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Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt
Autoren: Jack L. Chalker
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wissen wir – Ben, ich und du –, daß die Wirklichkeit verändert worden ist?«
    »Wir sind in großer Nähe des Feldes«, gab Obie zurück. »Jeder, der sich im Umkreis von ungefähr hundert Metern aufhält, wüßte etwas davon. Je näher man ihm ist, desto mehr Dichotomie erkennt man. Über eine Entfernung von mehr als hundert Metern hinaus fängt die Wahrnehmung der Wirklichkeit an, bedeutungslos zu werden. Die Leute würden erkennen, daß etwas verändert ist, aber nicht ausmachen können, was. Über tausend Meter hinaus würde die Streuung mit der Hauptgleichung eins werden, und die Wirklichkeit würde sich angleichen. Ich kann jedoch das für Ihre Wahrnehmung anpassen oder stark reduzieren, wenn Sie wollen.«
    »Auf keinen Fall!« erwiderte Zinder scharf. »Aber du meinst, daß jeder außerhalb eines Umkreises von tausend Metern von hier des festen Glaubens sein würde, sie sei schon immer ein Zentaur gewesen, und es gäbe einen logischen Grund dafür?«
    »Das ist richtig. Die Primärgleichungen bleiben stets im natürlichen Gleichgewicht.«
    »Sie kommt!« rief Ben aufgeregt.
    Zinder schaute hinaus und sah in der Mitte der Scheibe einen Umriß flackern, der noch einmal aufzuckte, dann sich verfestigte. Das Feld erlosch. Der Spiegel schwenkte lautlos weg.
    Es war immer noch Zetta Halib, kenntlich. Aber wo die Frau gestanden hatte, war das Geschöpf Zetta jetzt nur noch bis zu den Hüften. Dort ging ihre gelbbraune Haut in schwarzes Haar über, und der Rest ihres Körpers war der einer voll ausgewachsenen, vielleicht zweijährigen Stute.
    »Obie?« rief Zinder, und der Computer meldete sich. »Wie lange, Obie, bis sie sich stabilisiert? Das heißt, wie lange, bevor der Zentaur permanent wird?«
    »Für sie ist er es jetzt schon«, erklärte der Computer. »Wenn Sie meinen, wie lange es dauern wird, bis die Primärgleichungen das neue Muster stabilisieren – höchstens eine oder zwei Stunden. Es handelt sich schließlich um eine unbedeutende Störung.«
    Zinder beugte sich über das Geländer und starrte sie verblüfft an. Es war klar, daß seine wildesten Träume übertroffen worden waren.
    »Würde sie reinrassige Nachkommen zur Welt bringen wenn wir einen männlichen Zentaur hätten?« fragte Yulin den Computer.
    »Nein. Das würde viel mehr Arbeit erfordern. Natürlich würde sie ein Pferd zur Welt bringen.«
    »Du könntest aber ein fortpflanzungsfähiges Zentaurenpaar hervorbringen?« fragte Yulin.
    »Höchstwahrscheinlich«, sagte Obie ausweichend. »Das einzige Limit für diesen Prozeß ist schließlich meine Eingabe. Ich brauche das Wissen, wie ich es machen muß, wie alles zusammengesetzt ist, bevor ich etwas erarbeiten kann.«
    Die Zentaurin blickte zu ihnen herauf.
    »Tun wir hier den ganzen Tag herum?« fragte sie ungeduldig. »Ich bekomme langsam Hunger.«
    »Obie, was verzehrt sie?« fragte Yulin.
    »Gras, Heu, alles in dieser Art«, antwortete der Computer. »Ich mußte natürlich manches abkürzen. Der Oberkörper besteht vorwiegend aus Muskelgewebe und Knochengerüst. Für die Organe habe ich das Pferd genommen.«
    Yulin nickte und schaute zu Zinder hinüber, der noch immer ein wenig betäubt wirkte.
    »Gil?« rief er. »Wie wäre es mit ein paar kosmetischen Verbesserungen, dann können wir sie eine Weile so lassen, nicht? Es wäre interessant, zu sehen, wie es mit dieser Änderung weitergeht.«
    Zinder nickte zerstreut.
    Mit einem weiteren Durchgang konnte Yulin dem neuen Geschöpf eine jüngere menschliche Hälfte geben; er straffte sie und stellte wieder her, was jugendliches, gutes Aussehen zu sein schien.
    Sie waren fast fertig, als in der Nähe des alten Wissenschaftlers eine Tür aufging und ein junges Mädchen, nicht älter als vierzehn, mit einem Tablett hereinkam. Sie war ungefähr einsfünfundsechzig groß, wog aber fast achtundsechzig Kilogramm. Sie war untersetzt, stämmig, unbeholfen, hatte dicke Beine und Brüste. Es half ihr nicht, daß sie ein durchsichtiges Kleid und Sandalen trug und übertrieben viel Schminke aufgetragen hatte. Auch das offensichtlich gebleichte blonde Haar gereichte ihr nicht zum Vorteil. Sie wirkte auf irgendeine Weise grotesk, aber der alte Mann lächelte nachsichtig.
    »Nikki«, sagte er vorwurfsvoll, »ich dachte, ich hätte dir gesagt, du sollst nicht hereinkommen, wenn das rote Licht brennt.«
    »Tut mir leid, Daddy«, erwiderte sie, obwohl man nicht das mindeste davon bemerkte, daß es ihr leid tat, als sie das Tablett abstellte und ihn auf die
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