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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde
Autoren: Silver Eve
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brannte darauf, den- oder diejenigen zu finden, die verantwortlich waren, und es ihnen heimzuzahlen. Er hatte sich vorgenommen, so Rache zu nehmen, dass er es möglichst lange genießen konnte, kein kurzes, blutiges Gemetzel, sondern präzise, kalkulierte Einschnitte, die die Prozedur in die Länge zogen.
    „Schau mal“, sagte Malthus plötzlich. „Ich glaube, die Party geht los.“
    Aus einem Zimmer am Ende des Korridors, über dem das Schild „Nur für Personal“ hing, kam die Kellnerin, ein junges, hübsches Ding, die nichts weiter trug als eine schwarze Fliege um den Hals, schwarze Stilettos und einen Rock, der so kurz war, dass er mehr preisgab als verhüllte. Alastor vermutete, dass bei ihren runden Brüsten, deren Spitzen von zwei Glitzersternen verdeckt waren, die kosmetische Chirurgie etwas nachgeholfen worden hatte.
    In dem kurzen Augenblick, da die Tür zum Hinterzimmer geöffnet war, erspähte Alastor den Rücken einer Frau, über den glattes, langes Haar fiel. Obwohl das Mädchen sich beeilte, die Tür hinter sich zu schließen, hatte er das Gefühl zu wissen, was dort vor sich ging und wen sie hier treffen wollten.
    „Bingo“, meinte Malthus leise, wobei offenblieb, ob er das Mädchen oder die Szene im Hinterzimmer meinte.
    Das Mädchen stutzte, als es die beiden Krayl-Brüder erblickte. Mit einem freundlichen Lächeln, das seine strahlend weißen Zähne zeigte, winkte Malthus sie heran und flüsterte Alastor zu: „Es würde helfen, wenn du nicht so ein miesepetriges Gesicht machst. Sonst macht sie sich vor Angst gleich in die Hose und wir erfahren überhaupt nichts.“
    Alastor, dem gar nicht aufgefallen war, dass er seine schlechte Laune so deutlich zeigte, bemühte sich, dem Wunsch nachzukommen.
    Das Mädchen wiegte sich in den Hüften, als es zu ihnen kam, und betrachtete Malthus mit unverhohlenem Interesse. Nach einer knappen Begrüßung begann Malthus sogleich mit seinen Vorbereitungen, um dem Mädchen etwas über die Party in den hinteren Räumlichkeiten zu entlocken. Er beherrschte die gesamte Klaviatur, wusste genau, wie man eine Frau um den Finger wickelte. Und tatsächlich hatte er sie bald so weit, dass sie immer zutraulicher wurde. Sie kicherte und klimperte mit den Wimpern. Es fehlte nur noch, dass sie anfing zu schnurren und sich an ihm zu reiben.
    Alastor war diese Methode zu zeitraubend. Er holte einen Hunderter aus der Tasche, faltete ihn sorgfältig längs in der Mitte und klemmte ihn zwischen Zeige- und Mittelfinger. Die Augen der jungen Frau blitzten auf, als sie die Banknote bemerkte. Unwillkürlich fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    „Du kannst den Typen da hinten mal sagen, dass es hier noch zwei Gäste für ihre Party gibt“, erklärte Alastor.
    „Da ist keine Party“, versicherte das Mädchen ihm ein wenig zu eilfertig. „Hinten ist niemand. Ich wollte nur eben …“
    „… die Kakerlaken füttern?“ Alastor knisterte mit dem Geldschein, und die Kleine biss sich nervös auf die Unterlippe.
    Er ließ sie einen Moment nachdenken, wies mit einem Kopfnicken in Richtung Bühne und sagte an Malthus gewandt: „Denkst du, dass Lillith uns dazwischenfunkt?“
    Sein Bruder schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Sie istim Augenblick mit etwas anderem beschäftigt. Solange wir sie nicht stören oder den Laden auseinandernehmen.“ Malthus fragte die Bedienung: „Sind die da hinten die Schützlinge deines Chefs, oder hat er den Typen die Räume nur vermietet?“
    „Vermietet“, kam die Antwort, begleitet von einem besorgten Blick auf den Hundertdollarschein.
    „Möchten Sie uns nicht mit den Herrschaften bekannt machen? Aber wir brauchen Sie auch nicht zu bemühen.“ Alastor schloss die Finger zur Faust, in der der Geldschein verschwand. „Wir können uns auch selbst vorstellen.“
    Die Kleine war sichtlich in Nöten und blickte abwechselnd auf Alastors Hand, in der der Schein steckte, und zur Tür des Hinterzimmers. Man hätte fast hören können, wie es in ihrem Kopf arbeitete. „Die da drinnen …“, stammelte sie, „mögen keine Gesellschaft von Fremden. Und … die haben Kanonen.“
    „Die Kanonen machen uns nichts aus. Wir sind auch keine Fremden.“ Alastor schaute sie scharf an. „Ein kluges Mädchen würde uns dorthin führen, ein paar Dollar dabei machen und dann schnell wieder verschwinden.“ Er ließ eine Ecke der Hundertdollarnote zwischen den Fingern zum Vorschein kommen. „Du bist doch ein kluges Mädchen,
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