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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition)
Autoren: Ralf Mickholz
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ein Dieb?« Marie sprang auf. »Das nehmen Sie sofort wieder zurück!«
    Von Rittenberg hatte kapituliert und setzte sich nicht mehr zur Wehr. Statt dessen gestattete er Pierre, mit einem unscheinbaren Nicken, sich zu erheben und diese Furie zu bändigen.
    »Ist es denn nicht auch möglich ...«, er drückte Marie mit sanfter Gewalt zurück auf ihre Kiste, während er sich weiter mit von Rittenberg unterhielt, »... daß er von dem Gold da draußen genommen hat, um seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren?«
    Marie sah den Zwerg mit funkelnden Augen an und wartete auf die Antwort.
    »Wir haben weder für das eine, noch für das andere einen zwingenden Beweis!« sagte er schließlich weise, und sofort zog sie ihre Krallen wieder ein.
    »Aber das alles erklärt noch nicht, warum Bruder Severin ihm die Letzte Ölung verweigert hat!« Nachdem sich Pierre vergewissert hatte, daß sich das Gemüt seiner Begleitung langsam wieder abkühlte, ließ er sich auf seinem eigenen Stuhl nieder.
    »Das hatte nichts mit dieser Geheimgesellschaft zu tun«, murmelte von Rittenberg, als er die Zigarre erneut unter Rauch setzte. »Unser akademischer Kreis, der prüfen sollte ... ob tatsächlich noch Nachfahren aus der Linie von Jesus Christus leben könnten ... war völlig unbedeutend für den Lauf der Welt!« Er blies das Streichholz aus. »Die meisten Menschen hätten es ohnehin als Spinnerei abgetan, wenn davon etwas an die Öffentlichkeit gelangt wäre.«
    »Hat sich der alte Abbé ... dem Satan verschrieben?« fragte Pierre seelenruhig dazwischen.
    »Er hat mit dem Bösen gespielt!« antwortete von Rittenberg ebenso gelassen und zog dabei an seiner Tabakstange. »Wissen Sie«, piepste er und lehnte sich entspannt zurück, »Ihr geliebter Kräuterbruder lag schon gar nicht so schlecht mit seinen Ausführungen ... über das Wirken des Bösen auf dieser Erde!«
    »Sie haben uns belauscht?« schimpfte Marie.
    »Hinter dem Bücherregal im Arbeitszimmer des Pfarrhauses gibt es eine geheime Tür, deren Existenz Ihnen bedauerlicherweise entgangen ist!« Der Stolz, der in seiner Stimme mitschwang, war unüberhörbar.
    »Wollen Sie damit etwa sagen, daß Bruder Severin recht hatte, als er behauptete ... die Erde sei in Wirklichkeit die Hölle ... und die Menschen nur ein Spielball ... des Teufels?« Pierre erhob sich von seinem Stuhl und trat an von Rittenbergs Schreibtisch heran.
    »Eigentlich darf ich nicht darüber reden, aber da Sie es selbst herausgefunden haben ... Ja!« Der Zwerg blieb völlig ruhig und schien auf weitere Fragen zu warten.
    »Ja, aber ...«, Marie wollte sich gerade erneut einmischen und erhob sich ebenfalls.
    »Hinsetzen und Mundhalten!« herrschte Pierre sie an. »Dieses ist kein Spaß mehr!«
    Mürrisch gehorchte sie.
    »Ich hoffe, Sie wissen worüber wir hier sprechen?« murmelte Pierre.
    »Gewiß, Monsieur du Lac! Ist es nicht interessant, welch verschlungene Wege das Leben manchmal nimmt, ehe man dann plötzlich und unerwartet vor dem Gefäß ... der Wahrheit steht?«
    »Und was ist mit Jesus, seinem Leben, seinen Kindern«, verwirrt fuchtelte Pierre mit den Händen herum, »und mit diesen ganzen Dingen, die Sie uns über ihn erzählt haben?«
    »Alles entspricht der Wahrheit!« Rauchkringel aus von Rittenbergs Mund tanzten durch die Luft. »Aber bedenken Sie, wie unbedeutend die Fakten erscheinen, wenn man annehmen muß, daß wir auf dieser Erde ... nicht allein sind.« Er hielt einen Augenblick den Atem an. »Wir befinden uns tatsächlich in seinem Reich. In den Klauen Luzifers!« Ruckartig wandte er sich Mariezu. »Auch Sie!« Sein Wustfinger zeigte in ihre Richtung. »Da hilft es überhaupt nichts, wenn Sie sich ständig ereifern und umsichbeißen! Das beeindruckt den Leibhaftigen überhaupt nicht!«
    Er hielt einen Moment inne und erwartete ihren Gegenangriff, aber nichts geschah. Sie hatte Angst, ihre Augen sprachen Bände. »Belauscht haben Sie uns!« zischte sie schließlich. »Jedes Wort haben Sie mitgehört!«
    Der Zwerg betrachtete seine Zigarre. »Es gehört nun einmal zu meiner Arbeit, alles zu hören und alles zu sehen. Übrigens«, er sah Pierre an, »schade um den schönen Cognac, den Sie aus dem Fenster gegossen haben!«
    »Sie waren also wirklich die ganze Zeit im Pfarrhaus?« Er traute seinen Ohren nicht.
    »Sagen wir mal ...«, sein Gegenüber kniff die Augen zusammen, »ich war immer dann in Ihrer Nähe, wenn es meine Arbeit erforderte! Und damit«, er legte seine Hand auf die Waffe,
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