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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition)
Autoren: Ralf Mickholz
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daß er recht hatte! Er hat sogar damit gedroht, alles zu veröffentlichen und die Menschen selbst entscheiden zu lassen, ob sie der Kirche, oder seinen Worten glauben wollten.«
    »Sie verdammter Lügner!« zischte sie.
    »Er drohte, allen Menschen die Wahrheit zu sagen!« Der Zwerg bleckte seine Zähne. »Es war seine Eitelkeit, um die es ging! Er mußte recht behalten! Wir haben ihn mehrfach gebeten, seine Studien abzubrechen. Aber nein! Er ist sogar so weit gegangen, den Teufel zu beschwören, um seine Theorie zu beweisen! Er wollte den Satan mit eigenen Augen sehen!«
    »Niemals!« schrie sie. Pierre stand bereits neben ihr und hielt sie fest.
    »Dann sehen Sie sich doch die Halle da draußen an!« schrie von Rittenberg so laut zurück, wie er konnte. »Er war besessen von der Idee, daß wir uns alle in der Hölle befinden, und er wollte alles veröffentlichen, sobald es ihm gelungen war ... dem Teufel Auge in Auge gegenüberzustehen! Das ist die Wahrheit, die Sie nicht hören wollen!« tobte der Zwerg hinter seinem Schreibtisch. Sein Gesicht war vor Aufregung mittlerweile puterrot angelaufen und überhaupt nicht mehr fahl.
    »Und Sie haben ihn umgebracht!« Marie war außer sich.
    »Dieser Narr hat in seinem Wahn die Bibel verdreht ... ketzerische, apokryphe Schriften ausgegraben ... sich mit irgendwelchemheidnischen Geschmiere befaßt und das alles nur mit dem einen Ziel: Er wollte unsere Herde in Panik versetzen!« schnauzte die graue Maus zurück. »Er war genau wie Sie! Rechthaberisch und uneinsichtig! Was geschehen würde, war ihm völlig egal! Er wollte beweisen, daß er recht hatte!«
    »Mein Vater war ein guter Mensch!« Ihre Stimme überschlug sich vor Erregung.
    »Er hätte die ganze Welt in Unordnung gestürzt ... nur um allen zu zeigen ... daß er recht hatte!« schrie von Rittenberg wie wahnsinnig. »Was meinen Sie, was passiert, wenn diese Raubtiere da draußen erfahren, daß sie in der Hölle sitzen?« tobte er.
    »Sie haben es also die ganze Zeit gewußt?« fragte Pierre erregt dazwischen.
    »Natürlich haben wir es gewußt!« fauchte sein Gegenüber zurück. »Diese mordende Meute da oben durfte es um keinen Preis erfahren! Wir hätten sonst völlig die Kontrolle über sie verloren!« Der rotangelaufene Zwerg zwang sich zur Mäßigung. »Oder glauben Sie etwa, auch nur eine dieser verkommenen Kreaturen da oben ... würde sich an die Gebote der Zivilisation halten, wenn sie wüßte, daß sie ohnehin schon in der Hölle sitzt? Womit sollen wir diese Bestien dann noch im Griff halten ... wenn sie keine Strafe mehr zu fürchten brauchen? Sie könnten Morden, Rauben ... alles ohne Angst vor Strafe. Ist es das , was Sie wollen?« Seine Stimme überschlug sich, und er zitterte am ganzen Leib.
    »Warum sagen Sie den Menschen denn nicht, woher sie kommen?« Pierre konnte kaum noch sprechen.
    »Sollen wir diesen elenden Kreaturen etwa sagen«, von Rittenberg stand kurz vor der Explosion, »daß sie ehemals Engel waren und einstmals in den sieben Himmeln bei Gott gelebt haben? Und daß wir jetzt leider alle in der Hölle leben müßten?« Er faßte sich an die Stirn und tobte. »Sie Kindskopf! Haben Sie sich überhaupt schon mal Gedanken über die Konsequenzen gemacht, die dann auf unsere Kirche zukämen? Nein! Das haben Sie natürlich nicht! Denn dann wüßten Sie, daß diese Raubtiere da oben mit den Fingern auf die Kirche und ihre treuen Diener zeigen würden. › Was tut ihr so heilig? Sitzt ihr doch in derselben Hölle wie wir!‹« Von Rittenberg raste, und sein Blut kochte. »Wer sollte diese mordlüsternen Tiere dann noch lenken und in ihre Schrankenweisen ... wenn ... wenn sie erst mal die Angst vor der Strafe Gottes verloren haben? Wir haben es jetzt schon mit einer blutrünstigen Meute zu tun, die wir kaum davon abhalten können, sich gegenseitig zu zerfleischen! Und dann sollen wir dieser Mörderbrut noch eröffnen, daß sie in der Hölle sitzt? Fernab von jeder göttlichen Rettung? Einzig und allein auf sich gestellt?« Tobend schleuderte er seinen großen Hut in eine Ecke. Sein Kopf würde ohnehin gleich platzen, so rot, wie er angelaufen war.
    »Sie lügen, lügen, lügen!« schrie Marie. Pierre konnte sie nur noch mit roher Gewalt zurückhalten.
    Von Rittenberg fuchtelte unterdessen gefährlich mit seiner Waffe herum. »Machen Sie die Augen auf!« keifte er außer sich vor Wut. »Glauben Sie etwa, daß Gott seine Geschöpfe mit Krankheiten oder mit Hungersnöten quälen würde? Daß er
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