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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer
Autoren: Manfred Megerle
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Arbeitsmänteln luden eine lange Aluwanne aus. »Okay, Leute, mehr können
wir hier nicht tun. Ihr könnt sie wegbringen lassen. Er wandte sich an den
Uniformierten. »Würdest du den Männern drüben den Weg zeigen? Danke. Wenn die
Leiche weg ist, können wir abrücken.«
    Eine
Viertelstunde später waren sie bereits wieder in der Polizeidirektion. Das
Wochenende kann ich mir abschminken, dachte Wolf, als er sich mit Jo in den
zweiten Stock hochquälte. Treppensteigen war nicht so sein Ding, woran die
Gitanes, das wusste er, nicht ganz unschuldig waren. Der Lift hatte irgendwo
festgesessen Vermutlich wurden weiter oben Möbel oder, noch schlimmer, neue
Computer ausgeladen. Trotz seines modernen Äußeren krankte das »Aquarium« an
zwei entscheidenden Punkten: Es gab zu wenig Fahrstühle, die zudem noch langsam
und anfällig waren; außerdem heizten sich die Räume durch die großen
Glasflächen bei Sonnenschein unerträglich auf.
    »Okay, Jo, ich muss telefonieren. Wir setzen uns
später zusammen. Verständige bitte Dr. Reichmann in Tübingen. Ich hätte gerne,
dass sie die gerichtsmedizinische Untersuchung durchführt. Und schau dir im
Computer die Vermisstenfälle an, vielleicht ist ja unsere Taucherin darunter.«
Mit diesen Worten verschwand Wolf in seinem Büro.
    In Wahrheit musste er erst einmal Luft schnappen.
Schwer atmend öffnete er das Fenster und sog die kühle Morgenluft tief in seine
Lungen. Diese verdammte Raucherei! Er sah auf den nahe gelegenen Stadtgarten,
der von hier aus einer grünen Insel glich und dessen stattliche, zum Teil über hundert
Jahre alte Solitärbäume sich den steilen Hang gegenüber den Kuranlagen
hinaufzogen. Er konnte von Glück sagen, dass ihm beim Bezug der neuen
Polizeidirektion eines der nach Norden gelegenen Büros zugefallen war. Hier war
der Aufenthalt an warmen Sommertagen wenigstens einigermaßen erträglich.
    Wolf spülte seine Tasse aus und machte sich auf den
Weg in das am Ende des Flurs liegende Schreibbüro. Gelegentlich schnorrte er
dort einen Kaffee, und auch diesmal ließen ihn die Damen nicht hängen, was er
prompt mit einem Schwätzchen honorierte.
    Kaum zurück, stand Jo auf der Matte. »Ich wollte nur
sagen, dass keine Vermisstenmeldung vorliegt, die auf unsere Taucherin passen
würde.«
    »Na gut. Was nicht ist, kann ja noch werden. Warten
wir eben die Ergebnisse der gerichtsmedizinischen Untersuchung und des
Erkennungsdienstes ab. Hat sich Ludger gemeldet?«
    »Nein. Ach, da war übrigens noch was. Die
Notrufzentrale hat in der vergangenen Nacht um dreiundzwanzig Uhr
fünfunddreißig einen verstümmelten Anruf erhalten. Hörte sich an, als wolle der
Anrufer einen Todesfall melden, ehe er mitten im Satz abbrach. Es sollen noch
andere Stimmen im Hintergrund zu hören gewesen sein.«
    Wolf dachte kurz darüber nach. »Setz dich mit der
Zentrale in Verbindung. Wir brauchen den genauen Wortlaut und, falls möglich,
eine Analyse der Hintergrundgeräusche. Außerdem sollen sie versuchen, die
Nummer des Anrufers und die Telefongesellschaft zu ermitteln.«
    Kaum war Jo weg, rief Kalfass an. »Chef, über den
Brandsachverständigen informiere ich Sie später. Es gibt jedoch etwas, das Sie
gleich wissen sollten …« Nach dieser Einleitung ließ er sich umständlich über
neue Erkenntnisse aus, die er bei einer Befragung gewonnen hatte und die den
Fall in einem völlig neuen Licht erscheinen ließen. »Ich muss vor Ort mit den
Leuten reden. Schlage vor, ich mach mich gleich auf die Socken, dann bin ich
vor Mittag wieder zurück. Bis später also.« Noch ehe Wolf etwas erwidern
konnte, hatte Kalfass aufgelegt.
    ***
    Wenn
stimmte, was er soeben erfahren hatte, dann waren sie der Aufklärung der
Brandserie ein ganzes Stück nähergekommen. Er musste sich sofort mit Marsberg
vom D3 in Verbindung setzen, schließlich fiel der Verdacht in dessen Ressort.
    »Ich bin’s, grüß dich, Rolf. Hast du zehn Minuten für
mich? Möglicherweise gibt es bei unserer Brandserie eine neue Entwicklung, die
dich interessieren wird.«
    Rolf Marsberg, gut zehn Jahre jünger als Wolf und wie
dieser Hauptkommissar, war in seiner Eigenschaft als Leiter des Dezernats 3
unter anderem für Betrugs- und Wirtschaftsdelikte zuständig. Er war ein
gründlich arbeitender, blitzgescheiter Kriminalist, der sich wie ein Löwe in
seine Fälle verbiss. Mit Wolf verband ihn eine langjährige Freundschaft.
    Wenige Minuten später saßen sich die beiden
Hauptkommissare in Marsbergs Büro
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