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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz
Autoren: Brigitte Melzer
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er dennoch auf überirdische Weise alterslos. Die strahlend weißen Flügel gepaart mit der schimmernden Rüstung spiegelten die Macht nach außen, die in seinem Inneren ruhte.
    »Ich wusste, dass du dich für uns entscheiden würdest«, sagte er triumphierend.
    »Du wusstest, dass er für Luzifer arbeitet?«, entfuhr es Akashiel.
    Ich konnte Uriel nur überrascht anstarren – und nach ihm Akashiel. Woher zum Henker wusste er davon?
    Uriel nickte. »Natürlich.«
    »Und trotzdem hast du mich nicht zurückgeschickt?«
    »Du musstest selbst herausfinden, wohin du gehörst«, sagte Uriel. »Jetzt bist du bereit, mit mir nach Oben zu gehen.«
    Ich warf einen Blick zu Jules, die meine Hand hielt und wie erstarrt auf den Erzengel blickte. Es fiel mir nicht schwer, eine Antwort zu finden. »Ich denke, ich bleibe lieberhier«, sagte ich. »Ohne mich ist Akashiel doch aufgeschmissen. Abgesehen davon versuche ich gerade eine Assistentin für mich zu werben.«
    Ihre Finger schlossen sich fester um meine Hand, und ich glaubte zu hören, wie sie aufseufzte.
    »Allerdings«, fuhr ich fort, »weiß ich nicht, ob die Schutzengel mich noch wollen. Und ich werde meinem Vorgesetzten den Arsch aufreißen müssen.«
    Uriel hob eine Augenbraue. »Dafür, dass er dir zu Hilfe gekommen ist?«
    »Dafür, dass er mich loswerden wollte und dabei sogar so weit gegangen ist, einen Pakt mit Shandraziel zu schließen«, schnappte ich. »Er hätte Jules bereitwillig geopfert, nur um mich loszuwerden!«
    Der Erzengel grinste. »Ach, diesen Vorgesetzten meinst du.«
    Auch Akashiel grinste, was mich mehr als misstrauisch machte. »Okay, ihr wisst etwas, was ich nicht weiß.«
    »Stimmt«, bestätigte Akashiel und versetzte sich fort.
    »Er würde dich am liebsten noch schmoren lassen«, lachte Uriel. »Aber ich sage dir, wie es ist: Japhael ist nicht länger für die Schutzengel verantwortlich. Als bekannt wurde, dass er nicht nur einen Auftrag manipuliert, sondern auch einen Pakt mit Shandraziel geschlossen hat, war er nicht länger tragbar.«
    »Ihr wusstet davon? Woher?« Ich selbst hatte es erst vorhin von Shandraziel erfahren.
    »Nachdem Akashiel mir von deinem Verdacht erzählt hat, habe ich jemanden auf Japhael angesetzt, der ihn beobachten und Beweise sammeln sollte.«
    Dass Akashiel mich nicht nur ernst genommen, sondern sogar mit Uriel darüber gesprochen hatte, erstaunte mich. Vor allem, weil es bereits kurz nach dem beinahe verpatztenAuftrag passiert sein musste. Trotz aller Einwände und Zweifel hatte Akashiel meinen Verdacht nicht einfach beiseitegewischt, sondern war der Sache nachgegangen.
    »Bis zu dem Angriff der Gefallenen, der dich als Verräter hinstellen sollte, fanden wir nichts«, fuhr Uriel fort. »Danach jedoch war Japhael so wütend, dass er unvorsichtig wurde.«
    »Shandraziel?«
    Uriel nickte. »Wir wussten nicht, worüber sie gesprochen haben, aber sie wurden zusammen gesehen. Und kurz darauf wurdet ihr in Florida überfallen. Als du Akashiel davon erzählt hast, wussten wir Bescheid.«
    Aber sie hatten keine Beweise, lediglich einen Verdacht, den sie bestätigt sahen. Das war nicht viel. »Und was macht Japhael jetzt, nachdem er von seinen Pflichten entbunden wurde? Die Aufträge schreiben, die ich dann bekomme?«
    »Wohl kaum.« Uriels Miene wurde hart. »Wenn sich ein Engel gegen einen anderen stellt, ist das ein sehr ernstes Verbrechen. Geht er dabei auch noch einen Pakt mit dem Feind ein – und das hat er uns in seiner Wut bereits bestätigt –, ist es das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann. Japhael wurde nach Oben gebracht, wo wir über ihn Gericht halten werden, und so wie es aussieht, wird er seine Flügel verlieren.«
    Das geschah ihm recht.
    Ich versuchte die Neuigkeiten zu verdauen – nicht nur dass sich Japhael tatsächlich als Verräter entpuppt hatte, sondern auch die Tatsache, dass ich mir plötzlich wirklich wünschte, bei den Schutzengeln zu bleiben. Aber würde Uriel das zulassen? Nach allem, was geschehen war?
    »Er will dich in seiner Truppe«, sagte der Erzengel, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Und ich werde seinem Wunsch nicht im Weg stehen.«
    »Wer?«
    »Akashiel, der Oberste Schutzengel.«
    »Natürlich. Das hätte ich mir ja denken können, dass er das will. Damit er mir noch mehr auf den Sack gehen kann.«
    Uriel brach in schallendes Gelächter aus. »Ich wünsche dir viel Glück, Kyriel Schutzengel.« Er wandte sich an Jules und plötzlich wurden seine eben noch amüsierten
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