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Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod
Autoren: Ann Cleeves
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Schauspielerin; sie hatte schon immer gern eine Show abgezogen und sah in die Runde, um sicherzugehen, dass sie die volle Aufmerksamkeit besaß. Vielleicht sollte sie ja, wenn sie in Rente ging, einer Laientheatergruppe beitreten, obwohl das erfundene Zeug wohl kaum halb so viel Spaß machen würde.
    Die Musik im Hintergrund war jetzt aus. Es war gar nicht so sehr wie auf einer Bühne, dachte Vera, sondern eher wie in einem Winkel eines riesigen Filmsets, in einer dieser großen, verstaubten Hallen, wo mit Hilfe von Sperrholz und ein bisschen Samt und Seide Träume erschaffen wurden.
    «Was ist jetzt mit Danny Shaw? Wenn die beiden so gute Freunde waren, warum hat Simon ihn dann umgebracht?» Ashworth beugte sich über den Tisch, griff nach Veras Flasche und goss sich einen gehörigen Schluck ein. Ach, Joey, guter Junge, dachte Vera. Was wird die beste Ehefrau von allen bloß sagen, wenn du besoffen nach Hause kommst? Die nächsten vierzehn Tage wirst du wohl Windeldienst haben.
    «Danny kam auf den Gedanken, dass er mehr verdient hätte als ein Dankeschön, wo er Simon doch geholfen hat, einen Mord zu begehen», sagte Vera. «Und vielleicht hat er ja nicht mal ein Danke bekommen. Wenn Simon seine Hilfe nicht so selbstverständlich hingenommen hätte, glaube ich, hätte Danny gar keine Forderungen gestellt. Für ihn ging es immer nur um Freundschaft.»
    Er hat mit Michael Morgan über Freundschaft gesprochen. Aber Michael war abgelenkt und hat nicht richtig zugehört, und weil er so ein egozentrischer Mistkerl ist, hat er gedacht, Danny redet von ihm. Bis ich ihn heute Morgen noch mal dazu befragt habe.
    «Dann hat Danny Simon also erpresst?», fragte Holly. Selbst nach einer Woche mit zu wenig Schlaf und eimerweise Alkohol hatte sie sich immer noch perfekt in der Gewalt und sah zum Anbeißen aus. Es gab Dinge im Leben, die einfach ungerecht waren.
    «Wahrscheinlich ist er nicht ganz so plump vorgegangen. Aber die Uni in Bristol zieht Kinder von reichen Leuten an. Die Eltern von seiner Freundin haben Geld wie Heu. Er wollte genug Geld, um auch dazuzugehören.» Vera schwieg. «Ich glaube nicht, dass er Simon je verraten hätte, damit hat er wahrscheinlich nicht mal gedroht, doch das Risiko konnte Simon nicht eingehen. An dem Tag hat er sich Jennys Wagen geliehen. Er hat Hannah gesagt, dass er zum Bäcker fährt, und auf der Rückfahrt muss er dann auch was gekauft haben. Ein cooler Hund! Kommt mehr nach seinem Vater als nach seiner Mutter. Ich glaube, dass Christopher auch ganz schön rücksichtslos sein kann, und Veronica hat am Ende ja doch die Nerven verloren. Ob sie geahnt hat, dass ihr Sohn die Sozialarbeiterin umgebracht hat? Vielleicht hat sie ja die Notizen gesehen, die er mit nach Hause gebracht hat. Vielleicht hat sie gehört, wie er mit Danny telefonierte. Was hätte schlimmer für sie sein können, als dass ihr Sohn ein Mörder ist? Deshalb hat sie sich plötzlich so an Connie Masters rangeschmissen. Sie wollte wissen, was los ist.»
    «Können wir wieder auf Danny Shaw zurückkommen?» Es kostete Charlie ziemliche Anstrengung, den Satz einigermaßen klar auszusprechen. «Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich muss langsam mal ins Bett.»
    «Simon hat ihn erdrosselt und dann mit den Akten aus Jennys Tasche ein Feuer gemacht. Natürlich hat er zuerst alles rausgenommen, was auf ihn hindeuten könnte. Damit wollte er erreichen, dass wir Danny für den Mörder halten, er wollte uns weiter im Trüben fischen lassen.» Vera strahlte insgeheim, und ihr wurde klar, wie betrunken sie wirken musste, aber das war ihr egal. Im Trüben fischen. Ein gutes Bild.
    «Dann ist ihm klar geworden, was er getan hat, und er hat völlig die Beherrschung verloren, hat angefangen, über das Was wäre wenn nachzudenken, und das ist immer gefährlich. Was, wenn Jenny Connie schon für ihr Buch befragt hat? Simon wusste ja nicht mal, dass Connie auch im Dorf wohnt, bis ich ihn darauf aufmerksam gemacht habe. Da muss er echt durchgedreht sein. Was, wenn die beiden beste Freundinnen waren und Jenny ihr was über ihre Affäre anvertraut hatte? Die Angst hat ihn völlig zermürbt. Erst hat er Connie am Telefon bedroht, dann hat er seine Mutter überredet, die beiden ins Bootshaus zu bringen.» Vera blickte auf. «Aber tief im Inneren war er einfach nur eifersüchtig darauf, wie liebevoll Connie mit ihrer Tochter umgeht. Der ganze Fall hat sich nur um Kinder und ihre Eltern gedreht. Simon Eliot war wie ein kleiner Junge, der
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