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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers
Autoren: Steve Erikson
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verdammt noch mal. Wenn ich unbedingt Soldat hätte werden wollen, wäre ich in irgendeine verdammte Armee eingetreten, beim Vermummten. Der Abgrund soll sie alle – verschlingen -
    Eine weitere Salve von den weit entfernten Katapulten schlug Schneisen durch den Rauch. Er ging etwas schneller, doch die Feuerbälle waren schon über ihn hinweggezischt; sie senkten sich auf das Zentrum der Stadt nieder und landeten in einem trommelnden Stakkato. Wenn die so weitermachen, werde ich höchstwahrscheinlich wahnsinnig. Vor ihm rannten Gestalten durch den Rauch. Das Geräusch aufeinander prallender Waffen wurde lauter, wie Wellen, die an einen Kiesstrand brandeten. Na schön. Ich suche jetzt einfach das Tor und hole das Schätzchen da raus. Wird nicht lange dauern. Beim Vermummten, wenn sie sich weigert, schlage ich sie bewusstlos. Wir werden irgendeine Möglichkeit finden, hier rauszukommen, und das war’s dann.
    Er näherte sich der Rückseite der Marktbuden, die auf die Innere Hafenstraße hinausgingen. Die Gässchen zwischen den klapprigen Buden waren eng und knietief mit Unrat übersät. Die Straße dahinter war hinter einer Rauchwand verborgen. Nachdem er sich einen Weg durch den Müll freigetreten hatte, erreichte Grantl die Straße. Das Tor befand sich zu seiner Linken, war kaum zu erkennen. Die gewaltigen Torflügel waren zerschmettert, der Durchgang mit Leichen übersät. Aus den Schießscharten der gedrungenen Türme, die die Öffnung flankierten und deren geschwärzte Seiten mit hellen Kratzern übersät waren – Spuren von unzähligen Pfeilen, Armbrust- und Balistenbolzen –, drang Qualm, begleitet von Schreien und Schwertgeklirr. Auf den Plattformen der Mauer zu beiden Seiten erkämpften sich Soldaten in der Uniform der Grauen Schwerter Zugang zu den oberen Stockwerken der Türme.
    Von rechts näherten sich trampelnde Schritte. Ein halbes Dutzend Trupps Grauer Schwerter tauchte aus dem Qualm auf, die beiden vordersten Reihen mit Schwert und Schild, die beiden hinteren mit gespannten Armbrüsten. Sie überquerten genau vor dem Karawanenführer die Straße und bezogen hinter dem Leichenberg im Tordurchgang Stellung.
    Ein launischer Wind verjagte rechts von Grantl den Rauch aus der Straße, ließ noch mehr Leichen sichtbar werden – Capanthall, Lestari und pannionische Betakliten, die ganze Straße entlang, bis zu einer verbarrikadierten Kreuzung in sechzig Schritt Entfernung, wo sich die toten Soldaten zu einem weiteren Haufen auftürmten.
    Grantl rannte zu den Grauen Schwertern hinüber. Da er keinen Offizier ausmachen konnte, wandte er sich an die Armbrust-Schützin, die ihm am nächsten war. »Wie sieht’s aus, Soldatin?«
    Sie blickte ihn kurz an; ihr Gesicht war eine ausdruckslose, rußbedeckte Maske, und überrascht stellte er fest, dass sie eine Capan war. »Wir säubern die Türme. Die Truppen, die den Ausfall gemacht haben, müssten bald zurück sein – wir lassen sie durch und halten dann den Durchgang.«
    Er starrte sie an. Einen Ausfall? Bei den Göttern, sie sind vollkommen verrückt geworden! »Ihr haltet ihn, sagst du?« Er starrte den bogenförmigen Durchgang an. »Und wie lange?«
    Sie zuckte die Schultern. »Die Sappeure mit ihren Arbeitsgruppen sind schon unterwegs. In ein oder zwei Glockenschlägen haben wir ein neues Tor.«
    »Wie viele Durchbrüche? Was ist verloren?«
    »Ich weiß es nicht, Bürger.«
    »He, ihr da drüben, lasst das Geschwätz«, rief eine männliche Stimme. »Und schafft den Zivilisten hier weg – «
    »Bewegung voraus!«, rief ein anderer Soldat.
    Armbrüste wurden bereit gemacht und auf den Schultern der knienden Schwertträger abgestützt.
    Irgendjemand rief von außerhalb des Durchgangs: »Lestari-Truppen – nicht schießen! Wir kommen rein!«
    Die Grauen Schwerter schienen sich dennoch nicht zu entspannen. Einen Augenblick später kamen die ersten der Männer, die den Ausfall gewagt hatten, in Sicht. Die schwer gerüsteten Fußsoldaten waren verletzt und zerschlagen; sie trugen ihre schwerer verwundeten Kameraden und forderten die Grauen Schwerter auf, ihnen eine Gasse frei zu machen.
    Die wartenden Trupps teilten sich und bildeten einen Korridor.
    Jeder der ersten dreißig Lestari, der vorbeikam, schleppte einen verwundeten Kameraden. Grantl hörte Kampfgeräusche von jenseits des Durchgangs. Sie kamen näher. Es gab anscheinend eine Nachhut, die diejenigen schützte, die die Verwundeten trugen, und der Druck auf sie nahm zu.
    »Gegenangriff!«, brüllte
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