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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde
Autoren: Silver Eve
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seinem Vater Gahijis Kopf zu, den dieser blitzartig auffing, so schnell, dass das menschliche Auge der Bewegung nicht hätte folgen können. „Was hast du von ihm erfahren, bevor du ihn getötet hast?“
    „Ich habe ihn nicht getötet“, antwortete Sutekh. Alastor undseine Brüder sahen einander fragend an. „Gahijis Kopf ist mir anonym zugesandt worden. Und da ich an seinem Hinscheiden nicht beteiligt war, hatte ich auch keine Gelegenheit, ihm vorher irgendwelche Fragen zu stellen. Auch seine Schwarze Seele wurde genommen, bevor das hier“, er hielt den Kopf in die Höhe, sodass Gahijis gebrochener Blick auf die drei Söhne gerichtet war, „eintraf. Nicht einmal eine Notiz lag dabei.“
    „Kein Geschenkpapier, keine hübsche Schleife?“, fragte Malthus höhnisch.
    „Und wer hat das abgegeben?“, hakte Alastor nach. Das war die entscheidende Frage.
    „Das weiß ich nicht.“
    Eine Weile herrschte ratloses Schweigen. Sutekh wusste für gewöhnlich alles, was in seinem Reich vorging. Niemand hatte es je geschafft, in sein Territorium vorzudringen, ohne dass er es gemerkt hätte. Da es also so gut wie unmöglich war, dass jemand, der nicht hierher gehörte, den Kopf abgeliefert hatte, sprach alles dafür, dass es in Sutekhs Gefolgschaft tatsächlich weitere Verräter gab, genau wie Sutekh vermutete.
    Gahiji hatte sich zuerst verdächtig gemacht, als er versucht hatte, Roxy, Dagans Gefährtin, zu töten. Nach und nach war dann herausgekommen, dass er an dem Plan zu Lokans Ermordung beteiligt gewesen war. Unklar war bislang, welche Rolle er dabei gespielt hatte. War er der Anstifter des Unternehmens gewesen oder bloß ein Handlanger? Dass jetzt sein vom Körper abgetrennter Kopf hier war, machte deutlich, dass hinter dem Mord noch jemand anderes stand. Jemand, der weit mächtiger war als Gahiji, mächtig genug, um zwei Seelensammler zu töten. Auch mächtig genug, um Lokans Überreste vor Sutekh und seinen Söhnen zu verbergen. Offenbar sollte verhindert werden, dass der vierte Sutekhsohn wieder ins Leben zurückgeholt wurde.
    Wenn Gahiji den Mord also nicht angezettelt hatte, wer war es dann gewesen?

2. KAPITEL
    Burlington, New Jersey
    A ls Naphré Kurata die Lounge des Nachtklubs verließ, wäre es fast zum Zusammenstoß gekommen. Schwungvoll hatte sie die Tür aufgestoßen und sie fast einem eintretenden Gast ins Gesicht geschlagen.
    In ein Gesicht, das Naphré sofort auffiel. Kantige Züge, honigblondes, korrekt geschnittenes Haar, glatt rasiertes, markantes Kinn. Zusammen mit dem maßgeschneiderten dunklen Anzug und den auf Hochglanz polierten, teuren Halbschuhen war er bemerkenswert elegant. Naphré hatte jedes Detail registriert. Reine Gewohnheit. In ihrem Job konnte eine gute Beobachtungsgabe darüber entscheiden, ob man mit einer Kugel im Kopf aufwachte oder nicht.
    In diesem Fall war es allerdings nicht allein die professionelle Routine. Etwas an ihm zog Naphrés Blick unwiderstehlich an. Und es fiel ihr schwer, wieder wegzuschauen.
    Der Fremde sah sie flüchtig an, trat ein Stück zur Seite und hielt ihr dann die Tür auf. Ebenfalls ein interessantes Detail. Dieser Laden hier war nicht gerade ein Ort feinster Umgangsformen. Für den Mann schien die höfliche Geste jedoch eine Selbstverständlichkeit zu sein.
    Naphré senkte den Blick und ging schnell an ihm vorbei. Sie wollte seine Aufmerksamkeit nicht auf sich ziehen. Auch das gehörte zu den Grundregeln ihres Berufs: andere so genau wie möglich beobachten, ohne selbst wahrgenommen zu werden.
    Ein weiterer Mann folgte dem höflichen Fremden. Er war ähnlich gut gebaut, hatte dunkles Haar und trug einen schweren Platinohrring. Naphré dachte noch, dass Männer von diesem Aussehen es eigentlich gar nicht nötig hatten, in solche Etablissements zu gehen. Aber das war lächerlich. Die unterschiedlichsten Männer gingen aus den unterschiedlichsten Gründen in Strip-Lokale. Genauso arbeiteten hier sehr verschiedene Mädchen.Einige taten es nur, um sich das Geld für den nächsten Schuss zu verdienen.
    Als sie neben einem Wagen auf dem Parkplatz stehen blieb, warf Naphré noch einmal einen raschen Blick zurück. Auch dem Mann, der hinter ihm ging, hielt der Blonde die Tür auf und ließ ihm den Vortritt. Erstaunlich gute Erziehung. Der Dunkelhaarige sah zwar auch gut aus, aber der Blonde faszinierte Naphré mehr. Plötzlich trafen sich ihre Blicke. Und für eine Sekunde war es wie ein Wiedererkennen, ein ganz merkwürdiges Gefühl.
    Natürlich konnte es
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