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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde
Autoren: Silver Eve
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das nicht sein. An eine Begegnung mit diesem Mann hätte Naphré sich garantiert sofort erinnert. Schnell wandte sie sich ab.
    Als sie sich noch einmal verstohlen umsah, waren er und sein Begleiter bereits durch die Tür hineingegangen.
    Einen Augenblick lang dachte Naphré darüber nach, ob der Fremde wohl ein übernatürlicher oder ein gewöhnlicher Sterblicher war. In dem Nachtklub verkehrten Leute beider Kategorien. Sie hatte keine besondere Schwingung bei dem Mann wahrnehmen können. Dabei hatte sie dafür einen sehr feinen Sinn.
    Schließlich zuckte Naphré die Schultern. Was ging es sie an? Sie stieg in den Wagen, der auf dem Parkplatz auf sie gewartet hatte, und setzte sich auf den Beifahrersitz.
    „Na, bist du auf eine Eroberung aus, Naph?“, fragte der Mann am Steuer.
    „Du solltest mich besser kennen, Butcher“, entgegnete sie.
    „Sicher.“ Butcher gab ein asthmatisches Lachen von sich.
    Naphré griff unter ihre Jacke, zog das braune Kuvert hervor, das Mick ihr im Klub gegeben hatte, und warf es auf den Sitz zwischen ihnen. Der Umschlag war prall mit Banknoten gefüllt.
    „Hast du nachgezählt?“
    Sie legte den Sicherheitsgurt an. „Was stellst du neuerdings für bescheuerte Fragen?“
    Wieder lachte Butcher. „Wo soll es hingehen?“
    „Ashton Memorial Park, Whitby. Morgen Abend. Mick meint, es müsse dort zwei offene Gräber zur Auswahl geben, vielleicht sogar mehr.“
    Butcher brummte zustimmend und ließ den Motor an. „Hat Mick sonst noch etwas gesagt?“, fragte er, ohne Naphré anzusehen.
    „Dass du ihm eine Flasche Scotch schuldest, wenn die Sache gelaufen ist. Außerdem hat der Kunde wohl gesagt, dass du über die Zielperson alle Informationen hast, die du brauchst.“
    „Das ist korrekt“, meinte er und fügte nach einer Weile nachdenklich hinzu: „Die habe ich in der Tat.“
    „Darf ich vielleicht auch etwas darüber erfahren?“ Im Grunde war es nicht notwendig, dass Butcher ihr Einzelheiten erzählte. Das hier war sein Job. Naphré war nur zur Unterstützung dabei. Trotzdem wäre es ihr lieber gewesen zu wissen, worum es ging. Denn bei dieser Art von Jobs hatte sie mehr Skrupel als ihr Partner.
    Butcher schien ihre Gedanken zu erraten. „Es geht nicht gegen deine Regeln, Naph, wenn du das meinst. Die Zielperson ist ein Killer.“
    „Fein.“ Ganz so fein auch wieder nicht, dachte Naphré. Schon eigenartig, wie das Schicksal so spielt. Genau das, wovor sie davongelaufen war, hatte sie wieder eingeholt.
    „Oh, was für ein Hintern!“ Malthus’ bewundernde Worte gingen fast in der dröhnenden Musik unter, die aus dem Klub drang.
    Alastor, der annahm, dass sein Bruder die junge Frau meinte, die eben an ihnen vorbeigerauscht war, drehte sich an der Tür noch einmal um. Als sie ihn im Vorübergehen fast gestreift hatte, war ihm ihre auffallend hübsche Figur keineswegs entgangen – die langen, schlanken Beine in den engen Jeans und eben die reizvolle Rückenansicht.
    Für eine oder zwei Sekunden hatten sich ihre Blicke getroffen. Als sie in einen Wagen gestiegen war, während Alastor nochan der Tür verharrt hatte. Nicht allein ihre Figur, auch ihr Gesicht war ausgesprochen hübsch – nein, mehr als das: schön. Dunkle Augen, langes, dunkles Haar, volle, sinnliche Lippen. Schnell hatte sie sich abgewandt und die Tür zugeschlagen.
    Alastor zögerte. Sollte er …? Was? Zu ihr laufen und sie nach ihrer Telefonnummer fragen? Das wäre Malthus’ Stil gewesen, nicht seiner. Alastor schüttelte den Gedanken ab und betrat den Klub.
    Malthus grinste ihn an. „Nun sag doch selbst.“ Mit der Hand deutete er auf den Hintern, den er gemeint hatte.
    Alastor sah hin und wünschte sich im gleichen Augenblick, er hätte es nicht getan. Es war widerlich.
    Am Bühnenrand erhob sich wie ein aufgehender Vollmond ein Halbrund wabernden, weißen Fleisches, das aus einer schmierigen Jeans herausragte, die so weit heruntergerutscht war, dass man mehrere Zentimeter weit eine behaarte Spalte sehen konnte. Der Mann, dem dieses Körperteils gehörte, war vom Sitz aufgesprungen und reckte sich mit Oberkörper und ausgestreckten Armen auf die Bühne. Dort stellte eine Tänzerin ihren Körper mit erstaunlicher Gelenkigkeit im zuckenden Licht zur Schau. Geschickt hielt sie sich knapp außerhalb der Reichweite ihres Bewunderers.
    „Oh Scheiße, Malthus“, sagte Alastor, „musstest du mir das zeigen? Diesen Anblick wird man doch wochenlang nicht wieder los.“
    Malthus wollte sich ausschütten vor
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