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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition)
Autoren: Ralf Mickholz
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sein!«
    Immer größere Staubmengen quollen aus der Tiefe zu ihnen empor.
    »Hier!« Ein kleines Klacken und über ihnen wurde es hell. »Los! Wir haben es gleich geschafft!« Er zwängte sich hinter sie und schob sie die letzten Stufen hinauf.
    »Ein Sarg!« rief sie entsetzt und blieb stehen.
    Die nächste Explosion, die aus der Tiefe zu ihnen hinaufschallte, ließ einen Teil des Gangs hinter ihnen zusammenstürzen und die Stufen unter ihnen im Nichts verschwinden. Mit letzter Kraft drängte er sie aus dem Grab ins Freie.
    »Der Friedhof!« Wild hustend wischte sie sich den Staub aus den Augen. »Aber das ist doch das Grab meiner Mutter!«
    In diesem Augenblick erzitterte der Boden unter ihnen. Der Sand rieselte unaufhaltsam in die offenen Gruben der Nachbargräber. Die Grabsteine begannen zu tanzen, und die Erde bewegte sich.
    »Verdammt! Das auch noch!« fluchte Pierre und griff sich Maries Hand. »Wir müssen hier weg! Schnell auf die Hauptstraße!«
    Die Spalten und Risse unter ihnen wurden unaufhaltsam größer.Die mächtigen Steine an den Gräbern wankten und fielen um, durchschlugen dabei den Boden und rissen große Löcher in die morsche Friedhofsoberfläche. Dann verschwanden sie für immer in der Dunkelheit der Hölle.
    Sie hatten gerade das Tor am Eingang hinter sich gelassen, als Pierre aus den Augenwinkeln sah, wie die gesamte Decke des Gottesackers in die Tiefe rutschte und alles mit sich riß, was auf ihr stand. Überall taten sich neue Risse und Spalten auf. Der Sand unter ihnen bewegte sich, und die Explosionen in der Tiefe nahmen kein Ende. Schlag auf Schlag folgte der Donner der Zerstörung. Sie rannten wild über den Kirchplatz in Richtung Straße.
    »Da!« schrie Marie in voller Panik. »Überall Risse und Spalten! Die Kirchenmauer!«
    »Schnell!« Er zerrte erbarmungslos an ihrem Handgelenk. »Hier wird gleich alles zusammensacken!«
    Der Spalt in der Außenmauer der Kirche war mittlerweile schon so groß, daß ein Teil der darin eingemauerten Skelette nach außen, ins Freie fiel.
    Die Toten erhoben sich! Die Schädel und Knochen suchten sich – unter den Kanonenschlägen aus der Tiefe – durch immer neue Risse in der Kirchenwand ihren Weg nach draußen.
    Plötzlich begann die Glocke im Turm wie von Geisterhand zu schlagen. Die Menschenmenge, die sich bereits auf der Dorfstraße zusammengerottet hatte, schrie entsetzt auf.
    »Sieh dir das Kreuz an!« japste Marie, während sie über den Kirchhof hatzten. »Es versinkt im Boden!«
    »Los!« schnaufte Pierre. Er blickte kurz zu dem massigen Monument hinüber, von dem Christus herunterblickte. Es hatte bereits eine gefährliche Schieflage angenommen und einen Augenblick später öffnete sich der Boden unter ihm ...
    »Oh! Verdammt!« fluchte Pierre, die rettende Dorfstraße bereits vor Augen. »Der Boden unter uns ist völlig unterhöhlt! Die Kirche ... alles!«
    Die neugierige Menge drängte ihnen in Richtung Pfarrhaus entgegen. »Zurück! Zurück!« schrie er und versuchte sie wie einen Schwarm Tauben wegzuscheuchen, als sich plötzlich der Boden vor der Kirche auftat und die vordere Wand des Gotteshauses mit Geächze in der Tiefe verschwand. Der Turm dahinter begann zu wanken, und – während die Glocke immer noch ihrTotengeläut verbreitete – neigte er sich zur Seite und kippte auf das Dach der Kirche.
    Die Leute schrien auf. Pausenlos dröhnten die Explosionen in der Tiefe.
    Pierre und Marie hatten sich gerade mit den anderen Neugierigen in sicherer Entfernung aufgebaut, als das ganze Kirchengemäuer plötzlich vom Erdboden verschluckt wurde. Wolken von Staub schossen aus dem Loch in den blauen Himmel. Augenblicklich rissen sie ihre Köpfe herum. Der Knall, der vom Tour Magdala – dem Bücherturm mit seinen Bildern – herüberkam, ließ sie zusammenzucken. Eine vom Innern des Gebäudes ausgehende Druckwelle hatte sämtliche Fenster aus ihren Verankerungen gesprengt und Fontänen von Staub und Asche aus den Fensterhöhlen geblasen.
    Schreie!
    »Die Bibliothek!« rief eine entsetzte Stimme, als der wehrhafte Steingigant – mit all seinen unersetzlichen Büchern und Gemälden – langsam in die Knie sackte und im Schlund der Hölle verschwand.
    Stille!
    »Ist es vorbei?« Marie hatte sich an ihn gedrückt und zitterte.
    Das Schlachtfeld war von dicken Staubwolken verhangen, und von überall her hörte man das Klacken von Steinen, die in die schwarze Tiefe sprangen.
    »Ein Wunder!« rief plötzlich eine Frau. »Seht doch! Das Pfarrhaus
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