Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt
Autoren: Jack L. Chalker
Vom Netzwerk:
erforschten, was wir dort fanden. Es gab dort Dinge, die nie auch nur zu erträumen sich jemand die Zeit genommen hatte. Ein paar Hexagons im Norden verfahren ähnlich, aber die meisten nicht. Wir haben das Gefühl, daß die Markovier uns dazu geschaffen haben, und die wenigen anderen, die dasselbe tun, auch. Wir suchen nach dem, was ihnen entgangen ist.«
    »Und habt ihr es gefunden?« fragte Mavra ein wenig zynisch. Auch Mystiker lagen ihr nicht.
    »Nach einer Million Jahren sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir erkennen, daß wirklich etwas gefehlt hat«, erwiderte der Gedemondas. »Was es ist, wird weiteres Studium und Vervollkommnung erfordern. Im Gegensatz zu jenen von euren Welten haben wir es nicht eilig.«
    »Ihr habt Macht gefunden«, sagte Renard. »Der Teller ist einfach verschwunden, aufgelöst worden.«
    Das Schneewesen lachte leise, aber mit einer gewissen Traurigkeit.
    »Macht? Ja, vielleicht. Aber die wahre Probe ungeheurer Macht ist die Fähigkeit, sie nicht anzuwenden«, sagte er rätselhaft. Er sah zu Mavra hinüber und deutete mit dem Finger auf sie. »Was auch geschehen mag, Mavra Tschang, denken Sie daran!«
    Sie sah ihn verwirrt an.
    »Sie glauben, ich werde große Macht bekommen?« antwortete sie skeptisch und ein wenig spöttisch.
    »Zuerst müssen Sie in die Hölle hinabsteigen. Erst dann, wenn die Hoffnung zunichte ist, werden Sie erhoben und auf den Gipfel erreichbarer Macht gesetzt, aber ob Sie weise genug sein werden oder nicht, zu wissen, was Sie damit tun und nicht tun sollen, ist uns verborgen.«
    »Woher wissen Sie das alles?« fragte Vistaru scharf. »Ist das nur mystisches Geraune oder kennen Sie die Zukunft wirklich?«
    Der Gedemondas lachte wieder leise.
    »Nein, wir lesen Wahrscheinlichkeiten. Wissen Sie, wir sehen – erkennen ist ein besseres Wort – die Mathematik des Schachts der Seelen. Wir fühlen den Energiefluß, die Bindungen und Zusammenhänge in jedem Partikel von Materie und Energie. Alle Wirklichkeit ist mathematisch, alle Existenz in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft besteht aus Gleichungen.«
    »Dann können Sie also voraussagen, was geschehen wird«, warf Renard ein. »Wenn Sie die Mathematik sehen, können Sie die Gleichungen lösen.«
    Der Gedemondas seufzte.
    »Was ist die Quadratwurzel von minus zwei?« fragte er. »Das ist etwas, das Sie sehen können. Lösen Sie die Aufgabe!«
    Das Argument wurde so einfach wie möglich dargestellt.
    »Aber das erklärt nicht, warum Sie so tun, als wären Sie primitive Schneeaffen«, sagte Tael beharrlich.
    Der Gedemondas sah sie an.
    »Uns in die materiellen Gleichungen zu verstricken, hieße, das zu verlieren, was wir für den größeren Wert halten. Es ist eigentlich zu spät dafür, daß irgendeine Ihrer Kulturen das begreift; ihr seid auf dem Weg der Markovier zu weit fortgeschritten.«
    »Aber Sie haben uns gegenüber Ihre Rolle abgelegt«, erklärte Hosuru. »Warum?«
    »Der Krieg und die Antriebskapsel, versteht sich«, erwiderte Vistaru.
    Doch der Gedemondas schüttelte den Kopf.
    »Nein. Es geschah, um einer Person unter ihnen zu begegnen und mit ihr zu sprechen, zu versuchen, die Kompliziertheit ihrer Gleichung zu verstehen und ihren Sinn und die mögliche Lösung zu erkennen.«
    »Mavra?« fragte Renard verwundert.
    Der andere nickte.
    »Und das ist jetzt geschehen, auch wenn ich nicht weiß, was noch hinzukommen kann. Was euren albernen, dummen, kleinlichen Krieg und euer Raumschiff angeht, nun, wenn ihr zu einem kurzen Marsch fähig seid, können wir das gleich klären.«
    Er stand auf. Sie folgten seinem Beispiel und gingen hinaus. Ein anderer Gedemondas ging ihnen mit ihrer Kleidung nach; in den warmen Höhlen brauchten sie sie nicht, aber es war klar, daß sie nicht in diesen Raum zurückkehren würden.
    Sie mußten eine Weile an einer Wegkreuzung warten, und ihr Führer verließ sie. Kurz danach kam ein anderer Gedemondas – oder war es derselbe? –, und sie gingen weiter. Es wurde nichts gesprochen.
    Später, nach einem Marsch von mehreren Stunden, wie ihnen schien, standen sie wieder vor einer Steinmauer, und man half ihnen in ihre Schutzkleidung. Ein freundlicher Gedemondas hatte einen genau passenden Pelzmantel für Mavra angefertigt, samt Beinen. Sie war verblüfft und fragte sich, wie das in einer einzigen Nacht möglich gewesen war.
    Die mächtige Tür öffnete sich knarrend und gab den Blick auf eine seltsame Szene frei.
    Es war ein großes Becken, darüber hing ein U-förmiges Tal,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher