Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
das
obligatorische »Herein« abzuwarten, öffnete. Er konnte sich das leisten, seit
Urzeiten waren er und Sommer befreundet.
    »Setz dich, Leo. Kaffee?«, begrüßte Sommer seinen
Freund.
    »Immer. Aber erst möchte ich wissen, was anliegt.«
    Sommer schenkte ein. »Ich bin für neun Uhr nach
Tübingen bestellt, deshalb müssen wir unser Gespräch vorziehen. Tut mir leid,
Leo.«
    »Jetzt sag nicht, dass du den Bericht sofort haben
willst. Er ist noch nicht fertig.« Als Sommer abwinkte, fuhr er erleichtert
fort: »Geht es bei deinem Rapport auch um die Ermittlungen in der Brandserie?«
    »Allenfalls am Rande«, meinte Sommer. »Deren
Aufklärung trauen die vorgesetzten Stellen uns durchaus zu.«
    »Das will ich hoffen«, gab Wolf zurück.
    »Nein, das Hauptthema der Konferenz ist ernsterer
Natur. Es geht um diese neue Partydroge, die in der Szene unter dem Namen
Crystal bekannt ist, du hast sicher davon gehört. Hundsgemeines Zeugs, läuft
bereits den Ecstasy-Pillen den Rang ab. Und ist billiger als alle anderen harten
Sachen.«
    »Was hat das mit uns zu tun?«
    »Nun, es spricht einiges dafür, dass Crystal
inzwischen auch im Bodenseeraum angekommen ist.«
    »Das hat uns gerade noch gefehlt«, brummte Wolf.
»Klar, gegen so was sind drei Brandstiftungen, noch dazu ohne Personenschaden,
der reinste Pipifax.«
    »Trotzdem wäre es gut, ich könnte bei eventuellen
Rückfragen Stellung beziehen. Also: Wie weit seid ihr?«
    »Alles unverändert, leider. Nach wie vor haben wir
nicht den geringsten Hinweis auf einen Täter. Keine Finger- oder Fußabdrücke,
keine DNA -verwertbaren Spuren, keine Zeugen. Fest
steht nur, dass es in allen drei Fällen nicht um Versicherungsbetrug geht. Die
wirtschaftliche Seite der Geschädigten haben wir überprüft, sie gibt zu
keinerlei diesbezüglichen Vermutungen Anlass. Auch ein anderes Motiv ist weit
und breit nicht erkennbar.«
    »Ein Pyromane also?«, fragte Sommer gedehnt.
    »Scheint so. Jedenfalls stecken wir in einer
Sackgasse. Uns bleibt nur, auf Kommissar Zufall zu hoffen – oder darauf, dass
der Täter einen Fehler macht. Natürlich bleiben wir mit Hochdruck an der Sache
dran …«
    Sommers Telefon schrillte dazwischen. Nach kurzem
Zuhören reichte er Wolf den Hörer. »Für dich. Frau Louredo.«
    Joanna Louredo, im Kollegenkreis nur Jo genannt,
arbeitete seit einem Dreivierteljahr als Kriminalhauptmeisterin und
Kommissarsanwärterin in Wolfs Dezernat. Er war froh, sie bei sich zu haben. Sie
arbeitete zielgerichteter und schneller als ihr Kollege Ludger Kalfass, der
seine durchaus vorhandenen Anlagen häufig genug durch Besserwisserei und eine
gewisse Aufmüpfigkeit selbst wieder zunichtemachte und dessen übersteigerter
Ehrgeiz immer wieder Differenzen mit Wolf heraufbeschwor. Noch höher schätzte
Wolf Jos Kreativität und ihre unkonventionelle Denkweise ein, dank deren sie in
der Vergangenheit oft genug sogar aussichtslos scheinende Fälle vorangebracht
hatte.
    »Jo, was gibt’s?«, meldete er sich.
    »Ich störe ungern, Chef. Aber gerade kam von den
Kollegen der Wasserschutzpolizei eine Meldung über eine tote Taucherin herein.
Soll ich allein hinfahren oder kommen Sie mit?«
    »Wo ist das?«
    »Richtung Sipplingen, fünfzig Meter östlich vom
Spetzgarter Jachthafen.«
    »Warte auf mich. Ich komme mit.«
    »Soll ich ein Dienstfahrzeug organisieren oder nehmen
Sie mit meinem bescheidenen Gefährt vorlieb?«
    »Wenn du dein Temperament beim Fahren etwas zügelst.
Ich bin in zwei Minuten da.« Er legte auf und wandte sich an Sommer. »Tut mir
leid, Ernst. Die Pflicht ruft. Eine tote Taucherin. Aber wir haben ja das
Wichtigste besprochen, oder? Danke übrigens für den Kaffee.«
    Sie verabschiedeten sich mit einem Händedruck.
    ***
    In
seinem Büro wurde Wolf bereits von Jo erwartet.
    »Verstehst du was vom Tauchen?«, fragte er.
    »Ein bisschen, ja. Bis vor zwei, drei Jahren hab ich
ziemlich regelmäßig getaucht.«
    »Sehr gut.« Dann, nach kurzem Überlegen: »Ist Kollege
Kalfass bereits im Haus?«
    »Sitzt am Schreibtisch. Soll ich ihn rufen?«
    Als Antwort erhob sich Wolf und ging, dicht gefolgt
von Jo, zu der Verbindungstür, die in das danebenliegende Büro führte.
    »Guten Morgen, Ludger.«
    »Morgen«, kam es muffig zurück. »Gut, dass Sie kommen.
Wieso begleitet Sie Jo zu der toten Taucherin? Wieso nicht ich?«
    Kalfass’ Frage kam für Wolf überraschend. »Verstehst
du was vom Tauchen?«, fragte er barsch.
    »Äh … nicht direkt …«
    »Da hast du den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher