesicht und zahlreichen Umarmungen. Kaum sind wir in der Wohnung, Heribert begutachtet gerade seinen Willkommenstisch, klingelt es. Diesmal sind es Meike und Laurent, gleich danach kommen Kelly und Julia aus Bremen.

    Die Willkommensparty ist ein voller Erfolg. Heribert hat einen aufregenden Abend. Er kommt gar nicht dazu, müde zu werden. Immer wieder klingelt es, und jedes Mal ist es eine neue Überraschung. Irgendwann sitzt Heribert auf dem Parkettfußboden im Wohnzimmer, um ihn herum sitzen seine Freunde. Heribert erzählt Seefahrergeschichten und Anekdoten aus den vergangenen Monaten. Seine Freunde hören ihm aufmerksam zu. Hin und wieder stellen sie Fragen. Die Stimmung ist ausgelassen, es wird viel gelacht, doch irgendwann ist es ganz still. Ich komme gerade aus der Küche, neugierig stecke ich meinen Kopf durch die Tür. Heribert sitzt mit dem Rücken zu mir. Ich kann sein Gesicht nicht sehen, aber ich höre ihn. Er spricht ganz leise. Er hält eine Art Dankesrede. Er dankt seinen Freunden, dass sie für ihn den weiten Weg nach Berlin gekommen sind. Er bedankt sich dafür, dass sie noch immer seine Freunde sind, und das,
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