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Security

Security

Titel: Security
Autoren: Dean R. Koontz
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fort: Mira Sorvino ist ein wenig jung für die Rolle. Und sie hat, ehrlich gesagt, größere Brüste. Größer, aber nicht hübscher als deine, das kannst du mir glauben.“ Das dritte Seil erlag der Klinge.
    „Nicht, daß ich so viel von ihren Brüsten gesehen hätte wie von deinen“, stellte ich klar, „aber nach dem, was ich gesehen habe, kann ich die vollen Konturen und versteckten Merkmale hochrechnen.“ Während Shenk über Susan gebeugt stand und sich an den Seilen zu schaffen machte, blickte er ihr nicht ein einziges Mal in die Augen. Er hielt sein grausames Gesicht von ihr abgewandt und nahm eine demütige und unterwürfige Haltung ein.
    „Und Sir John Gielgud könnte ganz gut die Rolle von Fritz Arling übernehmen“, schlug ich vor, „obwohl sie sich in Wirklichkeit überhaupt nicht ähnlich sehen.“ Shenk berührte Susan nur zweimal ganz kurz, als es sich nicht vermeiden ließ. Wenngleich sie beide Male vor der Berührung zurückschreckte, war daran von Shenks Seite nichts Laszives oder auch nur leicht Zweideutiges. Die grobe Bestie ging absolut besonnen vor und arbeitete effizient und schnell.
    „Jetzt, da ich es mir genau überlege, fällt mir ein, daß Arling aus Österreich stammt und Gielgud aus England“, sagte ich, „also ist das nicht die beste Wahl. Ich muß noch mal darüber nachdenken.“ Shenk zerschnitt das letzte Seil.
    Er ging in die nächstliegende Zimmerecke und blieb dort stehen, das Messer in der Hand und den Blick auf seine Schuhe gerichtet.
    Er war tatsächlich nicht an Susan interessiert. Er lauschte der „roten Musik“ von Fritz Arling, einer inneren Sinfonie von Erinnerungen, die frisch genug war, um ihm noch immer Vergnügen zu bereiten.
    Susan saß auf der Bettkante, entledigte sich der letzten Seilreste und ließ Shenk nicht aus den Augen. Sie zitterte sichtlich.
    „Schick ihn weg“, sagte sie.
    „Gleich“, willigte ich ein.
    „Sofort.“
    „Einen Moment noch.“
    Sie stand vom Bett auf. Sie war wacklig auf den Beinen, und einen Augenblick schien es, als würden ihre Knie ihr den Dienst versagen.
    Während sie den Raum durchquerte, um zum Badezimmer zu gelangen, stützte sie sich am Mobiliar ab. Bei jedem Schritt hielt sie den Blick auf Shenk gerichtet, obwohl er sie nach wie vor nicht zu beachten schien. Als sie die Badezimmertür hinter sich schließen wollte, sagte ich: „Brich mir nicht das Herz, Susan.“
    „Wir haben eine Abmachung“, sagte sie. „Ich werde mich daran halten.“ Sie schloß die Tür und verschwand aus meiner Sicht. Das Badezimmer enthielt keine Sicherheitskamera, kein Mikrofon, kein wie auch immer geartetes Gerät, mit dem ich sie hätte überwachen können.
    In einem Badezimmer bieten sich einer selbstzerstörerischen Person zahlreiche Möglichkeiten, Selbstmord zu begehen. Rasierklingen zum Beispiel. Eine Spiegelscherbe. Eine Schere.
    Wenn Susan jedoch sowohl meine Mutter als auch meine Geliebte werden sollte, dann mußte ich ihr ein wenig Vertrauen entgegenbringen. Keine Beziehung wird halten, falls sie auf Mißtrauen beruht. Praktisch alle Rundfunkpsychologen werden Ihnen das bestätigen, sobald Sie in ihren Sendungen anrufen.
    Ich ließ Enos Shenk zu der geschlossenen Tür gehen und lauschen.
    Ich hörte sie sich erleichtern.
    Die Toilettenspülung wurde betätigt.
    Wasser floß ins Waschbecken.
    Dann hörte das Plätschern auf.
    Dort drinnen war alles ruhig.
    Diese Stille beunruhigte mich.
    Eine Beendigung des Datenflusses ist gefährlich. Nach einer angemessenen Zeitspanne ließ ich Shenk die Badezimmertür öffnen und hineinsehen. Susan sprang überrascht auf und sah ihn an. Ihre Augen funkelten vor Angst und Wut zugleich: „Was soll das?“ Ich wandte mich beschwichtigend über die Schlafzimmerlautsprecher an sie: „Das bin nur ich, Susan.“
    „Er ist es auch.“
    „Sein Bewußtsein wird drastisch unterdrückt“, erklärte ich. „Er weiß kaum, wo er sich befindet.“
    „So wenig Kontakt wie möglich“, erinnerte sie mich.
    „Er ist für mich nicht mehr als ein Werkzeug.“
    „Das ist mir egal.“
    Auf der Marmorfläche neben dem Waschbecken lag eine Tube mit Salbe. Susan hatte sie auf ihren wundgescheuerten Handgelenken und der schwachen Stromverbrennung auf ihrer linken Handfläche verstrichen. Neben der Salbe stand ein offenes Fläschchen Aspirin. „Schaff ihn hier raus“, forderte sie.
    Ich gehorchte, zog Shenk aus dem Badezimmer zurück und ließ ihn die Tür schließen.
    Keine auf Selbstmord bedachte Person
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