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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition)
Autoren: Ralf Mickholz
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Stammbaum sei wie eine Offenbarung des Allmächtigen ...‹«
    Er blätterte um, ohne hochzusehen. »Können Sie mir erklären«, fuhr er fort, »warum Petrus Venerabilis, der Abt des Klosters Cluny, die Juden von Narbonne bei Ludwig VII. von Frankreich anschwärzte ... weil diese behaupteten ... ein König lebe unter ihnen?«
    Er sah kurz auf und blickte zu Marie hinüber, die andächtig zu lauschen schien. Jedenfalls war ihr Mundwerk momentan außer Betrieb.
    »1144 berichtet uns ein Mönch aus Cambridge ... mit Namen Theobald ... davon, daß die in Spanien lebenden Fürsten und Rabbis der Juden in Narbonne zusammenkamen ... weil dort der Träger des königlichen Samens residierte!«
    »Und ... Sie wollen uns jetzt weismachen ... daß er damit einen Nachkommen von Jesus Christus meint?« Marie schien nicht im mindesten überzeugt zu sein.
    »Sie können diese Fakten überall nachlesen!« Von Rittenberg war ratlos. »Dieser Merowingerkönig Dagobert II. ... er hat sich ungeniert für einen direkten Nachfahren von Jesus Christus gehalten! Über seinen Sohn Sigibert IV. läßt sich diese Kette ... bis heute weiterführen!«
    »Dann glauben Sie also ... daß es heute noch Menschen – Adelige – gibt«, Pierre wagte diese Absurdität kaum auszusprechen, »die behaupten ... rechtmäßige Nachfolger von Jesus Christus zu sein?«
    »Die geheime Gesellschaft ist ausschließlich zu dem Zweck gegründet worden, um genau das herauszufinden!« nickte von Rittenberg.
    »Alles Spinner!« schimpfte Marie.
    »So?« piepste von Rittenberg. »Dann müssen Sie Ihren seligen Herrn Vater aber auch dazuzählen. Er war einer der stärksten Verfechter dieser Theorie ... Oder warum hat er sonst seineKatze ausgerechnet Dagobert getauft ... wie diesen König der Merowinger?«
    Sie schluckte und schwieg.
    Das nahm von Rittenberg zum Anlaß um nachzuladen. »Meine Liebe ... Sie sollten Ihre Kenntnisse über diese mittelalterlichen Herrscherdynastien dringend auffrischen, bevor Sie derartig ziellos umsichbeißen! Als Archäologin sind Sie der Wissenschaft ... und nicht Ihrem Glauben verpflichtet! Ich vermute, Sie lesen die falschen Bücher!«
    Wenn er wüßte, wie recht er damit hat. Diese ganzen Herz-Schmerz-Romanzen, die ihren Bücherschrank füllen, behandeln wohl kaum die Geheimnisse der Merowinger ...
    Wütend sah sie ihn an.
    »Ja, gewöhnen Sie sich an den Gedanken, daß Ihr Herr Vater ein glühender Anhänger dieser Theorie war ... auch wenn Sie persönlich ... alles für ...«, er kräuselte seine Nase, »... Spinnerei halten.«
    »Wäre es denn von Bedeutung ...«, Pierre hob die Hand, »... das ist natürlich eine rein hypothetische Frage ... wenn noch jemand aus diesem Geschlecht lebte, der nachweisen könnte, irgendwie ... von dieser Jesuslinie abzustammen?«
    Von Rittenberg seufzte. »Bedenken Sie doch, welche Macht – welche unumschränkte moralische Macht – diese Person oder diese Familie besäße.«
    »Könnte sie am Ende sogar den Stuhl des Papstes für sich beanspruchen?« führte Pierre das Gedankenspiel weiter.
    »Natürlich! Und es gäbe nichts, was wir dagegen tun könnten!«
    »Dann haben Ihnen diese Stammbäume also Angst gemacht!« frohlockte Marie auf ihrer Kiste.
    »Sie haben uns mit Besorgnis erfüllt«, piepste er so würdevoll, wie er konnte. »Aber unsere Nachforschungen sind im Sande verlaufen, so daß nach dem Ableben Ihres Herrn Vaters das Komitee seine Arbeit eingestellt hat.« Erwartungsvoll sah er Marie an.
    »Alles Quatsch!« entrüstete sie sich. »Alles Lüge!«
    Von Rittenberg sackte zusammen und wandte sich mit verdrehten Augen ab. »Ich gebe es auf!« stöhnte er schließlich und schlug sein Notizbuch zu. »Diese Person schafft mich!«
    »Sie müssen zugeben«, mischte sich Pierre mäßigend ein, »daß diese Geschichte mit den Merowingern ... für den Nichteingeweihten äußerst schwer zu glauben ist.«
    »Lägen die Dinge einfach auf der Hand«, entgegnete sein Gegenüber verärgert, »so hätte man wohl kaum unseren ganzen Apparat in Bewegung gesetzt ... und mich hierher geschickt!«
    »Und woher hatte er alte Saunière denn nun das ganze Geld?« Pierre beugte sich vor. »Hat er die Kirche erpreßt?«
    »Lächerlich!« Von Rittenberg zog mehrmals an seiner Zigarre, aber es stieg kein Qualm auf. »Er hat sich einfach etwas von den Mitteln abgezweigt, die wir für die Arbeit unseres geheimen Komitees erhielten. Die Recherchen in Paris und anderswo haben Unmengen verschlungen!«
    »Mein Vater ...
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