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Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Titel: Seelensplitter: Thriller (German Edition)
Autoren: Michael Koglin
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wollten uns schützen! Stell dir das mal vor. Sie wollten uns mit Lügen schützen! Weil es überall in den Zeitungen stand, nachdem die Polizei dieses perverse Liebesnest ausgehoben hat. Überall lautete die Schlagzeile gleich: Inzest.« Sie hält den Zeitungsausschnitt wieder in die Höhe und wedelt damit herum. »Deshalb haben sie uns eine neue Identität verpasst. Mit einer Ordensschwester als Mutter. Schön sauber. Du hättest das Strahlen im Gesicht dieser Irene Heise sehen sollen, als ich ihr angeboten habe, sie in ihrem Rollstuhl ein wenig durch die Gegend zu schieben und ihr etwas ganz Besonderes zu zeigen. ›Zum Muttertag‹ hab ich zu ihr gesagt. Sie fragte: ›Wieso Muttertag?‹ Und dann habe ich ihr das Messer in ihr verfluchtes Mutterherz gerammt.«
    »Aber unsere neue Identität sollte uns doch schützen.«
    »Es gibt keine neue Identität, wenn das alles in deinem Kopf ist. Wenn es jede und jede Nacht wiederkommt und vor dir steht. Dein Bruder, der dich vergewaltigt. Deine Schwester, die im Schrank hockt und zusieht, die die Wunden eincremt und das Blut von den Händen wäscht. Die Mutter, die mit ihrem Sohn … und du redest von Identität? Das reicht für zehn Identitäten!«
    »Isabel, bitte lass die Frau gehen. Sie wird sterben.«
    »Hier steht nicht, wer von uns beiden das Inzestkind ist, Lina. Wer von uns beiden ist es? Ich muss es wissen, Lina! Ich wollte dich töten. Der Autounfall, von dem du in der Gruppentherapie gesprochen hast. Du weißt, was ich meine? Als du dich mit mir, der Fahrerin, plötzlich verbunden gefühlt hast. Ich saß am Steuer, Lina, aber ich konnte es nicht. Hätte ich dich überfahren, dann wäre Astrid nie auf die Idee gekommen, dass mit diesem Unfall etwas nicht stimmt. Vielleicht hätte sie nie begonnen nachzuforschen. Damit hat es angefangen. Weil du von dem Unfall erzählt hast. Gott, sie wäre uns nie begegnet. Also Lina? Welche von uns ist es?«
    Lina überlegt fieberhaft, wie sie Isabel von der Frau auf dem Bett ablenken kann.
    »Warum hast du Astrid mit einem Stromschlag getötet?«
    »Ich wollte, dass du dich an Ralf erinnerst. Und an das Mädchen, das am Ende eures Gartens steht und auf dich wartet. An das Mädchen, das Ralf zu den Geschwisterengeln geschickt hat. Was ist, Lina? Welche von uns beiden ist es?«
    Ruckartig hebt sie den glühenden Tauchsieder und presst ihn auf Antje Kernels Arm. Sie reagiert nicht mehr. Das ist gut, denkt Lina, Bewusstlosigkeit ist gut. Ihre Schreie werden Isabel nicht noch weiter anfeuern.
    »Was ist mit den Monstern?«, schreit Lina. »Wieso sprachen Carolin und Astrid über Monster?«
    Isabel kreischt auf. »Monster! Ich habe Carolin den Finger ihres Freundes gezeigt und gesagt, dass die Monster so etwas machen. Sie beißen Finger ab. Carolin muss es Astrid erzählt haben. Noch so ein Grund mehr für sie, sich für unsere Kindheit zu interessieren und Nachforschungen anzustellen. Dabei ging sie das alles nichts an. Verstehst du? Gar nichts!«
    »Wir hätten reden …«
    »Reden? Was soll ich denn tun, wenn du dich plötzlich erinnerst? Soll ich zu meinem Mann gehen und sagen, lass uns keine Kinder machen, die werden schwachsinnig, meine Gene taugen nichts? Meiner Tochter Annkatrin sagen: ›Hör mal, es ist zwar nicht so toll, aber mein Vater ist auch mein Bruder.‹ Stellst du dir das so vor, Lina?«
    Lina erinnert sich an den Mann, der nach Leder und Benzin gerochen hat. Der sie besucht und ihr den Schatz aus der Südsee geschenkt hat. Nein, sie ist nicht das Inzestkind.
    »Wirst du mich töten?«, fragt Lina leise. »Wirst du mich töten, wenn du’s weißt?«
    »Ich werde unsere Antje hier töten. Das ist mal sicher. Nein, Lina, ihr wirst du nicht die Brandwunden mit der weißen Creme einreiben.«
    Zeit gewinnen, denkt Lina.
    »Und Antje soll wegen ein paar alter Behördendokumente sterben?«
    Isabel reißt die Schublade des Nachttischs auf und zieht eine Schachtel Zigaretten hervor. Sie fingert eine heraus, zündet sie an dem glühenden Tauchsieder an, nimmt einen tiefen Zug und bläst Antje Kernel den Rauch ins Gesicht.
    »Astrid war schlau. Und sie musste ihre Nase überall hineinstecken. Sie hat herausgefunden, dass meine Krankengeschichte nicht stimmt, die ich in der Therapie vorgebracht habe. Sie war zu glatt. Meine Halluzinationen. Wie aus dem Lehrbuch. Eigentlich konnte nur Carlheim ihr das gesteckt haben. Und dann die schlechten Träume, von denen ich gesprochen habe … ich habe keine schlechten Träume, Lina.
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