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Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Titel: Seelensplitter: Thriller (German Edition)
Autoren: Michael Koglin
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auf dem Tisch, die Schale mit Apfelstücken … alles scheint so zu sein, wie sie es verlassen hat.
    Mit den Fingern tastet sie nach der unter der Dunstabzugshaube versteckten CD. Sie reißt das Paketband ab, mit dem sie die CD dort befestigt hat, und zieht sie mit zwei Fingern aus dem Umschlag. Weder ein hieb- und stichfestes Alibi noch der Beweis ihrer Unschuld, aber dennoch eine Möglichkeit, die anderen Frauen so sehr zu belasten, dass die Polizei gegen sie ermitteln muss.
    Lina sieht sich noch einmal um, verlässt die Wohnung und läuft schnell die Treppe hinunter. Plötzlich verliert sie im Laufen den Boden unter den Füßen. Ein Draht!, denkt Lina, während sie fällt, dann ist jemand über ihr und presst ihr ein weißes, scharf riechendes Tuch aufs Gesicht.
    Ihr Oberkörper wird nach hinten gerissen und auf einen Stuhl gewuchtet, der nach hinten rollt. Sie spürt etwas Beißendes in ihrer Lunge. Dann wird es dunkel um sie. Und still. Und friedlich.
    39
    L ina spürt, dass etwas an ihrem Körper zerrt und sie wegstößt. Dann versinkt sie wieder in der Dunkelheit.
    Vor ihr löst sich ein langsam größer werdender Lichtpunkt. Ein Fenster. Ihr Körper fliegt dem Fenster entgegen. Sie sieht eine grüne Landschaft, aus der rote Luftballons in einen blauen Himmel aufsteigen und zerplatzen.
    Gas muss irgendwo ausströmen, ganz sicher Gas. Lina spürt ein heftiges Kratzen im Hals und hat Mühe, ihre Augen zu öffnen. Millimeter um Millimeter schiebt sie die Augenlider hoch, als sie plötzlich ein Lichtstrahl trifft. Sie dreht den Kopf etwas zur Seite, um sich zu schützen.
    Sie sitzt auf einem Stuhl, ihre Hände sind auf dem Rücken gefesselt. Es riecht stickig, in der Luft hängt kalter Rauch, Schweiß und Parfum.
    Lina öffnet die Augen und sieht vor sich eine Lamellentür. Sie schiebt den Kopf vor und erkennt ein Zimmer, das mithilfe von Stellwänden in einem großen Raum aufgebaut ist. Der Schrank, in dem sie sitzt, muss auf einem Podest stehen. Von oben sieht sie auf diese Inszenierung hinunter. Eine Puppenstube, denkt Lina, eine Puppenstube, mit der ich gespielt habe. Bett, Tisch, Stühle … Über der hinteren Wand befindet sich ein tischartiges Gestell, darüber eine rotierende Diskokugel, die bunte Lichtflecken auf die Gegenstände im Zimmer darunter wirft. Das Ganze wirkt wie ein bizarres Bühnenbild. Plötzlich wird die Bettdecke an einer Schnur hochgezogen, und Lina erkennt Antje Kernel darunter, gefesselt an die Metallstreben des Bettes. Es sieht makaber aus, wie das weiße Laken über der Frau schwebt.
    Woher kenne ich dieses Zimmer?, denkt Lina. Sie versucht näher an die Lamellen heranzurücken. Neben dem Bett steht ein Nachttisch, auf dem zwei Puppen sitzen, daneben steht eine Lampe, auf deren Schirm wandernde Wolken zu sehen sind. Auf dem Boden liegt Spielzeug. Mehrere Figuren. Ein Ritter, ein Zauberer mit einem spitzen Hut. Ein Bauernhof mit Schafen, Schweinen, Kühen, Pferden und einer Katze. Die Köpfe der Tiere liegen abgetrennt neben ihren Körpern.
    Lina sieht die rosafarbene Lampe und weiß plötzlich genau, dass man den Schalter immer zweimal drücken muss, damit das Licht angeht.
    »Bist du wach?«, fragt die Stimme, die noch immer verzerrt, jetzt aber als weibliche Stimme zu erkennen ist. »Bist du ganz wach? Du musst dich erinnern«, sagt die Stimme weiter. »Siehst du unsere Welt? Du bist genau dort, wo du immer warst, wenn sie kamen. Du hast dich im Schrank versteckt.«
    Lina kennt diesen Raum, doch die Farben sind verändert. Ihre Erinnerung verschwimmt immer noch in Schwarzweißtönen. Schlurfende Schritte sind zu hören. Etwas Metallisches rattert an einem Geländer entlang.
    »Hörst du ihn?«, fragt die Stimme. »Der Schwarze Ritter kommt, und wie immer wird er mit mir spielen. Er hat seinen Gürtel mit der Schnalle in der Hand. Und er wird damit wieder gegen die Schranktür schlagen und sich dann zu seiner kleinen Prinzessin herunterbeugen. Zu mir.«
    Lina sieht, wie eine Männergestalt ein Mädchen auszieht, an ihrem Kleid riecht und die Kleidung auf das Bett wirft. Dann muss sie ihm helfen, die Hose zu öffnen. Der Mann zeigt ihr den Finger und steckt ihn ihr in den Mund.
    Lina ist wie gelähmt, kann sich nicht rühren, nichts sagen. Sie sieht, was da in dem Bett passiert, sie weiß nicht, ob es wirklich geschieht, denn plötzlich ist da wieder nur Antje Kernel, die auf dem Bett liegend leise vor sich hinwimmert.
    Plötzlich erklingt eine Melodie aus dem Kassettenrecorder, die
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