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Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Titel: Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless
Autoren: Sergej Minajew
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hoch. »Ich habe seitdem kein Auge zugetan, verstehst
du? Mir platzt fast der Schädel. Mir ist absolut nicht komisch zumute. Ich bin am Ende.«
    »Vadim, nimmst du eigentlich Drogen?« Ich mache ein todernstes Gesicht.
    »Und ob ich Drogen nehme! Gestern hab ich mich schweinisch zugekokst, und heute bin ich schon hackebreit. Zu Hause habe ich mich gar nicht mehr blicken lassen, weil ich jeden Moment damit rechne, dass mich unser betrieblicher Ermittlungsdienst in die Zange nimmt. Und du sitzt hier und machst mir den Clown! Vielleicht steckst du ja mit denen unter einer Decke? Hm? Vielleicht hast du mich absichtlich da mit reingezogen, und jetzt versuchst du nicht einmal mehr, den unglücklichen Geschäftspartner zu spielen.«
    »He, bist du jetzt völlig durchgeknallt? Vielleicht solltest du dich lieber an den Rat von Kurt Cobain halten: Mische niemals Alk und Drogen! Außerdem, was hat denn euer Ermittlungsdienst mit der Sache zu tun?«
    »Eine ganze Menge, verdammte Scheiße!« Vadim beugt sich zu mir herüber. »Und wie der damit zu tun hat!«
    »Was meinst du damit? Hast du dir etwa bei einem Arbeitskollegen Geld gepumpt und hast jetzt Schiss, dass er dich anschwärzt?«
    »Nein«, sagt Vadim und senkt seine Stimme zu einem Flüstern. »Ich habe die ganze Kohle, verstehst du, die ganze Kohle aus meiner Firma genommen.«
    »Was? Welcher Idiot hat dir denn hunderttausend Dollar geliehen?«
    »Niemand hat mir was geliehen. Ich habe die komplette Summe als Brand-Budget für das Listing in diesem verdammten
Club verbucht, für die Eröffnungsparty und alle folgenden Events. Die ganzen beschissenen hunderttausend Dollar! Verstehst du jetzt endlich?«
    »Tja …«, murmele ich.
    Ich hatte schon immer den Verdacht, dass Vadim außer mit Eitelkeit auch noch mit einer extremen Geldgier gesegnet ist. Er hätte es ja bei den fünfzigtausend Dollar belassen können – aber nein! Er wollte unbedingt einen größeren Anteil als ich haben. Einfach mal eben hunderttausend Dollar Firmengeld abzuzweigen, um in so ein Projekt einzusteigen. So ein Idiot.
    »Sag mal, Vadim, musste das denn wirklich unbedingt sein? Wozu diese ganzen Mauscheleien?«
    »Ich weiß es nicht. Diese Typen sind doch in der Szene bekannt wie bunte Hunde. Das war eine ideale Chance, es war schon immer mein Traum, einen Club oder eine Bar zu besitzen. Ich konnte doch nicht ahnen, dass es so enden würde. Außerdem kam die Idee ja von dir oder nicht? Du hast das alles eingefädelt.« Seine Augen schießen Blitze auf mich ab, und allmählich dämmert es mir, warum er mich unbedingt treffen wollte.
    »Und die Kohle aus eurer Firmenkasse zu nehmen, diese Idee stammt wohl auch von mir, ja? Habe ich dir auch den Business-Plan dazu geschrieben oder was?«
    »Hör mal, so meine ich das nicht. Ich stecke einfach in der Scheiße und habe keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Spätestens am Montag wird der Ermittlungsdienst die Sache aufwickeln, und das war’s dann für mich. Verstehst du: Dann ist es aus und vorbei! Wenn ich Glück habe, schmeißen sie mich einfach nur raus, aber wahrscheinlich muss ich mit
einer Anklage wegen Veruntreuung rechnen. Das ist eine Riesenscheiße. Du kannst das nicht verstehen, weil du auf solche Dinge keinen Wert legst. Drei Jahre lang hab ich das alles ertragen, drei beschissene Jahre lang habe ich mir von diesen perversen Amerikanern in den Arsch treten lassen, mit Zähnen und Klauen habe ich mir meinen Job als Brand-Manager erkämpft. Und jetzt verliere ich alles, absolut alles. Ich weiß nicht, was ich machen soll, ich stecke in einer verdammten Sackgasse.«
    Ich bemerke, dass ihm schon das Wasser in den Augen steht. Gleich wird er losschluchzen. Ich zünde mir eine Zigarette an, schaue ratlos durch den Saal und fühle, wie sehr ich ihn hasse. Er faselt immer weiter seinen beschissenen Blödsinn, von seiner Karriere und den Entbehrungen und wie sehr er sich selbst verleugnet und verraten hat. Mir ist das alles so widerwärtig, dass ich nur noch den Wunsch habe, von hier weg zu kommen, ihn einsam und allein an diesem Tisch hocken zu lassen, wo er meinetwegen weiter in dem Rotz seiner eigenen Gier herumrühren kann. Mein Gott, wer hat bloß das Geld erfunden? Vor allem, wer hat diesen Idioten erlaubt, mit dem Geld zu spielen? Da berührt Vadim mich am Ellenbogen, schaut mir in die Augen und sagt eindringlich:
    »Hör mal, könntest du nicht mit meinem Chef sprechen, ich meine, als einer der Geschäftsgründer, und ihm erklären, dass
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