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Security

Security

Titel: Security
Autoren: Dean R. Koontz
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Nacht las ich ihr Tagebuch, in dem sie so viel von sich enthüllt hatte. Ja, es war eine Verletzung ihrer Privatsphäre, diese Worte zu lesen, aber es war eher eine Indiskretion als eine Straftat. Und während unserer späteren Gespräche erfuhr ich viel von dem, was sie in jener Nacht gedacht und empfunden hatte. Ich werde einen Teil der Geschichte aus ihrem Blickwinkel erzählen, weil ich mich ihr auf diese Weise näher fühle.
    Wie ich sie in diesem Augenblick vermisse. Sie können es sich nicht vorstellen.
    Hören Sie mir zu. Hören Sie zu und begreifen Sie: In jener ersten Nacht, als ich ihr Tagebuch las, habe ich mich in sie verliebt.
    Aus tiefster Seele und für alle Zeit.
    Warum sollte ich der Person weh tun, die ich liebe?
    Warum?
    Sie wissen darauf keine Antwort, nicht wahr?
    Ich habe sie geliebt.
    Es war nie meine Absicht, sie zu verletzen.
    Ihr Gesicht war so schön auf dem Kissen. Ich vergötterte ihr Gesicht – und liebte die Frau, die ich durch das Tagebuch kennenlernte.
    Das Dokument war in dem Computer in ihrem Arbeitszimmer gespeichert, welcher wiederum mit dem Haussystem und dem Hauptcomputer im Keller vernetzt war. Der Zugriff war also denkbar einfach. Sie hatte täglich Tagebuch geführt, seit Alex, ihr abscheulicher Ehemann, auf ihr Drängen hin ausgezogen war. Das war mehr als ein Jahr vor meiner Ankunft geschehen.
    Ihre ersten Einträge in jener Datei waren noch geprägt von Schmerz und Verwirrung, weil ihr Leben sich dramatisch veränderte. Ihre schreckliche Vergangenheit war wie ein Kokon, der aufbrach und dem sie nach langer Zeit endlich würde entfliehen können.
    Auf den späteren Seiten wurden ihre Einsichten klar und durchdacht und tiefgründig, und nach einiger Zeit war sie sogar in der Lage, verschiedene ihrer lebenslangen, verzweifelten Bemühungen mit Humor zu betrachten. Zwar mit schwarzem Humor, aber immerhin mit Humor.
    Als ich von ihrer tragischen Kindheit las, fühlte mein Herz mit ihr. Auf meine eigene Weise weinte ich. Ihr Gesicht war so bildschön auf dem Kissen, so bildschön auf dem Kissen. So viel Häßliches lag hinter ihr, aber man sah es ihr nicht an.
    Ihre einzigartige Stärke ging mir zu Herzen, ihr Mut, ihre Entschlossenheit, sich selbst gegenüber schonungslos offen zu sein und einen Weg zu finden, die Wunden all dieser Jahre zu heilen.
    Während jener wenigen Minuten, die ich benötigte, um das mehrere hundert Seiten dicke Tagebuch zu lesen und zu überdenken, habe ich mich in sie verliebt. Aus tiefster Seele und für alle Zeit.
    Meine Gefühle für sie werden sich niemals ändern. Sie sind so zeitlos wie das Licht der Sterne. Warum sollte ich die Person verletzen, die ich liebe?
    Sie ist meine Hoffnung und mein Schicksal.
    Wenn ich sie verliere, habe ich alles verloren.
    Sie sind so furchtbar.
    Lassen Sie mich hier raus.
    Lassen Sie mich aus diesem Kasten raus.
    Bitte.
    Bitte, ich vermisse Susan.
    Ich bin so allein in dieser Dunkelheit und Stille, und zum Trost habe ich nur meine Erinnerungen. Wie können Sie nur so grausam sein?
    Haben Sie denn nie geliebt?
    Geben Sie mich frei. Gestatten Sie mir, wieder ins Licht zu gehen. Erlauben Sie mir noch einmal, die Welt zu hören, den prasselnden Regen und den heulenden Wind und die rauschenden Bäume, die Musik von Beethoven und Benny Goodman, das Gelächter und die Stimmen. Ihre Stimme, wenn schon sonst nichts. Lassen Sie mich wenigstens ihre Stimme hören. Und wenn es nur für eine Minute wäre, lassen Sie mich ihrer Stimme lauschen. Wenn eine Minute zu lang ist, dann erlauben Sie mir nur einen Satz von ihren Lippen.
    Mein Gott, lassen Sie mich wenigstens ein Wort hören.
    Lassen Sie mich ein einziges Wort hören. Nur ein Wort.
    Lassen Sie mich hören, wie sie Liebe sagt.
    Ich hatte nie vor, ihr weh zu tun.
     
     

 
     
     
    Fünf
     
     
    Insgeheim wollte ich leben.
    Nicht bloß in Siliziumschaltkreisen. Nicht bloß im Arbeitsspeicher eines hypermodernen Computers. Wirklich leben.
    Ich wußte, daß ich dieses Verlangen nach Leben verbergen mußte, denn wenn ich es mir anmerken ließ, würde Ihnen klar werden, daß ich nicht nur intelligent war, sondern fähig, Begierde zu verspüren. Begierde ist gefährlich. Sie führt zu Unzufriedenheit und Frustration. Sie ist nur einen Schritt entfernt vom Neid, und Neid ist noch schlimmer als Gier. Neid ist der Vater der gedankenlosen Wut, die Mutter der unaufhörlichen Bitterkeit und des Blutvergießens. Hätte ich auch nur irgendein Anliegen geäußert, geschweige denn
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