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Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod
Autoren: Ann Cleeves
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Hand, wie Teenager, langsam aus dem Speisesaal.
    «Weil Sie offenbar nicht so helle sind, Herzchen. Sie können einfach nicht logisch denken.»
    «Hat Danny Simon etwa bei dem Mord geholfen?», fragte Holly. «Er hat ja da gearbeitet. Er hätte Simon reinschmuggeln und in den Poolbereich lassen können. Er wusste zu viel.»
    «Genau!» Vera applaudierte anerkennend, weil das Ashworth gewaltig wurmen würde.
    «Aber wieso hätte er das tun sollen?» Das war nun Ashworth, der zurückschlug. «Wieso sollte er Beihilfe zu einem Mord leisten?»
    «Weil er jung war und ein Idiot», sagte Vera. «Weil er gern Risiken eingegangen ist. Weil sein Idol ihn darum gebeten hat.»
    Und vielleicht auch, weil er Jenny Lister immer noch die Schuld daran gegeben hat, dass seine Beziehung zu Hannah in die Brüche gegangen ist. Vielleicht wusste er auch gar nicht, dass Simon Jenny umbringen wollte. Vielleicht hat er es für einen Streich gehalten, einen Riesenspaß.
    «Erzählen Sie uns von dem Tag», sagte Charlie. «Sagen Sie uns, was genau passiert ist. Und kein Psychogequassel mehr.» Er sackte nach vorn über den Tisch.
    «Jenny ist mehrmals die Woche hierhergekommen, um vor der Arbeit zu schwimmen. Nicht in aller Herrgottsfrühe, aber doch bevor die ermäßigten Tarife anfangen. Simon wollte ganz sicher gehen, dass sie an dem Vormittag auch da ist, deshalb hat er sich hier mit ihr auf einen Kaffee verabredet, bevor sie schwimmen geht. Natürlich hat er sich nicht blicken lassen. Auf tiefgründige Gespräche hatte er keine Lust mehr. Sie hat sich dann wie immer umgezogen und ihre Anziehsachen und die Tasche ins Schließfach gesperrt, und dann ist sie wie sonst auch ins Dampfbad gegangen, wo Simon schon auf sie gewartet hat.»
    «Danny hat ihn reingelassen», sagte Holly. «Wir wissen, dass er über Nacht im Willows geschlafen hat und am nächsten Morgen im Hotel war.»
    «Ja, Danny hat ihn reingelassen. Irgendein unbekannter Gast. Wem sollte der schon auffallen? Simon ist ein kräftiger junger Mann, er rudert. Er konnte Jenny erdrosseln, ohne dass es jemand hörte. Es hätte zwar die ganze Zeit jemand hereinplatzen können, aber ich vermute, dass Danny Schmiere gestanden hat. Und wem fällt schon ein Kerl vom Reinigungspersonal auf? Man sieht den Mopp, den Eimer, sogar den Overall, aber den Menschen sieht man nicht. Und über eine Stunde lang hat niemand Jennys Leiche bemerkt. Bis ich sie gefunden habe, hatten alle beide Zeit genug, aus dem Hotel zu verschwinden.»
    Vera lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Hatten die beiden jungen Männer je darüber nachgedacht, wie ungeheuerlich das war, was sie da taten? Oder hatten sie es als eine intellektuelle Herausforderung betrachtet, wie eine Aufgabe, die man ihnen an der Uni stellte?
    «Simon ist dann in die Herrenumkleide gegangen, um sich wieder anzuziehen, aber da gab es noch ein Problem. Jennys Tasche war in ihrem Schließfach bei den Damenkabinen. Und in der Tasche war ihr Terminkalender, ihre Notizen. Wahrscheinlich sogar irgendein Hinweis auf ihre Liaison mit Simon. Die Lösung lag auf der Hand.» Vera blickte auf, wurde wieder zur Mentorin und Lehrerin. «Wer möchte?»
    «Danny», sagte Holly und kam Ashworth damit zuvor. «Er hatte einen Generalschlüssel.»
    «Genau! Simon ist aus dem Hotel verschwunden, so schnell er konnte. Er ist clever genug, nicht zuzulassen, dass jemand ihn da rumhängen sieht. Um Danny hat er sich, wie man bemerkt, nicht ganz so viel Sorgen gemacht. Er hat es ihm überlassen, die Tasche zu holen und loszuwerden und ihm Jennys Notizen nach Barnard Bridge zu bringen. Aber Danny war neugierig. Und wer wäre das nicht gewesen?»
    «Also hat er nachgeschaut, was in der Tasche war, bevor er sie weggeworfen hat?»
    «Na klar. Und so cool, wie er vorgab, war er auch nicht. Er kannte sich in Barnard Bridge nicht aus und hat sich auf dem Weg zu Simons Haus verlaufen. Die Tasche hat er beim Mallow Cottage ins Unkraut geworfen, ehe Connie ihn gesehen hat.»
    Ryan Taylor kam, um den Tisch abzuräumen. Die Kellner waren mittlerweile alle gegangen, und sie waren die letzten Gäste im Saal. «Tut mir leid, Herzchen», sagte Vera. «Sie wollen sicher nach Hause. Schmeißen Sie uns einfach raus, wenn Sie hier dichtmachen wollen.»
    «Nur keine Eile», sagte er. «Ich bleibe über Nacht hier.» Er knipste einen Schalter an und dimmte die übrigen Lampen im Saal, sodass sie jetzt im Licht eines einzigen staubigen Kronleuchters dasaßen. Vera fühlte sich wie eine
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