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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde
Autoren: Silver Eve
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war selbst daran beteiligt gewesen. Vielleicht war er sogar derjenige, der das tätowierte Stück Haut von Lokans Brust in einen billigen Plastikrahmen gespannt und Sutekh geschickt hatte, um die Tat zu dokumentieren.
    Bei dem Gedanken krampfte sich Alastor der Magen zusammen. „Du meinst“, sagte er an seinen Vater gewandt, „wenn wir einen Verräter unter uns gehabt haben, könnte es noch weitere geben?“
    „So ist es.“
    Der Raum war schmal, lang gezogen und von dicken Sandsteinwänden umgeben. Es gab keine Fenster, nur eine einzige Tür aus schwerem Holz und somit nicht die kleinste Ecke, in die sich ein Lauscher hätte verkriechen können.
    „Ich verstehe“, meinte Malthus spöttisch. „Wir befinden uns hier gewissermaßen unter der ‚Glocke des Schweigens‘.“
    Sutekh, der nicht den geringsten Sinn für Humor hatte, reagierte nicht auf die Anspielung auf die alte Fernsehserie. „Man ist sich nirgends mehr sicher“, sagte er und sah seine Söhne der Reihe nach an, wobei es den Anschein hatte, als verweilte seinBlick einen winzigen Moment länger auf Dagan als auf den anderen. „Und man kann keinem Einzigen trauen“, fügte Sutekh hinzu.
    „Wolltest du damit etwas Bestimmtes andeuten?“, erkundigte sich Dagan ungerührt.
    Alastor trat zwischen die beiden, um einen Streit im Keim zu unterbinden. Denn allen war klar, worauf Sutekh anspielte. Er missbilligte Dagans Verbindung mit Roxy Tam. Alastor dachte anders über diese Beziehung. Insgeheim beneidete er seinen Bruder sogar darum, dass er mit Roxy sein Glück gefunden hatte. Romantik, echte, tiefe Gefühle – Dinge, die man sich im Zusammenhang gerade mit Dagan kaum vorstellen konnte. Im Gegensatz zu ihm war Alastor in einer behüteten, liebevollen Atmosphäre aufgewachsen. Alastor waren romantische Regungen durchaus nicht fremd, schließlich war er noch als Mensch unter Sterblichen gewandelt – bevor er erfahren hatte, was und wer er in Wirklichkeit war, nämlich ein Seelensammler und Sohn Sutekhs. Mit menschlichen Gefühlen wie Liebe und Zärtlichkeit hatte Alastor schon lange nichts mehr im Sinn. Aber er freute sich für Dagan.
    „Gahiji hat uns alle getäuscht“, sagte Alastor und sah Sutekh an. „Aber er war dein Mann, dein engster Vertrauter seit fast zweitausend Jahren.“ Alastor wollte nicht einsehen, dass sein Vater so tat, als wären alle anderen für den Verrat verantwortlich, nur er selbst nicht.
    Sutekh schien die Bemerkung überhört zu haben. Die eisige Atmosphäre, die sich plötzlich um ihn herum ausbreitete, verriet jedoch seinen Ärger.
    „Du weißt, dass du dich auf uns verlassen kannst. Wir sind deine Söhne“, fuhr Alastor unbeirrt fort. „Auch wenn“, und er warf Dagan einen Seitenblick zu, „dir manches an uns nicht passt.“
    Malthus blickte nachdenklich auf Gahijis Kopf. „Und wie soll es jetzt weitergehen?“
    „Genauso wie bisher“, antwortete Dagan. „Wir müssen unsdarum kümmern, was mit Lokan geschehen ist, wo wir ihn finden und wer für seine Ermordung verantwortlich ist.“
    Nichts wünschte sich Alastor mehr, als die Mörder seines Bruders in die Finger zu bekommen. Er würde es diesen verdammten Schweinen heimzahlen. Gerade Lokan war er das schuldig, denn der hatte ihm ein ums andere Mal aus der Patsche geholfen, wenn es brenzlig geworden war.
    „Wir müssen, verflixt noch mal, einen Gang zulegen“, meinte Alastor bitter. „Jede Information, jedes Gerücht, und sei es noch so unsicher, kann wichtig sein. Wir sollten uns größter Aufmerksamkeit befleißigen.“
    „Befleißigen?“, wiederholten Dagan und Malthus wie aus einem Munde.
    „Das ist aber ein schönes Wort. Wo hast du das denn aufgeschnappt?“, fragte Dagan. Malthus prustete vor Lachen.
    „Ihr könnt mich mal“, erwiderte Alastor.
    Sutekh hatte den Wortwechsel unbewegt wie immer verfolgt. Dennoch spürte Alastor, dass sich sein Interesse regte.
    „Ihr zankt euch?“, fragte Sutekh verwundert.
    „Na klar. Oft und gerne.“
    „Aber das scheint euch zu amüsieren.“
    „Das ist der Clou dabei.“
    Es kam sehr selten vor, dass Sutekh seine Söhne zusammen sah, und so hatte er nur wenig Gelegenheit mitzuerleben, wie sie miteinander umgingen. Alastor vermutete, dass sein Vater sie bewusst einzeln zu sich rief, weil ihn die menschliche Seite ihrer Regungen, ihr sterbliches Erbe, verwirrte, das heißt, wenn er überhaupt so etwas kannte wie Verwirrung. Schwierig zu beurteilen.
    „Möchtest du das hier zurückhaben?“
    Alastor warf
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