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Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt
Autoren: Jack L. Chalker
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Wange küßte. »Aber du hast so lange nichts gegessen, daß wir uns Sorgen gemacht haben.«
    Sie schaute hinüber, entdeckte den jungen Mann und zeigte ein ganz anderes Lächeln.
    »Hi, Ben!« rief sie munter und winkte.
    Yulin hob den Kopf, lächelte und winkte zurück. Dann dachte er plötzlich angestrengt nach. Hundert Meter, dachte er. Die Küche war etwa so weit entfernt, über dem Boden.
    Sie legte die Arme um ihren Vater.
    »Was hast du denn so lange getrieben?« fragte sie ihn in ihrem spielerischen Ton. Wiewohl körperlich erwachsen, war Nikki Zinder gefühlsmäßig durchaus noch ein Kind und benahm sich auch so. Zu sehr, wie ihr Vater wußte. Sie wurde hier in zu starkem Maße beschützt, war von Gleichaltrigen abgeschnitten und wurde von frühester Zeit an durch die Unfähigkeit ihres Vaters, sie im Zaum zu halten, und das Wissen aller, daß sie die Kleine des Chefs war, arg verhätschelt. Selbst ihr leichtes Lispeln war kindlich; oft glich sie eher einer schmollenden Fünfjährigen als einer fast Vierzehnjährigen, die sie war.
    Aber sie war seine Tochter, und er konnte es nicht ertragen, sie fortzuschicken, in eine vornehme Schule oder ein Objekt in weiter Ferne. Er hatte ein einsames Leben voller Zahlen und Maschinen geführt; mit siebenundfünfzig Jahren hatte er Klonproben nehmen lassen, aber er wollte ein eigenes Kind. Schließlich hatte er eine Projektassistentin auf Voltaire dafür bezahlt, ihm eines zu schenken. Sie war die erste, die sich dazu bereit erklärt hatte, nur um zu sehen, wie das war. Sie war Verhaltenspsychologin, und Zinder ließ sie zu seinem Projekt versetzen, bis Nikki geboren war, dann bezahlte er sie, Nikki sah wie ihre Mutter aus, aber darauf kam es nicht an.
    Sie war sein Kind, und während der kritischsten Perioden des Projekts hatte sie ihn daran gehindert, sich zu erschießen. Sie war unreif bis zum Exzeß, aber er wollte in Wirklichkeit gar nicht, daß sie erwachsen wurde. Nikki Zinder hörte plötzlich eine Frau husten. Sie hüpfte zum Geländer und schaute hinunter auf die Zentaurin.
    »Oh, Mann!« rief sie. »Hi, Zetta!«
    Die Zentaurin blickte zu dem Mädchen hinauf und lächelte nachsichtig.
    »Hallo, Nikki«, antwortete sie automatisch.
    Zinder und Yulin waren fasziniert.
    »Nikki, fällt dir denn an Zetta nichts, äh, Besonderes auf?« fragte sie ihr Vater.
    »Nee«, erwiderte sie achselzuckend. »Wieso denn?«
    Ben Yulins Unterkiefer klappte in ehrlicher Überraschung herunter.
     
     
    Es verging über eine Woche, in der sie verschiedene Reaktionen auf das neue Geschöpf erlebten. Praktisch alle im Center sahen nichts Ungewöhnliches darin, daß Zetta Halib zur Hälfte ein Pferd war, das heißt, sie sahen nichts neuartig Ungewöhnliches darin. Sie wußten natürlich, daß sie sich den Biologen freiwillig zu den Versuchen zur Verfügung gestellt hatte, Menschen verschiedenen Erscheinungsformen anzupassen. Sie wußten, daß sie nach der Zeugung manipuliert worden war, um so aufzuwachsen, wie es der Fall gewesen war, und sie erinnerten sich, wann sie angekommen war, und wie sie das erste Mal reagiert hatten.
    Natürlich stimmte alles überein, bis auf die Tatsache, daß nichts von dem, woran sie sich erinnerten, auch wirklich geschehen war. Die Wirklichkeit mußte sie erklären und hatte sich dementsprechend angeglichen. Nur zwei Männer wußten die Wahrheit.
    Ben Yulin rauchte im Büro seines Chefs eine gebogene Pfeife und schaukelte in einem Stuhl träge hm und her.
    »Jetzt wissen wir es also«, sagte er schließlich.
    Zinder nickte und trank einen Schluck Tee.
    »Ja. Wir können jedes Individuum, jedes Objekt nehmen und es umgestalten, wenn wir die Daten zu liefern vermögen, die Obie braucht, um die Verwandlung richtig durchzuführen, und niemand wird es je auch nur wissen. Die arme Zetta! Wir werden sie natürlich zurückverwandeln müssen.«
    »Versteht sich. Aber lassen wir ihr das gute Aussehen. Soviel hat sie sich verdient.«
    »Ja, ja, natürlich«, sagte Zinder auf eine Weise, als sei ihm das unwichtig.
    »Irgend etwas stört Sie noch«, stellte Yulin fest.
    »Ja, sogar sehr«, sagte Zinder seufzend. »Das ist eine furchtbare Macht, wissen Sie, auf diese Weise Gott zu spielen. Und mir gefällt der Gedanke nicht, daß der Rat darüber verfügen könnte.«
    Yulin sah ihn erstaunt an.
    »Na, man hat das ganze Geld aber doch nicht umsonst ausgegeben, Mensch! Wir haben es geschafft, Gil! Wir haben der konventionellen Wissenschaft den Garaus gemacht. Wir haben
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