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Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Titel: Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless
Autoren: Sergej Minajew
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die Eröffnung des Clubs wegen irgendwelcher Schwierigkeiten mit den Brandschutzbestimmungen für eine gewisse Zeit verschoben wurde? Es muss nur glaubwürdig genug klingen, ich bin sicher, dass sie uns das abnehmen. Damit gewinnen wir ein, zwei Monate, inzwischen
treibe ich das Geld auf, und dann kann ich ihnen schon klarmachen, dass das Geschäft geplatzt ist. Das Wichtigste ist jetzt erst einmal, Zeit zu gewinnen, vielleicht kriegen wir diese Arschlöcher doch noch am Wickel. Und wenn nicht, treibe ich das Geld anderswo auf, ganz bestimmt. Das kostet dich doch nichts. Wir sitzen schließlich im selben Boot, oder? Du hast ja nichts verbrochen. Unser Ermittlungsdienst wird das brav schlucken. Sie müssen einfach das Gefühl haben, die Situation unter Kontrolle zu halten, dann kann meinetwegen eine Sintflut kommen. Das ist doch ein guter Plan, oder?«
    »Nein, mein Lieber, das ist ein beschissener Plan.«
    Ich hätte große Lust, ihm richtig eins in die Fresse zu geben. Aber ich bin sicher, er würde sofort zum nächsten Polizeirevier rennen und behaupten, ich hätte ihn überfallen und ihm hunderttausend Dollar geraubt. Ich drücke meine Zigarette aus und bestelle die Rechnung.
    »He, warte mal! Was gefällt dir daran nicht? Das könntest du doch für uns tun!«
    »Erstens: Dein Plan ist komplette Scheiße. Zweitens: Hör auf, immer wir und uns zu sagen. Du bist hier nicht bei einem Kundengespräch. Und mit deinen Mauscheleien will ich nichts zu tun haben, aber auch wirklich gar nichts. Das zum Dritten.«
    Vadim erstarrt. Er krallt sich an den Stuhllehnen fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortreten.
    »He, warte mal, warte«, sagt er mit gepresster Stimme. »Ich glaube, ich fange an zu verstehen. Du Saukerl hast mich mit voller Absicht reingelegt. Ihr habt mich in die Falle gelockt. Du hast mir den großen Investor bloß vorgespielt,
und ich Idiot habe dir geglaubt, weil ich dachte, wir wären Freunde. Ich habe dir geglaubt, verstehst du? Und jetzt stecke ich alleine in der Scheiße, und ihr seid fein raus. Nein, mein Freund, meinst du wirklich, du kommst so einfach davon? Du hast ja keine Ahnung, mit wem du dich da eingelassen hast. Meine Firma ist kein Tabakkiosk, das ist ein multinationaler Konzern. Unser Sicherheitsdienst wird dich in die Mangel nehmen, die werden dich pulverisieren, verstehst du, du Arschloch? Die lassen dich nicht eher aus den Fingern, bis du den letzten Dollar zurückgezahlt hast, die werden dir die Kohle aus dem Leib prügeln. Dir und deinen beschissenen Freunden. Hast du verstanden? Ich bin kein Penner, mich könnt ihr nicht so einfach abservieren wie eine billige Straßennutte. Ich werde dir Feuer unterm Arsch machen!« Seine Stimme überdreht und wird zu einem schrillen Kreischen.
    Ich stehe auf. Diese billige Posse hat mich ermüdet. Es tut weh, Geld zu verlieren, aber es tut noch viel mehr weh, einen Menschen zu verlieren, den man lange für seinen Freund gehalten hat, und zuzusehen, wie er sich vor deinen Augen in ein Stück Aas verwandelt.
    »Warte!«, schreit Vadim hysterisch. »Bleib hier! Ich hab’s dir gesagt, ich rufe jetzt meinen Sicherheitsdienst an! Dann reden wir mal anders miteinander!«
    Er holt sein Handy aus der Tasche und drückt hektisch auf die Tasten. Ich nehme ein Glas mit Wasser vom Tisch und schütte es ihm über den Kopf.
    »Ruf lieber deinen Arzt an, Alter.«
    Ich drehe mich um und gehe weg. Diese Situation ist so abgeschmackt, dass sie mir fast surreal erscheint. In der
Nähe des Ausgangs riecht es nach nicht mehr ganz frischem Fisch. Der Geruch kommt bestimmt aus der Küche, aber ich bilde mir ein, dass es Vadim ist, der zu faulen anfängt.
    Auf der Straße halte ich ein Taxi an und nenne die Adresse meiner Wohnung. Während der Fahrt starre ich stumpfsinnig aus dem Fenster und singe dabei halblaut »Friends will be Friends« von Queen. Es geht mir beschissen. Als wir am Leningrader Bahnhof vorbeifahren, fällt mir ein Leuchtschild ins Auge: »Fahrkarten«. Ich bitte den Fahrer, anzuhalten.
    »Aber wir sind doch noch gar nicht da«, wendet er ein.
    »Macht nichts, ich steige hier aus. Was bin ich schuldig?«
    Ich zahle, springe aus dem Wagen und gehe schnell auf den Haupteingang zu. Als ich fast dort angekommen bin, drehe ich mich um und sehe, dass das Taxi immer noch dort steht, wo ich ausgestiegen bin. Der Fahrer hat das Fenster heruntergelassen und schaut mir nach. Aus irgendeinem Grund hebe ich die Hand und winke ihm zu. In dem Moment lässt er den
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